Mit der Serie „Zu Besuch bei . . .“ stellen wir Menschen vor, die in Lörrach einer wichtigen Arbeit nachgehen, öffentlich aber kaum oder gar nicht wahrgenommen werden.

Von Nele Höfler

Lörrach. Eng, ziemlich dunkel und gut versteckt. Das kleine Reich  von Alfred Behm hinter den Kinosälen nimmt der Besucher auf den ersten Blick gar nicht wahr. Der sogenannte Bildwerferraum hinter der grauen unscheinbaren Tür mit all seinen Computern, Bildschirmen, Laufwerken und dem Beamer ist völlig anders als ein gewöhnliches Büro. Doch Behm hat sich an die Enge und das fehlende Tageslicht gewöhnt – er ist seit 17 Jahren Filmvorführer im Cineplex Kino am Alten Markt.

„Irgendwann stand mein Entschluss fest: Ich wollte einen Beruf mit Dach über dem Kopf“, erzählt der gemütliche 55-Jährige.  In seiner Heimatstadt Forst in der Lausitz hatte er ursprünglich auf dem Bau gelernt. „Das hat mir zwar großen Spaß gemacht, doch täglich ab 5 Uhr morgens schutzlos dem Wetter ausgesetzt zu sein, hat mir nach einiger Zeit zu schaffen gemacht“, sagt Brehm.

Heute trägt der im ersten Moment eher schüchtern wirkende Mann einen weißen Vollbart, aber Kino spielte für ihn bereits als kleiner Junge eine besondere Rolle: „Ich habe mit meinen Eltern im Kino gewohnt. Mein Vater war ebenfalls Filmvorführer und auch meine Mutter hat im Kino gearbeitet.“

Digitalisierung hat Arbeit erheblich verändert

Während seiner Ausbildung als Baufacharbeiter fing der Kinofan an, nebenberuflich im Kino seiner Heimatstadt zu arbeiten. Als Behm im Jahr 2000 schließlich in den Westen nach Lörrach zog, begann er im Cineplex hauptberuflich als Filmvorführer zu arbeiten.

Seit der Digitalisierung hat sich die Arbeit eines Filmvorführers erheblich verändert. Gerade große Kinounternehmen haben sich in den vergangenen Jahren von zahlreichen Filmvorführern getrennt – ein aussterbender Beruf. Behm hat hingegen andere Aufgaben zusätzlich übernommen und arbeitet noch immer in Vollzeit. Dennoch erinnert er sich gerne  an alte Zeiten zurück: An  große, schwere Filmrollen und  an Nächte die er damit verbracht hat, Trailer, Werbung und Filme von Hand zuzuschneiden. 

„Früher war dieser Beruf viel mehr handwerkliche Arbeit und auch schwieriger. Trotzdem war es auch damals eine schöne Zeit“, sagt Behm nachdenklich. Heute seien Projektoren eigentlich nur noch übergroße Beamer. Filme werden auf Festplatten versendet oder können sogar einfach online heruntergeladen werden.

Wöchentlich erstellt Behm aus Werbung, Vorschau und Hauptfilm die Playlists für die folgende Spielwoche. Sitzen die Besucher mit Snacks und Getränken startklar im Kinosaal, muss er nur noch die Play-Taste drücken, und das Bild setzt sich in Bewegung – fertig.

Behm ist wie gemacht für den Beruf

Behm macht es sich anschließend jedoch keineswegs ebenfalls in einem der Kinosessel gemütlich. Während die Blockbuster auf der Leinwand flimmern, hilft er im Verkauf mit – immer einsatzbereit, falls ein technischer Defekt auftreten sollte.

Wenn der Film später endet, schaltet sich die Playlist aber ganz von selbst aus. „Natürlich war durch die Digitalisierung alles neu, und ich musste mich erst an die veränderte Arbeitsweise gewöhnen. Zu großen Problemen kam es aber eigentlich nie, vielmehr hat es mir Spaß gemacht, etwas Neues zu lernen.“

Trotz der digitalen Umrüstung wird vom Filmvorführer noch immer mehr gefordert, als lediglich ein paar Knöpfe zu drücken – beispielsweise  die Wartung der Geräte. Ob alte Projektoren oder Beamer, Luftfilter wechseln, Objekte putzen, sowie Kolbenwechsel sind feste Bestandteile seines Arbeitsalltags, schildert Behm.

Er scheint wie für seinen Beruf gemacht zu sein. Und das nicht nur, weil er sich in seinem Metier sehr gut auskennt und das Kino liebt. Auch seine tägliche Spätschicht sieht er als Vorteil.  Auf die Frage, was er an seinem Beruf denn am meisten schätze, meint Behm mit einem breiten Grinsen: „Meine Arbeitszeiten. Da kann ich immer schön ausschlafen.“