Bezahlbarer Wohnraum in Lörrach ist knapp, der soziale Wohnungsbau liegt völlig brach. „Ganz klar, es muss etwas geschehen, und zwar sehr, sehr schnell“, waren sich Manfred Steinbach und Hubert Bernnat, beide SPD, beim Info- und Diskussionsabend im „Nellie Nashorn“ einig. Lörrach (lu). Der SPD-Ortsverein Lörrach hat die Wohnungsnot in Lörrach bereits zum zweiten Mal zum Thema gemacht. Mitte des vergangenen Jahres ging es um die Rahmenbedingungen und die Wohnraum-Potenziale. Diesmal stand die Schaffung neuer, sozial gebundenen und bezahlbarer Wohnungen im Vordergrund. Mit am Tisch saßen Heinz Wizemann, Vorsitzender des Mieterbundes im Kreis Lörrach, sowie Jürgen Kern, Geschäftsführer der Baugenossenschaft Familienheim. Beide bekräftigten, dass die Zeit drängt. Sie forderten: „Es muss verdichtet und neu gebaut werden, da haben wir keine Wahl.“ Manfred Steinbach, der frühere Stadtbaudirektor im Lörracher Rathaus, fordert als erste und dringlichste Maßnahme ein Neubaugebiet im Bereich „Salzert“ mit etwa 500 Wohnungen. „Es wird in größerem Stil Bauland gebraucht, daher gibt es zum Salzert keine Alternative“, so Steinbach. Damit es bis zur Fertigstellung der Wohnungen nicht so lange wie beim Belist in Haagen dauert – bisher acht Jahre, schlägt Steinbach ein anderes Vorgehen vor: Gespräche mit den 40 Grundstückseigentümern führen, freiwilliges Umlegungsverfahren, Erwerb der Grundstücke durch die Stadt, zunächst Auszahlung nur eines kleinen Teils des Erlöses, um Kreditzinsen zu sparen, Auszahlung der Restbeträge nach erfolgter Erschließung an die Grundstückseigentümer. „So könnte der Salzert in zwei bis zweieinhalb Jahren baureif sein“, schätzt der SPD-Mann. Voraussetzung wäre grünes Licht für diese Vorgehensweise durch das Regierungspräsidium. Weitere Studien hält Steinbach für unnötig. Ganz so optimistisch äußerte sich Hubert Bernnat nicht. Er mahnte eventuell höhere Kosten einzukalkulieren, da man sich bei einer Bebauung auf dem Salzert in die Nähe der A 98 bewege, und der Lärmschutz folglich zu berücksichtigen sei. Mit dem MMZ-Areal hat Steinbach gleich ein weiteres Gelände im Auge für barrierefreies Wohnen, Geschosswohnungsbau und studentisches Wohnen – mit Stellplätze im Untergeschoss. „Das könnte man morgen schon angehen, Baubeginn könnte bereits 2017 sein“, möchte Steinbach Taten sehen. Die Beschleunigung von Bebauungsplanverfahren, die Überprüfung der Anforderungen an den Artenschutz sowie rechtzeitige Bürgerbeteiligung hält Jürgen Kern bei der Frage nach der schnell(er)en Realisierung von Wohnraum für wichtig. Auch einige Baustandards müssten auf den Prüfstand, wie etwa die Energieeinsparung oder die Stellplatzregelung. Letztere hat die Baugenossenschaft Familienheim von ihrem geplanten Engagement im Haagener Belist Abstand nehmen lassen. Weil hier eineinhalb Garagenstellplätze pro Wohnung gefordert sind, müssten pro Stellplatz etwa 90 Euro an Miete kalkuliert werden. „Das ist einfach zu viel“, kommentierte Kern. In diesem Zusammenhang kritisierte Heinz Wizemann, die unerträglich hohen Nebenkosten, die sich zu einer zweiten Miete entwickelt hätten.