Schorle, Schorle und noch mal Schorle – egal, ob süß oder sauer: Die spritzige Mischung fungierte auch  bei der Rotssuppe der Fasnachtszunft im „Lasser“ als Steilvorlage für zahlreiche Gags. Dem Stadtrat brachte der regelmäßige Konsum zur Entscheidungsfindung zum zweiten Mal in seiner Geschichte den „Drochehüüler“-Orden ein.  

Von Kristoff Meller
Lörrach. „Das schönste Glas in Stadtrats Hand, das ist das Schorleglas“, sang das „Stadtratschörli“ schon nach der eingangs servierten  würzigen Mehlsuppe mit Zwiebelwaie. Als ob die gewählten Volksvertreter ahnten, dass sie von Oberzunftmeister Stephan Vogt  den Schmäh-Orden für ihr „schier unerschöpfliches, ländlich naives Repertoire an Kreativität zu Fragen des urbanen Zusammenlebens in provinzialem Umfeld“ verliehen bekommen, wie Andreas Glattacker in seiner Rede erläuterte. Die Inspiration zu solch „tollen Ideen“ wie der „Lösungsfindungsphase“ bei Tempo 30 kämen allein aus dem Konsum des „vinum bonum et nobilis“ (Gutedel) mit „wenig Wasser“.

„Stadtrats-Schorle“  als Exportschlager

Hubert Bernnat nahm den Orden stellvertretend entgegen. Wenngleich er „viel Schorle trinken“ müsse, um die Begründung und das Jahr der Verleihung zu verstehen. Denn die Narrenzunft  sei dabei „völlig plan- und konzeptlos“. Erst 400 Tage nach dem „tiefgründigen Beschluss“ im Gemeinderat seien die Narren – vermutlich „nur durch den Medienhype“ – auf das Thema aufmerksam geworden. Wenn man 2015 die Verleihung schon verpennt habe, hätte man wenigstens noch ein Jahr warten können, so Bernnat. Denn bereits 1967 ging  der „Drochehüüler“ an den Stadtrat, der ihn ja nun alle 50 Jahre bekommen könnte.

Zumal Schorle-Konsum nicht sträflich sei. Er wolle schließlich auch keinen Zunftabend sehen, dessen Inhalte bei  einem „Trockenkurs“ entstanden seien. Der Stadtrat arbeite außerdem schon an einem  neuen Konzept: „Es gilt Tempo 50, geblitzt wird aber ab 30“, so Bernnat. Zudem seien „projektbezogene Blitzer“ angedacht, bei  denen das Bußgeld   direkt an  Empfänger wie Tempus fugit  oder die geplante Halle in Brombach überwiesen werde.

Protektor und Oberbürgermeister Jörg Lutz witterte durch den Schorlehype ebenfalls neue Finanzquellen in klammen Zeiten  und hat nach telefonischen Hilferufen aus Berlin, Washington und Weil am Rhein kurzerhand das „Stadtrats-Schorle“ auf dem Markt gebracht, um  alle Probleme zu lösen:  „Die Welt braucht es, die Welt will es und sie bekommt es auch“, prognostizierte Lutz. Und zwar gleich in vier Sorten: Als Schwarzriesling mit  Reifenabrieb, als Roten Spätburgunder mit strenger  Proletarierschweiß-Note, als Grünen Veltliner mit harziger Konsistenz – ideal für die Fahrradkette – und als „frühe Spätlese-Cuvée“. Wobei übermäßiger Genuss zu „Visionen“ führen könne. Dazu als limitierte  Sonderedition das „OB-Schorle der Regent“.

Weil am Rhein und Lörrach feiern „Traumhochzeit“

Doch natürlich gab es auch noch andere Themen, welche die Zunftmeister  auf die Schippe nahmen. Hansi Gempp befasste sich mit der anstehenden „Traumhochzeit der Kultur“ im Oberzentrum und freut sich als Standesbeamter schon jetzt darauf, wenn Toni Paßlick und Lars Frick die Ringe tauschen. Nur ein paar Kleinigkeiten wie die Sache mit dem Doppelnamen („Pas-Frick“?) und dem künftigen Zentrum der Kulturehe („Frickschloss“  oder  Hadidbau?) müssen noch geklärt werden.

Nicht als Weddingplaner sondern als Sprachforscher präsentierte sich Philipp Buser mit seinem Anglizismen-Kurs für Anfänger. Schließlich sei nur der wirklich „nice“, der diese täglich korrekt nutzt.

Erstmals ans Mikrofon traten  Cheftechniker Lukas Grussenmeyer und Nico Vogt – prompt gab es Probleme mit der Akustik.  Vogts Danksagung und Grussenmeyers Redebeitrag über die Herren der Ringe und Kreisel von Stetten waren hingegen  ohne Tadel.

Anlässlich des runden Geburtstags der Narrenzunft hatte  Karl-Heinz Sterzel ein Gedicht zum Festakt verfasst. Neben einer Runde Schorle  soll es Berliner zum Selberfüllen geben und Angela Merkel schicke ihren schönsten Hosenanzug als Vertretung.

Als fleißiger Imker auf dem Finanzamt trat Andreas Glattacker in Erscheinung und nahm sich dabei das Beamtentum vor: „Wenn de Butter willsch, no schick Milch uff de Dienschtweg“, lautete nur eine der Weisheiten.
Von seinen gescheiterten Karrieren als Rennjockey, Pilot  und Ernähungsberater berichtete Klaus Ciprian-Beha. Doch wer schon „sexy, intelligent und charmant“ sei, könne eben nicht auch noch schlank sein.
Viel zu lachen gab es im vollen Lasser-Saal auch bei den beiden Basler Gastauftritten. Mit dem „Fäärimaa“ war erstmals eine Schnitzelbängg vom Rheinknie zu hören, die nicht nur den Einkaufstourismus sondern auch Sepp Blatter – dessen Kühe vom Wallis nach Ku(h)wait verschoben wurden – auf die Hörner nahm.

Als „großer Fan Lörrachs“  eroberte Reto Lechner von den „Basler Bebbi" das Publikum im Handstreich und konnte viel „Gemeinsames“ zwischen den Nachbarstädten aufzählen. Wenngleich Ottmar Hitzfeld den „Zauberfußball“ natürlich zu aktiven Zeiten in Basel gelernt habe und im Wiesental nur dank den Schweizern die einzige pünktliche Bahn Deutschlands verkehre, so seien die Lörracher doch die „beschte Fründ“ auf der anderen Seite des Zolls, denen die Eidgenossen „gerne auch noch den allerletzten Ladenhüter“ abkaufen. Vielleicht kommen ja in Zukunft noch ein paar Kisten Stadtrats-Schorle dazu.

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