Lörrach Zwischen Vernunft und Fantasie

Die Oberbadische
Sie eröffnete die literarischen Begegnungen: Francesca Vidal, Professorin an der Universität Koblenz-Landau. Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Vortrag: Auf den Spuren von Johann Peter Hebel im Werk von Ernst Bloch

Von Ursula König

Lörrach. Die Jahresreihe Literarische Begegnungen des Hebelbundes im Dreiländermuseum ist eröffnet: Professorin Francesca Vidal referierte am Sonntag zum Thema „Über das Heute im Morgen – Auf den Spuren von Johann Peter Hebel im Werk von Ernst Bloch“.

Ein Phänomen sei „unser guter Hebel“ führte der Präsident des Hebelbundes, Volker Habermaier in den Vortrag ein. Denn zum einen gäbe es selten Dichter, deren Geschichten schon von Kindern so gut verstanden würden. Zum anderen hätte er in anderen Literaten wie Goethe oder Philosophen wie Martin Heidegger oder Ernst Bloch begeisterte Leser gefunden. Das hänge vor allem mit der „humanistisch, aufgeklärt-menschenfreundlichen Art seiner Literatur“ zusammen, befand Habermaier.

Nachdem der Philosoph Martin Heidegger im vergangenen Jahr gewürdigt wurde, freute sich Habermaier, mit Francesca Vidal eine „ausgewiesene Kennerin der Werke von Bloch, aber auch von Hebel“ für den Vortrag gewonnen zu haben. Eine Besonderheit bleibt wohl die Sammlung der Kalendergeschichten, herausgegeben von Bloch, mit einem Nachwort des Philosophen. Das Werk, so erklärte Vidal, zeige die besondere Bedeutung von Johann Peter Hebel für den Philosophen sowie die Nähe dessen Werke zur Hebelschen Erzählweise.

Dass der Mensch an der „Unfertigkeit der Welt“ leide, war ebenso Thema seiner Betrachtungen wie „Das Morgen lebt im Heute.“ Blochs Sprache zeige gewisse Eigentümlichkeiten auf, weshalb er oft als Literat bezeichnet würde. Bloch stehe für das Neue und seine Werke für „Gewebe mit Imaginationslücken, Wortschöpfungen und Sprichwörter.“

Typisch für den Philosophen sei neben dem Pathos auch das scheinbar Alltägliche mit Blick auf eine mögliche Zukunft. Eine Hebelsche Prägung bei Bloch zeigten beispielsweise Überschriften wie „Fremdes Zuhause“. Das Besondere an Blochs Werk sei aber die Mischung, die immer auch das Wissenschaftliche einbezogen habe. So soll er einmal gesagt haben: „Ich kenne nur Hegel und Karl May.“ Wobei ersterer für die Vernunft stehe und letzterer für Fantasie und Spurensuche. In ihrem Vortrag stellte Vidal eine besondere Beziehung zwischen Bloch und Hebel dar am Beispiel der „inszenierten Mündlichkeit“. Dies sei eine große Kunst, auch wenn sie auf den ersten Blick volksnah wirke. Und noch etwas verbinde Bloch und Hebel: „Die große schöpferische Kraft des Humors.“

Die Kulturwissenschaftlerin mit den Schwerpunkten Philosophie und Rhetorik an der Universität Koblenz-Landau ist zudem Präsidentin der Ernst-Bloch-Gesellschaft und Vorstandsmitglied in der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften, der auch der Hebelbund angehört.

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