Die Lesung der „Besteigung des Mont Ventoux“ von Franceso Petrarca (1304 – 1374) verdichtet auf organische Weise das Gesungene und ist wie dieses auch im Grenzland verortet. Schauspieler Christian Heller liest so, als ginge er mit einem ins Gespräch, als wolle er sein Gegenüber freundlich herausfordern. Die Geschichte der freiwilligen Besteigung eines Berggipfels ist bei ihm nicht nur tief schürfende Reflexion, sondern gewinnt in dieser Rezitation an Witz, an Schlagfertigkeit und ist Einladung, den Weg der eigenen Seele zu bedenken. Sie ist nämlich, so Petrarca in Anlehnung an die Bekenntnisse des Augustinus, ein Buch, das der Pilger und Wandernde immerzu bei sich trägt, das „edelste Teil“ in uns. „Welchen Adel diese besitzen könnte, wenn wir uns nicht andauernd zerstreuten!“ „Wenn wir uns nur ihr widmen würden!“ sagt Petrarca und seufzt augenzwinkernd Christian Heller.
„Wenn du beim Wandern nicht vorwärtsgehst, fällst du,“ übersetzt Joris Barcaroli eine Zeile eines Chant. Das ist richtig, möchte man nach diesen frischen Beiträgen sagen. Es kann aber nicht nur darum gehen, einen Schritt vor den anderen zu setzen. Man sollte dabei singen und dem Stern folgen. Nur so erreicht man den Gipfel.