Lörrach Ungebremste virtuose Schaffenskraft

Die Oberbadische
Mit vollem Einsatz (v.l): Stefan Neldner, Fredy Studer und Harry Sokal. Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Das Jasper van´t Hof Quartett stellte im Jazztone sein Album „Oeuvre“ vor

Von Ursula König

Lörrach. Oeuvre, so wird das Gesamtwerk eines Künstlers auch bezeichnet, und so hat der niederländische Jazzpianist Jasper van´t Hof sein Album benannt, das er nun im Jazztone vorstellte. Doch nicht nur der Pianist lässt im Album und auf der Bühne jahrzehntelange Erfahrung für sich sprechen.

Das klassisch gehaltene Quartett mit dem Saxofonisten Harry Sokal, einem gebürtigen Wiener, dem Schweizer Schlagzeuger Fredy Studer und dem deutschen Bassisten Stefan Neldner fand als eine bestens aufeinander eingestimmte Gemeinschaft zusammen, die zeitgemäßen europäischen Jazz authentisch verkörpert. Eine Essenz, wenn man so will, die musikalische Lebenswerke mit einer harmonischen Integration der individuellen Stärken verbindet.

Und so zeigt das Quartett nicht nur jede Menge Spielfreude, wirft sich die musikalischen Bälle per Handzeichen zu und lässt jedem seinen eigenen Raum, sich zu entfalten. Vor allem der Schlagzeuger überrascht mit Spielwitz, Temperament und gegebenenfalls auch Zurückhaltung, wohingegen Stefan Neldner am Bass für den markanten und tragenden Unterbau steht; durchaus mit virtuoser Vielfalt.

Harry Sokal, der zu den wichtigsten „Post-Coltrane“ Saxofonisten in Europa zählt, steht für energetische Läufe, gepaart mit lyrischem Ausdruck. Und für Beweglichkeit im weitesten Sinne. Dass er noch an den Folgen einer Fußoperation litt und deshalb auf einem Lautsprecher saß, bremste ihn keineswegs in seinem agilen und bewegungsorientierten Spiel. Und der Pianist und Keyboarder findet nach früheren Ausflügen in rockige angehauchte Sphären und afrikanische Rhythmen mit Leichtigkeit und Fantasie wieder zu ursprünglicherem Jazz zurück, der stellenweise an Thelonious Monk erinnert vor allem in der Kunst des Weglassens.

Raum bleibt auch für die balladenartigen Stücke, die sich etwas ruhiger entfalten können und wie bei „Dulcinea“ Swing Einflüsse einbeziehen. Beweisen muss sich hier niemand mehr. Eine brillante und ausdrucksstarke Technik jedes Einzelnen bietet das Sprungbrett zu federleichten Höhenflügen und explosiv geladenen Ausbrüchen. Die Kunst des Übergangs, die Fingerspitzengefühl und Teamgeist verlangt, wird offenkundig gut gepflegt.

Dass hierbei ein ausgereiftes Spiel zu hören ist, versteht sich von selbst. Es sind raffiniert ausgefeilte Kontraste, die gepflegt werden: Das lyrisch verhaltene Spiel und überbordende Dynamik; Arrangements, die durch fast mathematisch gesetzte Anordnungen und frei schwingende Kreativität bestechen, und die agil und flexibel von ungebremster Schaffenskraft zeugen.

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