Es war nur eine Information am Ende der Sitzung des Hauptausschusses am Donnerstag. Doch die Zahl der Flüchtlinge, die die Stadt Lörrach voraussichtlich in diesem Jahr zusätzlich unterbringen muss, stimmt nachdenklich. Von Guido Neidinger Lörrach. Zum Schluss seiner Ausführungen sagte Oberbürgermeister Lutz: „Wir können das schaffen.“ Gleichzeitig aber dämpfte er den Optimismus mit der Einschränkung: „Aber ewig darf das so nicht weitergehen.“ Doch zunächst geht es nach seinen Worten erst einmal so weiter wie im vergangenen Jahr. Mehr noch: Derzeit befinden sich in Lörrach laut Lutz 470 Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften.120 wohnen an der Gretherstraße, 200 in Brombach und 150 im früheren Gaba-Gebäude im Entenbad in Hauingen. Die letztgenannte Halle steht aber nur noch bis Ende März zur Verfügung. Diese Flüchtlinge müssen danach anderweitig untergebracht werden – eventuell im Innocel-Quartier, wo bekanntlich Platz für 100 Flüchtlinge geschaffen werden soll. Verteilt werden die Flüchtlinge nach dem Einwohnerschlüssel. Für Lörrach bedeutet das laut Lutz, dass die Stadt knapp 22 Prozent der im Kreis ankommenden Personen aufnehmen muss. Da der Landkreis Wohnraum für insgesamt 4500 Flüchtlinge benötigt, entfallen knapp 1000 auf Lörrach. Mit anderen Worten: Die Zahl der Flüchtlinge in Lörrach wird sich in diesem Jahr noch einmal mehr als verdoppeln. „Für diese Menschen benötigen wir fünf bis sechs Wohneinheiten, die wir dem Landkreis zur Verfügung stellen“, führte Lutz aus. Wo, das ließ der Oberbürgermeister offen. In den kommenden Wochen soll nach geeigneten Grundstücken gesucht werden. Trotz frostiger Temperaturen mitten im Winter kommen derzeit 114 Menschen pro Woche in den Landkreis Lörrach. Diese unterzubringen „ist keine leichte Aufgabe“. Doch Lutz wollte nicht nur problematisieren, sondern auch ein positives Signal aussenden. „Alle Unterkünfte laufen gut. Wir gehen davon aus, dass das auch weiterhin so bleiben wird.“ Lösen muss die Stadt aber ein weiteres Problem. Durch die Bereitschaft, Gemeinschaftsunterkünfte für die Erstaufnahme von Flüchtlingen zu schaffen, konnten sich Städte und Gemeinden bisher von der Anschlussunterbringung befreien. Das war vor Monaten eines der wichtigsten Argumente der Stadt für den Bau einer Gemeinschaftsunterkunft in Haagen für 200 Flüchtlinge. Hinzu kommt, dass die Erstaufnahme vom Landkreis finanziert wird, während die Anschlussunterbringung von anerkannten oder geduldeten Flüchtlingen finanziell von den jeweiligen Städten und Gemeinden zu schultern ist. Doch inzwischen hat die Wirklichkeit dieses Konzept zunichte gemacht. Weil wesentlich mehr Flüchtlinge ins Land gekommen sind, als ursprünglich erwartet, wird sich auch Lörrach – wie alle anderen Gemeinden – an der Anschlussunterbringung beteiligen müssen. 1000 Menschen, so Lutz, müssen schon bald im Kreis in dieser zweiten Phase mit regulärem Wohnraum versorgt werden. Auf die Stadt Lörrach entfallen davon 200 anerkannte oder geduldete Flüchtlinge. Für diese müssen nach Schätzungen des Oberbürgermeisters zwischen 50 und 100 Wohnungen bereitgestellt werden. „Es ist noch ein kleines Rätsel, wo die herkommen sollen“, sagte Lutz. Des Rätsels Lösung dürfte aber eher groß als klein sein. Selbst die Wohnbau Lörrach hat keine Reserven mehr. Im Gegenteil: Die Warteliste von Wohnungssuchenden ist lang. Laut Wohnbau-Geschäftsführer Thomas Nostadt stehen 2082 Haushalte und damit etwa 4300 Personen auf der Warteliste. „Wir werden wohl mit Provisorien arbeiten müssen“, um die Flüchtlinge unterzubringen, betonte Lutz in der Sitzung des Hauptausschusses. Wie diese aussehen könnten, sagte er noch nicht. Nur soviel: „Es ist utopisch, die Menschen mit regulärem Wohnraum versorgen zu können“. Auch die Integration treibt Lutz um. Bei einem Flüchtlingszuwachs von einem Prozent der Lörracher Einwohnerzahl pro Jahr könnten auch die Behörden schon bald überfordert sein. Auf Nachfrage von Ulrich Lusche (CDU) meinte Lutz, dass für die Unterbringung weiterer Flüchtlinge bis Ende Februar Konzepte vorliegen.