Im Lörracher Rathaus häufen sich die Fundsachen. Das Lager in der Tiefgarage ist bereits wieder mehr als halb voll. Von Gerd Lustig Lörrach. „Ich habe das Gefühl, dass die Leute dieses Jahr noch mehr verlieren oder liegenlassen als in den Vorjahren“, lacht Jan Wenner, seit 15 Jahren Leiter des Bürgerbüros im Lörracher Rathaus. Seit 13 Jahren hat er mit Fundsachen zu tun, muss es also wissen. „Unser Lager in der Tiefgarage ist schon wieder mehr als halb voll“, berichtet er. 842 Fundgegenstände sind bisher zusammengekommen, darunter Schlüssel, Brillen, Handys, Smartphones, Kleidungsstücke, Schmuck, Musikinstrumente, erstmals eine Drohne und, man höre und staune, schon 251 Fahrräder – vom Dreirad über Mountainbikes bis hin zum teuren Rennrad. Rein rechtlich muss zunächst ein halbes Jahr abgewartet werden, ob sich der eigentliche Besitzer der Fundsache findet. Ist diese Frist verstrichen, kann der Finder seinen Anspruch anmelden. „Er kann dann für kleines Geld die Fundsache erwerben“, erklärt Wenner. Eine eigene Gebührenordnung legt den Preis fest. Was der neue Besitzer ebenfalls noch bekommt, ist eine so genannte Eigentümer-Nachweisbestätigung. „Damit es hernach keine Probleme mit der Polizei gibt“, so der Bürgerbüro-Chef. In den Genuss von Fundsachen kommt man in Lörrach aber auch auf andere Art, nämlich via Online-Auktion. Die findet einmal jährlich statt, die nächste im Frühjahr 2017. „In jedem Fall noch vor Beginn der Fahrradsaison“, betont Wenner. Seit Jahren setzt die Stadtverwaltung auf diese Online-Auktionen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Zum einen muss er keine Mitarbeiter für eine öffentliche Versteigerung organisieren. Außerdem haben diejenigen, die etwas ersteigert haben, drei Tage Zeit, um die erworbene Fundsache abzuholen. „Das Tollste dabei ist aber, dass im Grunde alles, was unter den Hammer soll, auch tatsächlich weggeht“, weiß Wenner. Denn zum Schnäppchenmachen, dazu sei diese Art Auktion allemal geeignet. Seit Jahren wird die Stadt bei den Auktionen vom GMS Bentheimer Softwarehaus unterstützt. Nicht nur in Lörrach finden die Online-Versteigerungen statt, sondern bundesweit. Bei den über zehn Tage laufenden Versteigerungen läuft der Preis dann rückwärts und sinkt stündlich und minütlich. Beim gewünschten Wert kann man schließlich sein Angebot setzen. Hoffen muss man indes darauf, dass dies nicht zuvor schon ein anderer Bieter getan hat. Der Mindestpreis für ein Produkt beträgt ein Euro. Das Teuerste, was in Lörrach jemals ersteigert wurde, war ein Top-Rennrad für 225,73 Euro. „Das war im vergangenen Jahr“, erinnert sich Wenner. Im Schnitt liegen die Preise aber deutlich tiefer – zwischen 20 und 50 Euro.