Lörrach Weisen aus längst vergangenen Zeiten

Die Oberbadische
Robert Getchell, Kathleen Dineen und Mathias Spöri (v.l.) vom Ensemble „White Raven“ weckten alte keltische Lieder und irisch-englische Balladen zum Leben. Foto: Dorothee Philipp Foto: Die Oberbadische

„White Raven zum Abschluss von „Stimmen im Advent“ in der Lörracher Stadtkirche

Von Dorothee Philipp

Lörrach. Den reichen Schatz der alten keltischen Melodien und traditionellen Balladen Irlands hob das Ensemble „White Raven“ im letzten Konzert der „Stimmen im Advent“ am Sonntagabend in der Lörracher Stadtkirche. Die Schauspielerin Chantal Le Moign steuerte zwei irische Elfenmärchen des vor 200 Jahren lebenden Altertumsforschers Thomas Crofton Croker bei. Im warmen Kerzenschein erblühten die schlichten Lieder und Weisen aus längst vergangenen Zeiten in ihrer ganzen Schönheit.

Schwingender Duktus

Das Ensemble mit Kathleen Dineen (Sopran), Robert Getchell (Tenor) und Mathias Spöri (Bariton) agierte zumeist a cappella, die homophone Stimmführung und der enge Satz der dreistimmigen Arrangements brachten einen Wohlklang von großer Geschlossenheit hervor. Der schwingende Duktus des Gesangs orientierte sich an den Silben und Wörtern, erhielt auf diese Weise etwas Liturgisches, das tiefste Schichten des Bewusstseins erreichen kann. Viele der Lieder hatten zahlreiche Strophen, die stete Wiederkehr der kurzen Sequenzen hatte etwas Beschwörendes, Zeremonielles, die Abwesenheit starrer Taktschemata öffnete das Tor zu einem ungewohnten Zeitgefühl.

Das Publikum lauschte wie verzaubert. Da brauchte es auch keinerlei elektronischer Hilfsmittel, klar und rein erfüllten die Stimmen den großen Kirchenraum bis in den letzten Winkel. Spinnwebzart erklang zu einigen Liedern die keltische Harfe, man lauschte, man schwebte und glitt durch eine märchenhafte Klangwelt. Diese passte zu den Märchen, in denen ein Mann auf einmal auf dem Rücken eines großen Adlers dem Mond entgegenfliegt oder ein einfacher Bauerntölpel auf dem Grund eines Sees ein verborgenes Schloss findet.

Chantal Le Moign weckte mit ihrem plastischen, variablen und ruhig fließenden Erzählton die Geschichten zum Leben, die auch mit einem guten Schuss britischen Humors durchtränkt sind, etwa wenn der Adler und der Erzähler sich gegenseitig mit „Euer Gnaden“ titulieren oder der Erzähler sich mit dem Mann im Mond streitet, der ihn von seinem „verwünscht kalten Sitz“ auf der Mondsichel weghaben will. Er soll verschwinden „und das in weniger als gar keiner Zeit“.

Die wunderschöne Übersetzung der alten Geschichten, die Thomas Crofton Croker aus dem irischen Kulturraum zusammengetragen hat, stammt aus der Feder der Gebrüder Grimm und tat an diesem Abend ihren Teil dazu, dass alles eine runde Sache wurde. Die Begeisterung machte sich am Ende in einem minutenlangen Beifall Luft und wurde mit einigen Zugaben belohnt, darunter ein wunderschönes Wiegenlied aus Donegal für Harfe und zwei Männerstimmen. Mit charmanten Weihnachtswünschen und Freude über die familiäre Atmosphäre an diesem Abend bedankte sich Kathleen Dineen, die Leiterin des Ensembles, die auch die dreistimmigen Arrangements der alten Lieder verfasst hatte.

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