Im Schulentwicklungsprozess zeichnen sich erste Kontroversen ab: Das Hebel-Gymnasium möchte nicht vom Campus in die Neumattschule umziehen, die Theodor-Heuss-Realschule sieht sich im favorisierten Szenario als Verliererin (wir berichteten). Von Bernhard Konrad Lörrach. Fachbereichsleiter Joachim Sproß skizzierte am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt und Technik den Stand der Dinge. Von den sechs in Workshops entwickelten Varianten haben sich die Beteiligten mehrheitlich für ein Szenario ausgesprochen, das im Kern folgendes aussagt: Das Hebel-Gymnasium zieht in die Neumattschule (die als Werkrealschule auslaufen wird), THR und Gemeinschaftsschule tauschen den Standort, und die Brombacher Hellbergschule wird zur „Realschule Plus“ oder zur Gemeinschaftsschule ausgebaut. Bürgermeister Michael Wilke und Sproß betonten, dass dieses Modell eine Diskussionsgrundlage, nicht etwa eine Vorentscheidung sei. Stadträtin Doris Jaenisch (CDU) regte Einzelgespräche der Verwaltung mit Schulen und Elternvertretern an, damit diese ihre Haltung nochmals in diesem Rahmen formulieren könnten. „Niemand will vom Campus weg“, nahm Margarete Kurfeß (Grüne) ein zentrales Problem vorweg. Sie betonte die Bedeutung Brombachs als Schulstandort. Der Umzug der THR in die Wintersbuckstraße ergebe Sinn. Der Wechsel in die Neumattschule sei „der schwierigste Bereich“. Ein Umzug des „Hebel“ wäre jedenfalls „sehr teuer“. Matthias Lindemer (Freie Wähler) sieht dagegen in der favorisierten Variante „mehr als eine Diskussionsgrundlage: Wir sollten im Großen und Ganzen dabei bleiben“, empfahl er – obgleich die Debatte freilich noch nicht abgeschlossen sei. Hebel-Gymnasiumund Realschulemöchten bleiben Hubert Bernnat (SPD) wies darauf hin, dass die Gymnasien angesichts der von ihnen repräsentierten Schülerzahl „nicht proportional“ in den Workshops vertreten waren. Er habe deshalb Bedenken, wenn hier von einem „mehrheitlich“ bevorzugten Szenario gesprochen werde – dieses sei „nicht zu Ende gedacht“. In einer Stellungnahme sagte der Schulleiter des Hebel-Gymnasiums, Albrecht Schmidt, dieses nehme Lörrachs Schullandschaft durchaus gesamthaft in den Blick. Indes wolle das „Hebel“ nicht in die Neumattschule umziehen. Deren Ausstattung eigne sich wesentlich besser für eine Aufnahme der Gemeinschaftsschule mit ihrem Ganztagsbetrieb, den das Hebel-Gymnasium ohnehin nicht anbieten werde. Ein auf gymnasiale Bedürfnisse abgestimmter Umbau der Neumattschule verursache Kosten in zweistelliger Millionenhöhe, schätzt Schmidt. Abgesehen hiervon trage seine Schule den aktuellen Ansatz mit. Er plädierte auch deshalb für einen künftig gymnasialen Campus, weil etliche bauliche Optimierungen (etwa das TonArt) mit hohen Investitionen auf die gut funktionierende Zusammenarbeit der Gymnasien zugeschnitten worden seien. Zudem kooperierten die Schulen inhaltlich in vielerlei Hinsicht, etwa mit Angeboten in der Kursstufe. Diese sinnvolle Vernetzung werde bei einem Umzug in die Neumattschule weitgehend aufgelöst. Auch Schülersprecherin Ciara Cesaro-Tadic sprach sich gegen einen Umzug aus. Mehr „sachlichen Austausch“ hätte sich Henriette Benner-Boll, Konrektorin der THR, in den Workshops gewünscht. Die THR fühle sich „nicht mitgenommen“. Das Argument des Umzugs ins Grütt aufgrund der Nähe zu den Berufsschulen sei der Realschule „aufgezwungen worden“. Kurzum: „Wir fühlen uns als die Verlierer.“ Am Ende der Debatte musste Michael Wilke erst mal durchatmen. Er weiß: „Wir drehen ein großes Rad.“ Und er betonte: „Entschieden ist noch nichts.“ n  Lörracher Aspekte