Was wäre die Welt ohne Bücher und Bibliotheken? 1828 wurde die erste öffentliche Bibliothek in Deutschland gegründet. Dank Richard von Weizsäcker  wird immer am 24. Oktober  der „Tag der Bibliotheken“ gefeiert. Ein passender Anlass, um den Lörracher Bibliotheken einen Besuch abzustatten.

Von Elena Polnau
Lörrach. Der Wandel der Zeit bringt jedoch Veränderungen mit sich: Erscheinungsbild und Funktion der Büchereien, und auch die Nutzung und Veranstaltungen  änderten sich im Laufe der Zeit, so auch in Lörrach. Die Stadtbibliothek  ist mit  14 Mitarbeitern und zwei Auszubildenden  die am stärksten  besuchte Kultureinrichtung der Stadt  – rund 170 000 Menschen schmökern dort jedes Jahr. 

Die Stadtbibliothek  ist aber schon lange nicht mehr der eingestaubte Ort, den viele   beim Begriff Bibliothek im Kopf haben.  Büchereien entwickeln sich gerade in den vergangenen Jahren vielmehr zu einem „dritten Raum, neben der Arbeit und den eigenen vier Wänden“, berichtet Sabine Dietrich, Leiterin der Stadtbibliothek.

Auch die Funktion  verändere sich: „Die Bibliothekt entwickelt sich mehr in Richtung Café, in dem man sich zusammensetzen und auch einer  Vereinsamung in der Gesellschaft entgegenwirken kann“, erläutert Dietrich. In der öffentlichen Einrichtung könne man still für sich lesen, mit anderen ins Gespräch kommen oder einfach nur einen Kaffee in Gesellschaft trinken. Sie ergänzt: „Ob Lerngruppen, Schüler, Studenten oder Einzelpersonen, die Bücherei wird schon lange auch als Aufenthaltsort genutzt  – zum Lesen, Arbeiten oder Austauschen. Auch die gute  technische Ausstattung lockt viele Besucher an. Das öffentliche WLAN gibt beispielsweise auch vielen Flüchtlingen die Möglichkeit, den Kontakt zu ihrer Familie in der Heimat zu halten.“

Auch die Kooperation mit den Grundschulen soll vor dem Hintergrund des Ganztagsbetriebs in den Vordergrund rücken: „Die Schulen sind oft auf der Suche nach Räumen außerhalb der Schule. Unter anderem wollen wir den Schülern auch Kurse in Medienkompetenz geben. Ihnen zeigen, welche Quellen vertrauenswürdig sind oder wie man für Referate recherchiert.“

Seit 2013 gibt es die Onleihe Dreiländereck, wo eBooks ausgeliehen werden können. Dieses digitale Angebot sei gerade in den vergangenen Jahren erweitert worden, berichtet Dietrich. Die Bücherei biete außerdem auch eReader zum Verleih an: „ Wir haben immer die neuesten Modelle da und verleihen diese auch, damit die Kundschaft sieht, wie sie funktionieren und ob sie mit dem System klarkommt.“ Passend dazu gibt es  regelmäßige „Onleihe Sprechstunden“, bei denen alle Fragen rund um das Thema eBooks geklärt werden.   „Wir haben den Auftrag,  Wissen für alle anzubieten, aus diesem Grund  gehören auch  Schulungsangebote für  ältere Menschen   im Bereich Medienkompetenz zu unserem Angebot, um sie   bei der digitalen Entwicklung zu begleiten.“

Zusammenarbeit mit Schulen und  Kindergärten

Zahlreiche Veranstaltungen für Groß und Klein bieten für jeden etwas. Für das erwachsene Publikum gibt es die monatlichen Autorenlesungen, den Spieletreff   oder den Literaturhappen. „Die etwas andere Mittagspause“, beschreibt Sabine Dietrich die 20-minütige Lesung aus aktuellen Romanen um die Mittagszeit. Sie wird jeweils von einem Schauspieler aus der Region gehalten.

Weiter gibt es die Veranstaltung „We Play“, die Kindern  im Alter zwischen 10 und 14 Jahren die Möglichkeit bietet,  bei Konsolenspielen gegeneinander anzutreten. Es sei eine Art Turnier, erklärt die Leiterin.  Diese Veranstaltung stärke die Verbindung zur Bibliothek schon im jungen Alter, vor allem bei Jungs, die allgemein  eher als lesefaul gelten.</p><p>Auch für die ganz jungen Leseratten gibt es  viele Angebote wie den „Buchhüpfer“, ein Vorlese- und Bastelnachmittag, der Kindern im Vorschulalter und ihren Eltern insbesondere das Vorlesen näher bringen soll. In diesem Rahmen werde auch die Zusammenarbeit zwischen Kindergärten und der Stadtbibliothek gestärkt, so Dietrich.

Um den geänderten Nutzungsgewohnheiten und Veränderungen Rechnung zu tragen, soll auch die Inneneinrichtung an die neue Nutzung angepasst werden, erklärt Dietrich. Die jetzige Jugendinfo  auf der Sachbuchetage soll beispielsweise zum „Lernstudio“ werden, dort könnten  Schulungen stattfinden oder sich Lerngruppen treffen.

„Was wir uns für die Zukunft wünschen, ist  ein flexibleres Mobiliar und hochwertige Sitzmöbel, welche einladend für die Besucher wirken“, fasst Dietrich zusammen. Vor allem durch die Anordnung der Möbel sollen Bereiche geschaffen werden, die einladen zum Zusammensitzen und Reden. In den hinteren Bereichen der Räume bleibe aber auch  ein  Ort der Stille bestehen, für Leser und Lerner, so Dietrich weiter. Ihr schwebt „eine Art Arbeitslounge mit bequemen Sesseln und kleinen Tischchen“ vor.

Mit der schrittweisen Veränderung und Neugestaltung plane man  eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität – beispielsweise würden  Passanten schon durch die großen Fenster im Erdgeschoss durch die „nette Atmosphäre“ im Inneren angezogen, da gerade der Eingangsbereich ein Aushängeschild für die Einrichtung sei, so Dietrich: „Reinkommen und sich  wohlfühlen.“