Maulburg Kein einheitliches Meinungsbild

Markgräfler Tagblatt
Rathausplatz in Maulburg. Fotos: Harald Pflüger/Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt

Rathausplatzgestaltung : Zustimmung zur Planung vertagt / Beratung in der Fraktion

Von Harald Pflüger

Vertagt hat der Gemeinderat am Montagabend die Zustimmung für die Planung des Rathausplatzes. Zum einen war sich das Gremium nicht über die Gestaltung einig und zum anderen lagen die Kosten weit über der veranschlagten Summe.

Maulburg. Wenn es in Maulburg Dauerbrenner gibt, dann gehört die Gestaltung des Rathausplatzes dazu. Das Areal mit seinem Mix aus kariösem Asphalt, wassergebundener Decke, Pflasterbelägen und etwas Grün aufzuhübschen, hat der Gemeinderat beschlossen und dafür im Haushalt für dieses Jahr vorsorglich 80 000 Euro bereitgestellt. Dass diese Summe nicht reichen wird, wurde bei der ersten Präsentation der Planung rasch deutlich (wir berichteten). Der Gemeinderat setzte später 350 000 Euro als Obergrenze an.

Die beiden beauftragten Büros verfolgten bei ihren Entwürfen unterschiedliche Ansätze. Während Thomas Hoffmann, Geschäftsführer des Planungsbüros Südwest, vor allem das Parkplatzproblem im Visier hatte, legte Tobias Wagner, Inhaber von Perspektive Grün, sein Augenmerk auf die Grüngestaltung. Wunsch des Gemeinderats war daraufhin, dass beide Planer kooperieren.

Thomas Hoffmann skizzierte am Montagabend im Gemeinderat seine Planung mit klar strukturierter Zufahrt zum Rathausplatz (die Durchfahrt zum Lettenweg wird gesperrt), fünf Meter breiter Fahrgasse und einem möblierten Wendeplatz. Die Parkbuchten mit einheitlichem Pflaster haben die Maße 2,60 mal fünf Meter. Weitere (Längs-)Parkplätze könnten entlang des Lettenwegs angelegt werden. Überplant hat Hoffmann auch den Rathausvorplatz mit einem repräsentativen Zugangsbereich, einer Bushaltestelle sowie einer Verbreiterung des Gehwegs von 1,50 auf 2,50 Meter. Eine neue Fahrradabstellanlage (nebst E-Bike-Ladestation) und ein Pavillon hinter dem Rathaus sollen die Formensprache des Buswartehäuschens aufnehmen.

Der Wochenmarkt könnte zum Hintereingang des Rathaus verlegt werden, um das Parken auch an Markttagen zu ermöglichen. Laut Bürgermeister Jürgen Multner könnten sich die Marktbeschicker mit solch einer Verlegung anfreunden, wenn an der Hermann-Burte Straße auf den neuen Standort hingewiesen würde. Wenig Chancen räumte Hoffmann nach Gesprächen mit der Polizei Tempo 30 auf der Hermann-Burte-Straße ein.

Die Kosten für die Gesamtmaßnahme bezifferte Hoffmann am Montagabend auf rund 475 000 Euro. Diese Summe setzt sich zusammen aus Straßenbauarbeiten (265 000 Euro), Entsorgung von belastetem Erdreich (60 000 Euro), Ausstattung (75 000 Euro) und Rathausvorplatz (75 000 Euro).

Hinzu kämen weitere 30 000 bis 35 000 Euro für die Grüngestaltung. Tobias Wagner zeigte anhand einiger Bilder die vielfältigen Möglichkeiten der Grüngestaltung auf.

Für Bürgermeister Jürgen Multner stellte sich die Frage, ob der Gemeinderat bereit sei, die Mehrkosten von 100 000 Euro zu stemmen. Eine neue Vorplatzgestaltung hielt Multner für überflüssig, weil sie erst beim Umbau der alten Schule zum neuen Rathaus neu erfolgte.

Die Planung selbst wurde von den Gemeinderäten unterschiedlich bewertet. Kurt Greiner (FW) fand die Planung durchdacht, vor allem was die Bushaltestelle vor dem Rathaus betrifft. Enttäuscht zeigte sich Greiner, dass kaum eine Chance auf Tempo 30 in der Hermann-Burte-Straße besteht. Laut Angela Gimpel vom Bauamt der Gemeinde könnte höchstens beantragt werden, dass die Busse mit eingeschaltetem Warnblinkanlage halten. Dann müsste in Schritttempo an ihnen vorbeigefahren werden.

„Mir gefällt die Planung nicht so gut“, äußerte sich Stephanie Scarr (BVM). Der neu gestaltete Rathausplatz ähnle dem bisherigen. Weil ihr die Erfahrung gezeigt habe, dass mehr Autos auf den Rathausplatz einfahren als parken können, sieht sie eine möblierte Wendeplattform kritisch: Da ist dann kein Platz zum Rangieren mehr. Hans Zimmermann (BVM) schienen die Parkplätze mit fünf Metern Länge knapp bemessen, angesichts der zahlreichen Kleinlaster, die dort abgestellt werden.

Das Ziel sei verfehlt, fand Christian Leszkowski (SPD) mit Blick auf den nicht eingehaltenen Kostenrahmen von 350 000 Euro. Auch Fraktionskollege Bruno Sahner konnte die Planung nicht begeistern: Das habe mit Dorfentwicklung nichts mehr zu tun sondern sei nur eine Umgestaltung des Parkplatzes. Da müsse die Frage erlaubt sei, ob man dafür so viel Geld ausgeben wolle. Sahner riet überdies, die Finger von der Vorplatzgestaltung des Rathauses zu lassen und warf eine weitere Frage auf: Muss die Bushaltestelle an ihrem angestammten Platz bleiben oder könnte sie verlegt werden? Sahner bat auch daran zu denken, dass nach Fertigstellung der Dinkelbergautobahn A 98 mehr Verkehr durch Maulburg fließt. Verlegt werden könnte seiner Meinung nach der Wochenmarkt vom Rathausplatz in die Kupfergasse. Sahner sagte, dass andere Städte auch Straßen für den Wochenmarkt sperren würden.

Erich Potschies (FW) wiederum erinnerte daran, dass auf dem Rathausplatz 50 Jahre lang nichts gemacht worden ist. Matthias Lang (CDU) konnte den Mehrwert der Planung nicht erkennen. Und auch nicht, weshalb bestehende Fahrradabstellplätze erneuert werden sollen. Auch ein möblierter Wendeplatz macht in Matthias Langs Augen keinen Sinn. Er jedenfalls würde sich nicht in die Mitte eines Parkplatzes setzen und dort sein Znüni zu sich nehmen.

Weil sich am Montagabend keine einheitliche Meinung abzeichnete, regte Bürgermeister Multner an, das Thema zunächst in den Fraktionen zu beraten, ehe es wieder in den Gemeinderat kommt. Dabei können die Gemeinderäte aus mittlerweile sechs Plänen ihre Ideen schöpfen. Bis Ende April, so der Wunsch, sollte die Meinungsbildung abgeschlossen sein. Gebilligt wurde hingegen die Planung für den Lettenweg.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading