Von Markus Greiß Lörrach. Es hatte etwas von einem Sankt-Martins-Umzug: Am Abend des ersten Advent zogen von allen Seiten Kinder mit bunt leuchtenden Laternen die Straßen des Leuselhardt hinauf, um gemeinsam mit ihren Eltern einen etwas anderen Gottesdienst zu erleben. Die Gemeinde der Stadtkirche hatte den gewohnten Sonntagmorgengottesdienst ausfallen lassen, um zum vierten Mal hoch oben am Eselsstall ein Krippenspiel in der Natur zu erleben. Bevor Pfarrer Luca Ghiretti die Gemeinde den kerzengesäumten Pfad entlang zum Eselsstall führte, erinnerte er an die Ursprünge des Krippenspiels: Vor knapp 800 Jahren wollte Franz von Assisi die Menschen mit eigenen Augen sehen lassen, was in der Krippe in Bethlehem geschah. In einer Höhle beim italienischen Örtchen Greccio gestaltete er die Szene der Geburt Jesu nach – mit einem Ochsen und einem Esel als Mitspieler. Auch beim Krippenspiel auf dem Leuselhardt spielt am Sonntagabend ein Esel eine wichtige Rolle. Zu der von Geigerin Brigitte Schnabel intonierten Melodie von „Stern über Bethlehem“ folgen das gutmütige Tier und sein Hirte (Beatrice Kaltenbach-Holzmann) dem Weihnachtsstern zum Christuskind. Sie finden es aber weder in der großen Stadt noch im prächtigen Schloss, sondern im Stall, umringt von Maria und Josef sowie den Engeln, die von den „Eselsfreunden“ gespielt werden – Kindern und Jugendlichen, welche die Tiere auf der Weide regelmäßig betreuen. Auf Strohballen sitzend lauschen die zahlreichen kleinen Zuschauer der Geschichte, die Christine Langen vorträgt. Am Ende haben sie Gelegenheit, neben den zwei Eseln Lilly und Leika auch drei Schafe der ehemaligen Schäferei Raufer zu streicheln, die mittlerweile in Obhut des SAK Lörrach sind. Als ganzheitliches Erleben wollten Christine Langen und Beatrice Kaltenbach-Holzmann ihr Krippenspiel bei den Tieren verstanden wissen. Der Weg, die Kälte, die Dunkelheit gehörten ebenso zum Krippenspiel wie Licht, Wärme, Musik und schließlich die geteilte Freude bei Gebäck und heißem Apfelpunsch. Warum sie das Krippenspiel bereits am ersten Advent aufgeführt haben" „Weil Weihnachten das ganze Jahr dort stattfindet, wo sich Menschen in Liebe und Frieden begegnen“, ist Christine Langen überzeugt.