Lörracher Verkehr Welche Folgen ein durchgängig zweites S-Bahn-Gleis in Lörrach haben wird

Marco Fraune
Die durchgehende Doppelgleisigkeit in Lörrach soll den Viertelstundentakt ermöglichen. Foto: Marco Fraune

Die Inbetriebnahme der ausgebauten Garten- und Wiesentalbahn ist für das Jahr 2035 geplant, es wird mit Kosten von mittlerweile 207 Millionen Euro gerechnet. Einen Knackpunkt bilden in Lörrach die Querungen.

Insgesamt 25 Bahnquerungen auf der Lörracher Gemarkung gibt es auf der Liste. Von Süd nach Nord reicht dies von „Am Zollweg“ bis zur geplanten Zufahrt zum Zentralklinikum. Für Fußgänger, Radfahrer und auch den motorisierten Verkehr folgen an bestimmten beschrankten Übergängen mit dem geplanten Viertelstundentakt der S-Bahn mehr und gegebenenfalls längere Wartezeiten. Wie eine passende Lösung aussehen kann?

Die Stadt Lörrach wird laut Darlegungen im Ausschuss für Umwelt und Technik in den nächsten drei Jahren zusammen mit der Bahn und dem Zweckverband Regio-S-Bahn Lörrach eine Strategie im Umgang mit vorhandenen Querungen und deren Kompatibilität zur Zweigleisigkeit entwickeln und abstimmen, heißt es. Gerade im Bereich Stetten und den beschrankten Bahnübergängen südlich des Lörracher Hauptbahnhofs seien die Auswirkungen zu prüfen und gegebenenfalls Lösungen zu erarbeiten.

Zehn Jahre ohne Halt

Noch länger Geduld beweisen müssen die S-Bahn-Nutzer, bis der Viertelstundentakt auf zwei Gleisen erfolgen kann: geplante Inbetriebnahme ist 2035. „Planfeststellungsverfahren brauchen ihre Zeit“, erklärte Fachbereichsleiterin Britta Staub-Abt im Ausschuss.

Weil das neue Zentralklinikum schon zehn Jahre zuvor, also im Jahr 2025 in Betrieb gehen soll, ist ein Shuttle-Bus-Service von der Mobilitätsdrehscheibe Brombach geplant. Ob ein Shuttle-Bus von Steinen zum Krankenhaus fährt, wird noch geklärt. Schon Mitte 2023 wurde bei einer Info-Veranstaltung zum Thema „Verkehrsprojekte zur Erschließung des Zentralklinikums“ in der Halle Brombach ausführlich informiert.

„Niederschmetternd“

Angesichts der langen Planungszeit, welche die Bahn benötigt, zeigte sich Fritz Böhler (Grüne) im Ausschuss wenig glücklich. Es sei „niederschmetternd“, dass die Klinik so lange ohne eigenen S-Bahn-Haltepunkt in Betrieb ist. Und: „Bei den Kosten wird einem schwindelig.“ Es sei auch verwunderlich, dass spät bemerkt worden sei, dass für die Fahrplanstabilität mehr Doppelgleisigkeit erforderlich sei, womit auch die Kosten steigen.

Eine Abstimmung mit dem Stadtverkehr, konkret den Linien 6 und 16 sowie eventuell der Ortsbuslinie 10, regte Christa Rufer (SPD) abermals an. Gleichzeitig müsse beim Shuttlebus berücksichtig werden, dass pro Dienstwechsel 500 Mitarbeiter auf einmal unterwegs sein wollen. „Viel Geld, viel Zeit“, so kommentierte Petra Höfler (CDU) den Sachstandsbericht zum S-Bahn-Ausbau. Rückblickend bewahrheite sich die Kritik von Bürgern, dass am S-Bahn-Halt Stetten das zweite Gleis entfernt wurde.

Bahnübergänge sind im Blick. Foto: Marco Fraune

Ein Stück weit fassungslos blickte Matthias Lindemer auf den 200-Millionen-Betrag. „Mit gesundem Menschenverstand schüttelt man den Kopf.“ Er konnte nicht nachvollziehen, wie die Berechnung über den Daumen gepeilt erfolge. „Die Vorlage lässt mich sehr ratlos zurück“, wünscht sich auch Matthias Koesler mehr Dynamik beim Fortschritt. Plötzlich stelle man fest, dass auf mehr Abschnitten eine Zweigleisigkeit erforderlich sei. Sabine Schumacher zeigte sich ebenfalls ratlos. „Wir brauchen unbedingt auch die Anbindung der Klinik an den Busverkehr.“

Besondere Bahn

Eine vorübergehende S-Bahn- Haltestelle an der Klinik sei nicht möglich, erinnerte Fachbereichsleiter Klaus Dullisch. Bei den Kosten gebe es in der Leistungsphase 1 nur grobe Berechnungen, dies sei auch im Straßenbau so üblich. Hinsichtlich der Dauer der Planung hat Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic ihre Erfahrungen machen müssen: „Die Bahn lebt in einer eigenen Welt.“ Sie hofft zugleich, das eine zügigere Reise erfolge.

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