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Lörrach „Uns kann man vor Ort erleben“

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Die  Privatbrauerei Lasser feiert ihr 165-jähriges Bestehen / Interview mit Geschäftsführer Andreas Walter

Die Lörracher Privatbrauerei Lasser feiert demnächst ihr 165-jähriges Bestehen. Das Jubiläum, die Neuverpachtung der traditionsreichen Brauereigaststätte und die geschäftliche Entwicklung von Lasser waren Themen des Interviews, das Guido Neidinger mit Geschäftsführer Andreas Walter führte.

Herr  Walter, seit Jahren trinken die Bundesbürger immer weniger Bier. Belastet das auch die Brauerei Lasser?

Der rückläufige Bierkonsum betrifft fast alle Brauereien in Deutschland. Seit Jahrzehnten ist der Pro-Kopf-Verbrauch rückläufig. Vor 15 Jahren lag dieser noch bei 142 Litern, heute sind es noch rund 100 Liter.

Wo sehen Sie die Gründe?

Das kann man an dem Thema Alkohol und Autofahren festmachen. Und es ist auch richtig, dass man sich mit Alkohol nicht ans Steuer setzen sollte. Auch die Themen Fitness und Wellness spielen hier hinein. Hartnäckig hält sich in der  gesundheitsbewussten Bevölkerung das Vorurteil: Bier macht dick. Aber es ist ein Vorurteil, das nicht richtig ist, denn Bier hat deutlich weniger Kalorien als Milch oder Apfelsaft bei gleicher Menge. Aber richtig ist, dass sich Alkoholkonsum appetitanregend auswirkt, und deshalb sollte man aufpassen, was man zum Biertrinken verzehrt. Trotz des rückläufigen Pro-Kopf-Verbrauchs hatten wir im vergangenen Jahr ein Absatzplus von 3,6 Prozent zu verzeichnen.

Können Sie das konkretisieren?

Ich kann Ihnen eine Zahl nennen: Unser Gesamtausstoß liegt bei rund 70 000 Hektolitern im Jahr.

Wo kommt das Wachstum her, wenn der Bierkonsum, wie Sie sagten, auch in Ihrem Geschäftsbereich rückläufig ist?

Wir wachsen derzeit sehr stark in der Gastronomie. Die Nachfrage nach Lasser-Bier nimmt bei den Wirten zu.

Wie kommt das?

Wir sind im Umkreis von 60 Kilometern die einzige noch verbliebene Privatbrauerei. Außerdem sind wir seit Generationen ein verlässlicher Partner der Gastronomie. Zudem haben wir in den vergangenen Jahren sehr viel in unsere Produktpräsentation investiert und auch bei den Verpackungen noch stärker die Kundenbedürfnisse berücksichtigt. So haben  zum Beispiel unsere Six-Packs, also die Gebinde mit sechs Flaschen, eine Rundumverpackung bekommen. Dieses Gebinde lässt sich sehr gut tragen und ist sicher. Außerdem läuft unser Lasser Naturradler außerordentlich gut. Dieses Mischgetränk passt hervorragend zum Gesundheitsbewusstsein der Menschen und ist besonders beliebt nach dem Sport oder in der Freizeit.

Sie sammeln mit Ihren Biersorten Jahr für Jahr DLG-Prämierungen. Machen sich diese Prämierungen beim Absatz bemerkbar?

Mit diesen Preisen wird unsere langjährige Produktqualität immer wieder ausgezeichnet. Wir sind beispielsweise als einzige Brauerei im Südwesten IFS-zertifiziert. Damit wird uns bestätigt, dass  unsere Produkte und die gesamten Abläufe in der Brauerei dem derzeit höchsten Standard für die Lebensmittelbranche entsprechen. Bereits zum neunten Mal haben wir uns dieser anspruchsvollen Zertifizierung erfolgreich unterzogen. Unseren Kunden signalisiert das, dass sie höchste Qualität mit geprüfter und zertifizierter Sicherheit erhalten. Auch für unsere nichtalkoholischen Libella-Limonaden haben wir  den Quality-Award erhalten. Zweimal haben wir hier den 1. Platz erreicht. Auch das ist ein Beleg für unsere durchgängig gute Qualität.

Und wie kommt das jetzt bei den Kunden an?

Ganz genau wissen wir  nicht, warum die Kunden zu Lasser-Produkten greifen. Aber ich bin davon überzeugt, dass sich diese nachweisbare Qualität unterschwellig positiv beim Kunden auswirkt, auch wenn er nicht genau weiß, wie viele Preise wir bereits gewonnen haben.

Gibt es weitere Gründe für die offensichtlich zunehmende Akzeptanz ihrer Produkte?

Die Regionalität spielt hier sicherlich eine immer größere Rolle. Die Menschen schätzen regionale Produkte. Außerdem tun wir viel, um unsere tiefe Verwurzelung und Identifikation mit der Region und den hier lebenden Menschen zu verdeutlichen. So sind wir bei kulturellen und sportlichen Veranstaltungen immer wieder als Sponsor präsent. Nennen möchte ich hier beispielhaft das Festival Sommersound in Schopfheim, das Open Air Kino in Weil am Rhein oder das Internationale Bläserfestival, ebenfalls  in Weil am Rhein. Im sportlichen Bereich möchte ich die Unterstützung des FV Lörrach-Brombach oder der Ringer von Adelhausen erwähnen. In diese Bereiche stecken  wir erhebliche Teile unseres Marketingbudgets, um kulturelle Veranstaltungen und Sportevents auf hohem Niveau in der Region zu ermöglichen. Wir haben das Ziel, uns als Marke in der Region zu etablieren. Und das gelingt uns offenbar ganz gut. Auch die vielen persönlichen Kontakte spielen hier eine Rolle. Uns kann man vor Ort erleben – vom Ausfahrer bis zum Geschäftsführer.

Wo sehen Sie als regional tätiges Unternehmen Möglichkeiten, Ihre Geschäftstätigkeit auszuweiten?

In unserer Region steckt nach wie vor viel Potenzial für unser Unternehmen. Auch in der Schweiz gibt es Möglichkeiten. Zudem sind wir nicht nur auf die Region beschränkt, auch wenn hier immer unser Schwerpunkt liegen wird. Derzeit prüfen wir zum Beispiel Auslandsaktivitäten in Holland und Australien.

Australien, das macht neugierig. Was haben Sie am anderen Ende der Welt vor?

Aufgrund persönlicher Kontakte ist der Faden nach Australien geknüpft worden. In unserer Region gibt es einige Menschen, die Verwandte in Australien haben. Und die sehnen sich angesichts einiger weniger australischer Mono-Biermarken nach regionalem deutschem Bier. In Brisbane, in Sydney und in Melbourne leben viele deutschstämmige Australier, die gut miteinander vernetzt sind. Und hier haben wir Gespräche angebahnt, um unser Bier zu platzieren. Neben unserem Bier sollen auch andere Produkte aus dem Schwarzwald auf einer eigenen Handelsplattform angeboten werden. Inzwischen sind die Verhandlungen soweit vorangetrieben, dass es bereits einen Testmarkt gibt. Wir haben also schon Bier nach Australien geliefert, und die ersten Erfahrungen sind sehr positiv. Wenn wir dauerhaft auf dem australischen Markt Fuß fassen wollen, dann müssen wir natürlich auch in Märkten und Bottle-Shops  vertreten sein.

Lohnt sich denn der Transport über eine so weite Strecke?

Ja, das lohnt sich trotz der langen Transportwege. Das liegt vor allem an den günstigen Transportkosten.

Kehren wir gedanklich zurück in die Heimat. Wie geht es  weiter mit Ihrem Brauereiausschank an der Wallbrunnstraße, nachdem der Pachtvertrag der Familie Brunner ausgelaufen ist?

Wir bezeichnen diesen Betrieb nicht mehr als Brauereiausschank oder Hauptausschank, sondern als Brauhaus Lasser. Und dieser Begriff verdeutlicht bereits, wohin wir mit diesem Betrieb wollen. Wir wollen hier Gastronomie anbieten, die es so in Lörrach noch nicht gibt. Wir wollen Geschichten über unser Bier erzählen. Wir haben in unserem Angebot sechs verschiedene Biere, unser Radler und Naturradler, also zwei Biermischgetränke, sowie sieben verschiedene Limonaden, der Marke Libella, die wir ebenfalls in Lörrach herstellen. Alle unsere Biersorten wird es im Brauhaus Lasser frisch vom Fass  geben. Das ist heute  nirgendwo sonst der Fall. Unser neues Pächterehepaar Frank und Corina Berberich aus Schopfheim wird spezielle Biermenüs mit korrespondierenden Biersorten anbieten.  Dafür haben wir unsere Biersorten von einer Biersommelière beschreiben lassen. Auf diese Weise erfährt der Gast Wissenswertes über unser Bier. Wo immer möglich, soll auch mit Bier gekocht werden. Im Nebenraum, dem sogenannten Wintergarten, wird es eine gehobene Restaurantküche geben. Das Restaurant wird sich von der Einrichtung her  erkennbar abheben. Während dort eher eine elegante Note das Bild bestimmt, wird das Brauhaus rustikal eingerichtet.

Werden die Räume  renoviert?

Selbstverständlich. Im Moment haben wir dort eine große Baustelle. Überall wird es Parkettböden geben. Das gesamte Haus wird saniert, natürlich unter  Berücksichtigung des Denkmalschutzes.  Auch der Biergarten wird neugestaltet.

Wann ist Eröffnung, und ist ein Fest geplant?

Wir haben noch kein Fest geplant, aber da werden wir uns noch etwas einfallen lassen. Eröffnung ist am 12. September.   Ein großes Fest haben wir aber trotzdem in Aussicht.

Zu welchem Anlass?

Unsere Brauerei wird in diesem Jahr 165 Jahre alt. Und das ist für uns ein guter Grund, Anfang Oktober groß zu feiern.

Wie sehen Ihre Pläne hierzu aus?

Geplant ist ein Fest unter dem Begriff Brauer-Silvester.

Silvester Anfang Oktober, was hat es damit auf sich?

Am 30. September endet traditionell das Jahr für die Brauereien, und am 1. Oktober beginnt das neue Jahr. Wir feiern also sozusagen das Ende des Brauereijahres.  Das geht zurück bis ins Mittelalter. Damals war das Brauen von Bier in den Sommermonaten aufgrund fehlender Kühlung fast nicht möglich. Im Oktober konnte dann das Bierbrauen mit der neuen Ernte von Gerste und Hopfen wieder beginnen. Diese schöne Tradition wollen wir mit dem Brauer-Silvester neu beleben und feiern vom 2. bis 4. Oktober.

Was haben Sie am Brauer-Silvester konkret vor?

Am Freitag, 2. Oktober, feiern wir im Lasser-Stadl, also in unserer leer geräumten und dekorierten Leerguthalle, ein Oktoberfest mit Live-Musik. Am Samstag, 3. Oktober, gibt es tagsüber ein Feuerwerk der Blasmusik und am Abend die Fortsetzung des Oktoberfestes. Am Sonntag, 4. Oktober, beginnen wir, ebenfalls im Stadl, mit einem Frühschoppen, an den sich der Mittagstisch anschließt. Musikalisch  wird böhmische Blasmusik geboten. Demnächst wollen wir das Programm  näher vorstellen.

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