Lerche, Güggel, Frösch und Schnägge: Hinter vielen Figuren der Lörracher Fasnacht steckt eine interessante Geschichte. Bis zum Ausklang der närrischen Tage wird unsere Zeitung einige dieser Figuren porträtieren. Grundlage der Artikel ist das vom stellvertretenden Obergildenmeister Klaus Breitenfeld geführte Häs-Buch der Narrengilde. Im neunten und vorletzten Teil geht es um die Hexen.

Lörrach (mek).  Die erste Holzmaske, die in Lörrach getragen wurde, ist jene der „Maiebueler Häxebäse“ aus Stetten. Die Clique wurde am 3. April 1976 im „Markgräfler Hof“ in Stetten gegründet und kann laut Breitenfeld – wenn man das bei Hexen so sagen darf – „sicherlich zu den schönsten Hexengestalten der alemannischen Fasnacht gezählt werden“.

Das Häs der Maiebueler Häxebäse besteht aus der typischen holzgeschnitzten Maske mit Hanfhaaren, einer schwarzen Bluse mit leichtem weißen Muster, einem schwarz-grün-rot-weiß-kariertem Rock mit dunkler Schürze sowie einem dunkelgrünen Schultertuch. Hinzu kommt eine weiße Unterhose mit Spitzen und kleinen Schellen, schwarze Handschuhe und Strohfinken. Auch der klassische Reisigbesen darf nicht fehlen.

Ursprung  für das Motiv der Hexen-Clique ist eine beliebte Drohung von Eltern früherer Generationen an ihre unartigen Kinder: „Wenn ihr nit artig sin‘, dann wird Euch d’Häx vom Maiebuel hole.“ Diese Hexe hat der Legende nach auf dem Maienbühl und der „Eisernen Hand“ zwischen Stetten und Inzlingen ihr Unwesen getrieben.

Lange Zeit eine Besonderheit der Maiebueler Häxebäse war es, nur Paare als Aktivmitglieder aufzunehmen. Erst nach 20 Jahren – bei der Hauptversammlung 1996 –  wurde beschlossen, dass sich künftig auch „Singles“ und Einzelpersonen die Hexenmaske anziehen dürfen.

Auch der amtierende Obergildenmeister der Narrengilde Lörrach, Jörg Roßkopf, stammt   aus dieser Clique und ist –  wenn es   trotz der vielen Aufgaben als Obergildenmeister möglich ist – an auswärtigen Narrentreffen ebenfalls im Häs der Maiebueler Häxebäse zu sehen.   

Die zweite Hexen-Clique der Lörracher Straßenfasnacht stammt aus dem größten Ortsteils der Lerchenstadt: die „Brombacher Hellberg-Hexe“. Die Gruppe wurde 1988 gegründet.  Zur Holzmaske mit aufgestelltem Kopftuch, langem Roßhaar und rotem Schultertuch werden Rock und Bluse in den Farben rot und schwarz sowie eine weiße Spitzenunterhose, schwarze Strümpfe, Handschuhe und Strohschuhe getragen. Mitgeführt wird natürlich auch ein Besen.

Nach einer alten Überlieferung soll es laut Häs-Buch  einstmals im Wald auf dem Hellberg – früher auch „Höllberg“ genannt – Hexen gegeben haben, welche gehässige Leute, die sich in den Wald verirrten, nicht mehr in Menschengestalt aus dem Wald zurückkehren ließen.

Die dritte Dame im Bunde ist die „Näbel-Häxe“, die erst seit  2001 ihr Unwesen an der Lörracher Fasnacht treibt. Dargestellt wird laut Breitenfeld eine typische „Stadt-Hexe“ ohne besonderen historischen Hintergrund.

Der auffällige blaue Spitzhut bildet den Abschluss einer besonderen Holzmaske, welche auf der einen Seite freundlich, auf der anderen Seite hingegen böse, hinterhältig und durchtrieben gehalten ist. Der Rock der Näbel-Häxen besteht aus dunkelblauem, gefransten Stoff. Die Bluse erscheint in hellerem Blau. Schultertuch und Schürze sind grau. Die weiße Pluderhose ist knöchellang. Zum Häs werden selbstverständlich ebenfalls Handschuhe, ein Besen und Strohfinken getragen.