Lörrach Wider das Vergessen

Die Oberbadische
Außer diesem Passfoto ist nichts von Leo Kakala geblieben. Foto: Privat Foto: Die Oberbadische

Erinnerung Gedenkplatte für getöteten polnischen Zwangsarbeiter wird am Sonntag enthüllt

Viele Verbrechen sind während der Nazi-Herrschaft begangen worden – auch in Lörrach. Auf mindestens vier Bauernhöfen in Stetten waren gegen Ende des Krieges polnische Kriegsgefangene oder Zwangsarbeiter beschäftigt. Überlebt hat jedoch keiner der vier.

Von Gottfried Driesch

Lörrach. Die drei polnischen Arbeiter Ignaz Fidor, Stefan Bronyel und Josef Kulicki wurden am 22. April 1945 von der Lörracher Gestapo abgeholt und wenig später erschossen. Am Ortsrand wurden die leblosen Körper in einen Schützengraben geworfen und notdürftig verscharrt. Man war wohl der Meinung, dass die Polen kurz vor dem erwarteten Einmarsch der französischen Truppen eine Gefahr darstellen würden.

Einer der polnischen Arbeiter, der auf dem Bauernhof von Markus Brogle senior arbeitende, am 5. Februar 1907 geborene, Leo Kakala, war an diesem Tag aber nicht zu Hause anzutreffen. Darum erschien am darauffolgenden Tag erneut die Gestapo auf dem Brogle-Hof in der Gustloffstraße 48, heute Carl-Maria-von-Weber Straße, um Leo Kakala „zum Verhör“ abzuholen, wie es geheißen habe. Am 24. April kam der Zwangsarbeiter im Lörracher Gestapo-Hauptquartier in der Villa Aichele ums Leben.

Aus Erzählungen seiner Mutter weiß Hans Brogle, Enkel von Markus Brogle sen., dass Leo Kakala eine Frau und Kinder gehabt haben soll. In den frühen 1970er Jahren stellte er deshalb eine Anfrage an einen Suchdienst. Dieser konnte aber keine Angehörigen ermitteln.

Entgegen den Anweisungen der Obrigkeit hätte sein Großvater Markus den Zwangsarbeiter wie ein Mitglied der Familie behandelt, berichtet Hans Brogle. Es habe die Anweisung gegeben, dass Fremdarbeiter weder im Haus schlafen noch mit der Gutsfamilie zusammen essen dürften. Kakala hätte sich bei den Brogles dermaßen wohl gefühlt, dass er nach dem Krieg seine Familie nach Lörrach holen wollte.

Die Mutter von Hans Brogle habe ihr ganzes Leben nicht vergessen können, wie Leo Kakala – abgeführt von zwei Gestapo-Männern – zum letzten Mal gewinkt habe.

Während es für die drei anderen erschossenen polnischen Zwangsarbeiter Gedenktafeln auf dem Lörracher Hauptfriedhof gebe, fehlte bisher ein Hinweis auf Leo Kakala. Auf Initiative von Hans Brogle wird nun am kommenden Sonntag um 14 Uhr eine Gedenktafel für Kakala auf dem Hauptfriedhof enthüllt. Damit erhält dieses Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft seinen Namen und damit seine Ehre zurück.

Nach dem Krieg hat es laut Brogle eine Untersuchung des Verbrechens gegeben. Nach den vorliegenden Dokumenten wurde aber kein Schuldiger festgestellt, geschweige denn bestraft.

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