Von Ursula König Lörrach. Kinder trauern auf eine andere Weise als Erwachsene. Sich nicht alleine fühlen, sondern „Freunde finden in der Trauer“: Die Gruppe „tapfere Herzen“ lädt Kinder ein, sich monatlich für zwei Stunden zu treffen, um gemeinsam aktiv zu werden. Die Initiative des Kinderlandes und der „Ambulanten Hospizgruppe Grenzach-Wyhlen“ bietet seit Dezember Kindern jeder Altersklasse aus dem gesamten Landkreis die Möglichkeit, sich im Kinderland in der Baumgartnerstraße in Lörrach zu treffen, um zu erfahren: Jeder in der Gruppe hat ein ähnliches Schicksal. Dabei kommen Spiel und Spaß nicht zu kurz. Die Kunstpädagogin Karin Berndt und Robert Weber, Heilpädagoge, sehen es als Ziel an, trauernden Kindern Normalität im Alltag zu vermitteln. Für die Elterngespräche zuständig ist Waltraud Bernhardt. Als Trauerbegleiter der Hospizgruppe sind sie darin geschult, Signale der Trauer zu erkennen und aufzugreifen, wenn die Kinder bereit sind, ihrem Schmerz Ausdruck zu verleihen. Doch auch der spontane Themenwechsel ist Merkmal der kindlichen Trauer. Häufig werde der Kontakt seitens der Schulen und Vorschuleinrichtungen vermittelt. Denn: „Wenn Erwachsene innerhalb einer Familie trauern, bleibt für Kinder oft kein Raum mehr.“ Den Bedarf, Kinder in ihrer Trauer zu begleiten, scheint es im Landkreis durchaus zu geben, wie auch Heidi Neuschütz vom Kinderland erklärt. Deshalb werden ab Oktober Fortbildungen für Erzieherinnen und Mitarbeiter der Hospizgruppe angeboten. Für die Erzieherinnen ist dies der Grundstein für eine spätere ehrenamtliche Tätigkeit. Die Fortbildung selbst trägt das Kinderland. Das Team, so erklärt Neuschütz, sei hochmotiviert, um sich mit den Fragen der Kinder auseinanderzusetzen und ihnen dafür einen Raum zu geben. Denn im Kindergarten sei das Thema Tod, Krankheit und die Angst vor Verlust gegenwärtig. Kinder erlebten in ihrem Umfeld häufig, dass diese Bereiche gesellschaftliche Tabuthemen darstellten. So fragen Erwachsene beispielsweise, ob und ab welchem Alter Kinder bei Beerdigungen dabei sein könnten. Für viele Erwachsene sei die kindliche Auseinandersetzung mit dem Tod ein Thema, das überfordere. Neuschütz erkennt auch darin eine Notwendigkeit, Erzieherinnen auf freiwilliger Basis darin zu unterstützen, sich zu Kindertrauerbegleiterinnen ausbilden zu lassen. Derzeit besuchen fünf Kinder im Alter zwischen fünf und 13 Jahren die Gruppe. Wenn diese sich vergrößere, lasse sie sich thematisch und altersmäßig aufteilen. Strukturen seien noch nicht festgelegt. Das biete Raum zur Entfaltung, wie die Gruppenleiter erklären. Wichtig hingegen sei der kontinuierliche Besuch. Denn auch wenn die Kinder nicht dazu angehalten werden, über ihre Trauer zu reden und durchaus ein „Geheimnis“ haben dürfen, wird im Rahmen der Freiwilligkeit immer wieder eine Plattform angeboten, sich der Trauer auf unterschiedlichen Wegen anzunähern. Auch wenn nicht zum Erzählen gedrängt werde, erfordere die Aufarbeitung der Trauer ein hohes Maß an Präsenz und Wahrnehmung, um nonverbale Äußerungen der Kinder wie Mimik und Gestik zu verstehen und aufzugreifen. Denn neben Beschäftigungsmöglichkeiten mit Bastelmaterialien, Farben und Musik wird darauf geachtet, dass das Thema Trauer im Vordergrund bleibt. So kann bei einer selbstgemachten Flöte herausgefunden werden: „Wie klingt es, traurig zu sein“" Es sind zwei Stunden, die jedes mal schnell vergehen, so die Erfahrung der Trauerbegleiter. Zum Schluss jeder Einheit werden ein Holzstab und bunte Schnüre auf den Tisch gelegt. Jedes Kind sucht sich eine Farbe aus und wickelt seinen bunten Faden als „Wunsch“ um den Stab. „Es geht darum, einen Prozess anzuregen, in dem Schritte gemacht werden.“ Dabei können die Kinder ihr eigenes Tempo bestimmen.