Betr.: Applaus für Gemeinderatsbeschluss, Bericht vom 26. August. Die dramatische Lage der Flüchtlinge, die angespannte Situation Deutschlands mit immer mehr Hilfesuchenden, und die widerlichen Proteste und Anschläge auf Flüchtlingsheime etwa in Sachsen trieben mich am Montag in die Gemeinderatssitzung in Maulburg. Auf der Tagesordnung stand nur ein Punkt: die geplante Notunterkunft für 180 Flüchtlinge in der alten Alemannenhalle, die seit Jahren leer steht und vom Kreis als Gemeinschaftsunterkunft für bis zu fünf Jahre angefragt worden war. Wie würde sich Maulburg verhalten? Reserviert oder offenherzig? Großzügig oder ängstlich? Ich war nur zu Besuch, denn nach siebzehn Jahren in New York wohne ich mittlerweile in Berlin, bin aber wohl im Herzen Maulburger und wollte selbst sehen, wie in der Gemeinde die Flüchtlingsdebatte geführt würde. Die erste Überraschung gab es schon vor der Tür, wo sich rund 150 Bürger versammelt hatten – wohl ein Rekordwert für das Gremium. Die nächste Überraschung kam während der Sitzung: Von vier vertretenen Fraktionen sprachen sich alle – teilweise nach Detailfragen oder Forderungen an den Kreis und die „große Politik“ - für die Einrichtung der Gemeinschaftsunterkunft aus. Noch mehr: Die von Bürgermeister Jürgen Multner angebotene Aussprache der anwesenden Zuhörer ergab nur freundlich gestimmte Nachfragen und ein leidenschaftliches Plädoyer für unbedingte Hilfe für die Notleidenden. Die offizielle Abstimmung war Formsache: Der Maulburger Gemeinderat stimmte einstimmig dafür, Flüchtlingen eine Unterkunft zu bieten – nicht an der Peripherie, sondern mitten im Ort, nahe der Schul- und Sportanlagen, mit der Möglichkeit, neben Sprachkursen auch für eine soziale Integration zu sorgen. Ich war am Montag stolz, Maulburger zu sein. Lars Halter Maulburg/Berlin