Mit einem Sternmarsch und einer anschließenden Kundgebung auf dem Rathausvorplatz haben gestern Abend mehrere hundert Lörracher lautstark gegen die im Rahmen des Schulentwicklungsprozesses diskutierte Schließung der Albert-Schweitzer- (ASS) und Neumatt-Grundschule demonstriert.

Von Kristoff Meller

Lörrach. Tröten, Trillerpfeifen und Transparente mit Aufschriften wie „Schulpolitik zum Gruseln“, „Wir wollen unsere Freunde behalten“ und „Kurze Beine, kurze Wege“ dominierten kurz vor Beginn der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik, der sich ebenfalls  mit dem Thema beschäftigte (siehe Artikel unten), den Platz. Die Schüler hatten sich große Mühe mit ihren Plakaten gegeben und sich teilweise passend zum bevorstehenden Halloween verkleidet.

Doch auch wenn die meisten jüngeren Teilnehmer sichtlich Spaß an ihrer wohl ersten Demonstration hatten, das Thema ist ernst: Im Schulentwicklungsprozess hat sich im Gemeinderat zuletzt das Szenario 8 als weitgehend konsensfähig herauskristallisiert. Dieses beinhaltet aber die Schließung der Neumatt- und der ASS-Grundschule (wir berichteten ausführlich).

„Die ASS hat ein großes Einzugsgebiet. Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum sie aufgelöst werden soll. Die Nordstadt braucht die Grundschule, um attraktiv zu bleiben“, betonte ASS-Grundschullehrer Jörg Lienin.

Eine „Brücke der Integration“ für das Neumattquartier

Ähnlich argumentierte auch Abdulvahap Cengiz, Vorstandsmitglied des Elternbeirats der Neumattschule: „Die Neumattschule ist eine Brücke der Integration – das Quartier braucht eine staatliche Grundschule.“

Sie sei der „einzige Integrationsort zum Kennenlernen“ für die Zugezogenen und vielen Bewohner mit Migrationshintergrund, ergänzte seine Vorstandskollegin Jana Barth.

Die Hauptorganisatorin der Demo will weiter für den Erhalt der Schulen kämpfen und zog im Anschluss ein positives Fazit für die Kundgebung: „Wir haben heute eindrucksvoll gezeigt, wie identitätsstiftend die Neumattschule für das Quartier ist. Fast die komplette Grundschule war vertreten – ich bin stolz auf unsere Lehrer, Schüler und Eltern.“  

Bürgermeister Michael Wilke hörte sich die Reden an und erklärte anschließend: „Auch uns sind die ASS- und die Neumatt-Grundschule wichtig. Wir wollen keine Schule zumachen, sondern suchen die beste Lösung für alle Schulen.“ Noch sei außerdem nichts beschlossen, betonte Wilke. Vertreter der ASS übergaben ihm anschließend 845 Unterschriften aus der Nordstadt gegen die Schließung der Grundschule.

Nachdem Wilke jede Menge Saures zu hören bekommen hatte, verteilten die Lehrer unter den jüngeren Demonstrationsteilnehmern tütenweise Süßes – als Dankeschön für den Einsatz zum Erhalt ihrer Schule.