Lörrach Zwei Standorte, ein Ziel: Integration

Die Oberbadische
Das Gemeindehaus am Bächlingweg. Foto: Lara Hackmann Foto: Die Oberbadische

Anschlussunterbringung:   Oberbürgermeister Lutz: Offen bleiben, aber auf geltende Spielregeln bestehen

Lörrach (bk). Nach intensiver Diskussion ist für die hiesige Anschlussunterbringung von Flüchtlingen eine Variante gefunden worden, die heute aller Voraussicht nach vom Gemeinderat grünes Licht erhält. Demnach sollen am Standort Neumatt-Brunnwasser in Haagen 120 bis 150 Menschen und im Bächlinweg 40 bis 60 Personen für längstens drei Jahre wohnen. Auch der Ortschaftsrat Haagen hat dieser in einer Sondersitzung zugestimmt.

Das Konzept in Haagen sieht freistehende Modulbauten vor. Großzügige Freiflächen im Innenhof sollen Quartierscharakter erzeugen und Wohnqualität schaffen. Geplant sind rund 40 Wohnungen unterschiedlicher Größe: von Ein- bis Dreizimmerwohnungen, davon mehrere barrierefrei, alle mit eigenen Bädern und Küchen. Zudem stehen Gemeinschaftsräume für Sprachunterricht, Bürger-, und Anwohnertreffen sowie Büros für Hausmeister und Sozialarbeiter auf dem Grundstück zur Verfügung. Die Fertigstellung des vorübergehenden Wohnraums ist für April/Mai 2018 geplant, so die Stadt.

Fertigstellung im August 2018 geplant

Das Konzept für die Unterbringung der Menschen im Bächlinweg ist vergleichbar, allerdings stehen dort die Gemeinschaftsräume der Friedensgemeinde zur Verfügung. Büros für Hausmeister und Sozialarbeiter werden in den Modulbauten untergebracht. Die Fertigstellung ist für August 2018 geplant.

Abzüglich der zur erwartenden Rückerstattung im Rahmen des „Paktes für Integration“ und der „Kosten der Unterkunft“ erwartet die Stadt Lörrach für die drei Jahre der temporären Unterbringung Gesamtkosten in Höhe von rund 4,5 Millionen Euro für Bau, Miete-/ Pacht-, Personal und Sozialbetreuung.

Zum Bächlinweg wird die Stadt im Herbst eine Bürgerinformation veranstalten.

Die Stadt muss dieses Jahr nach aktuellen Zahlen mindestens 320 geflüchtete Personen in der Anschlussunterbringung aufnehmen. Bisher konnten bereits 160 Personen in verschiedenen Unterkünften untergebracht werden. Für weitere im Jahr 2017 zugewiesene 160 Personen sowie für zusätzliche Neuankommende, die im Wege der Familienzusammenführung oder der Aufnahmeverpflichtung 2018 versorgt werden müssen, steht derzeit kein ausreichender Wohnraum zur Verfügung. „Eine vorübergehende Unterkunft in Form von Raummodulen ist aufgrund der geringen Planungs- und Bauzeit derzeit die einzige Möglichkeit, Personen sozialgerecht unterzubringen“, so die Verwaltung.

„Wir möchten, dass das funktioniert“, betonte Oberbürgermeister Jörg Lutz bei der gestrigen Pressekonferenz. Die vorliegende Variante sei ein „Kompromiss mit Augenmaß“. Für eine gelingende Umsetzung müssten natürlich die Strukturen stimmen, sagte Lutz mit Blick auf Wohnraum und Betreuung der Menschen.

Gleichzeitig betonte er die Bedeutung von Sprache als Grundlage der Integration: „Ohne Sprache geht nichts.“ Auch andere gesellschaftliche Werte wie die Gleichstellung von Mann und Frau sowie Meinungsfreiheit seien „unverzichtbar“ und nicht diskutabel. Integration bedeute keineswegs Assimilation, aber die Einhaltung grundlegender Spielregeln unserer Gesellschaft.

Angesicht zahlreicher Krisenherde und der nach wie vor großen Anzahl von Menschen auf der Flucht, könne niemand ausschließen, dass abermals Flüchtlinge in Lörrach ankommen. Den kompletten Abbau der Gemeinschaftsunterkünfte sah er mit gemischten Gefühlen. Denn: Angesichts der in Italien ankommenden Flüchtlinge vermutet Lutz: „Sie werden sicher nicht alle nach Deutschland kommen – sie werden aber ebenso sicher nicht alle in andere Länder gehen.“

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