Den klassischen Wahlkampf gibt es nach wie vor. Doch die Bedeutung der Sozialen Netzwerke (Social Media) nimmt immer mehr zu. Die Kandidaten, die sich derzeit um einen Sitz im Deutschen Bundestag bewerben, stehen nicht nur auf Plätzen und treten nicht nur in Hallen auf. Sie sind auch auf Facebook & Co. aktiv. Wir haben uns im Netz umgesehen.

Von Nele Höfler

Lörrach. Neben den Facebook-Seiten der Parteien, haben die meisten Kandidaten zusätzlich eigene Accounts, die sie nicht immer alleine führen.  

Jonas Hoffmann (SPD)
Zu den aktivsten Social-Media-Nutzern zählt Jonas Hoffman. Neben Instagram betreibt er  auf Facebook eine eigene Seite. Als IT-Spezialist ist er ein Profi auf diesem Spielfeld.  „Als junger Kandidat versuche ich, die sozialen Netzwerke attraktiv zu bespielen. Der persönliche Kontakt zu den Wählern ist wichtiger denn je“, erklärt er. Seine Seite wird ausschließlich von ihm selbst geführt.

Einen Leitfaden der SPD gibt es zwar, dieser muss laut Hoffmann jedoch nicht verwendet werden, sondern soll als Hilfestellung dienen.

Auf seiner Facebook-Seite zeigt sich Hoffmann bürgernah: Er postet Selfies mit seinen Mitfahrern im Wahltaxi oder mit einer befreundeten Familie beim Mittagessen. Fotos wie das einer Freundin mit ihrem Baby nutzt er, um auf die Steuerentlastung für Familien hinzuweisen, die er im Bundestag durchsetzen möchte.

Unter seinen Posts sind zahlreiche positive aber auch negative Kommentare zu finden, auf die Hoffmann zeitnah reagiert. Er bemüht sich um allgemeinverständliche Wortwahl und vermeidet die typische „Politikersprache“.  

Armin Schuster (CDU)
Großen Wert legt die CDU darauf, „mit vielen Bildern und Videos zu arbeiten und Abwechslung im Content (Inhalt) auf der Seite zu bieten, um bei Facebook eine möglichst große Zahl an Menschen erreichen zu können“, erläutert  Dominik Apel, Stellvertretener Kreisvorsitzender der CDU. 

Auf Schusters Facebook-Seite lässt sich sein Wahlkampf verfolgen. Er postet Videos und Fotos, vor allem vom Haustürwahlkampf, aber auch vom Familienwochenende mit Frau und Tochter auf dem Weiler Straßenfest oder beim Kanderner Reitturnier.

Passend zu seinem Wahlspruch „dä packt’s a“, präsentiert sich Schuster als Einheimischer. Ursprünglich stammt der CDU-Bundestagsabgeordnete jedoch  aus Andernach bei Heilbronn.

Laut Apel wird Schusters Facebook-Seite hauptsächlich von ihm selbst geführt. Doch während des Wahlkampfs werde er von Parteimitgliedern dabei unterstützt.  

Christoph Hoffmann (FDP)
Christoph Hoffmann beschränkt sich bei der Nutzung der sozialen Medien auf Facebook. „Der Stellenwert in den sozialen Medien ist für uns hoch, da die FDP die Partei ist, der man in der digitalen Welt am meisten zutraut“, gibt Hoffmann sich selbstbewusst.

Im Vergleich zu manch anderem Kandidaten ist Christoph Hoffmann allerdings weniger aktiv im Netz. Zwar teilt auch er Fotos und Videos von Veranstaltungen, Wahlkampfständen und von Unternehmensbesuchen.

Deutlich wird bei der Analyse seiner Seite jedoch, dass es auf seine Posts weniger Reaktionen in Form von Kommentaren gibt als bei einigen anderen Kandidaten.
 
Gerhard Zickenheiner (Grüne) 
Auch Gerhard Zickenheiner sind die sozialen Medien wichtig. Im Wahlkampf nutzt er vor allem Facebook. Seine Seite führt er selbst. Das ist ihm wichtig für den direkten Kontakt mit den Menschen.

Schade findet er, dass viele die sozialen Medien nutzen, „um mir ihre Wut auf mich und die Politik mitzuteilen und das oft nur mit Hilfe von Emojis. Grundsätzlich ist das in Ordnung, enttäuschend finde ich nur, dass diese Leute nicht den Mut haben, mir ihre Meinung persönlich mitzuteilen.“ Neben Posts  vom  Wahlkampf seiner Partei benutzt Zickenheiner seinen Account für Einladungen zu Veranstaltungen.

Schriftliche Reaktionen auf seine Posts gibt es  auch bei ihm nur wenige. Eine Ausnahme: die Ankündigung des Auftritts von Cem Özdemirs in Lörrach. Hier gab es einige böse Kommentaren. Auf eine offene Diskussion mit den Kommentierenden ließ sich Zickenheiner in diesem Fall nicht ein. 

David Trunz (LINKE)
Auch die Linke sagt: „Soziale Medien sind für uns sehr wichtig, gerade weil wir nur wenige Mitglieder sind. Ein Mitglied kann über soziale Medien ein Vielfaches an Leuten erreichen.“ Ihr Kandidat David Trunz besitzt aber  keine eigene Facebook-Seite.

Trunz nutzt die Seite des Kreisverbandes ders Linken. Diese wird von mehreren Mitgliedern verwaltet. „Die meisten Posts werden allerdings mit Trunz abgesprochen. Häufig hat er selbst Anregungen für unsere Facebook-Seite“, erklärt ein Parteimitglied.

„Einen Leitfaden für die Facebook-Nutzung gibt es, dieser enthält  jedoch keine Vorschriften, sondern macht lediglich deutlich, welcher Verhaltenskodex von der Partei erwünscht ist“, erklärt Lars Dietrich, Wahlkampfleiter der Linken.  

Wolfgang Fuhl (AfD)
Als Bundestagskandidat nutzt Wolfgang Fuhl keinen speziellen Facebook-Account, er verwendet ausschließlich  sein privates Facebook-Profil für den Wahlkampf im Netz. „Instagram und Twitter halten wir in Deutschland für noch nicht so wichtig“, erklärt er.

Vorschriften gibt es laut Fuhl für ihn nicht, allerdings eine interne Absprache, nur   sichere Quellen zu teilen. Sein Profil nutzt der AfD-Kandidat, um Statistiken und Artikel zu teilen und seine Meinung dazu zu äußern.

Viele seiner Beiträge drehen sich um  Zuwanderung. Er greift Spitzenkandidaten anderer Parteien wie Angela Merkel und Martin Schulz  massiv an. Über Schulz schreibt Fuhl: „Er muss ein Außerirdischer sein von dieser, unserer Welt kann er nicht sein. Das ist ja sowas von blamabel.“ Ein weiterer von ihm geteilter Artikel: „Das Versagen der Angela Merkel“. Seine Quelle: „Merkeldieeidbrecherin.com“.