Maulburg: „Persönlich gehalten und sehr gut zu lesen“ - Maulburg

Maulburg „Persönlich gehalten und sehr gut zu lesen“

Markgräfler Tagblatt 29.07.2015 - 23:02 Uhr

Hansjörg Noe arbeitet NS-Zeit in Maulburg auf / Buch soll im März 2016 erscheinen

Hansjörg Noe berichtete, dass in Steinen viele wertvolle Materialien und Zeitzeugnisse erst nach der Veröffentlichung seines Buchs aufgetaucht seien. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass es auch in Maulburg noch Dokumente oder Materialien aus dieser Zeit gibt, die ich noch nicht habe verwenden können“, so Noe. Er bittet alle Bürger, die über solche Materialien verfügen oder als Zeitzeugen aus dieser Zeit berichten können, sich bei ihm oder bei der Gemeindeverwaltung zu melden. Kontaktdaten in der Gemeindeverwaltung: Hauptamtsleiterin Stefanie Hofer, E-Mail: stefanie.hofer@maulburg.de

Hansjörg Noe direkt: E-Mail: hj.noe@t-online.de

Maulburg (hf). Die Aufarbeitung der NS-Zeit in Maulburg befindet sich in ihrem Endstadium, informierte Hansjörg Noe am Montag im Gemeinderat. Entgegen der ersten Annahme wird es nicht nur eine Broschüre, sondern ein veritables Buch mit rund 200 Seiten. Die Redaktion des Textes wird bis Ende des Jahres abgeschlossen, so dass das Maulburg-Buch im März 2016 erschienen könnte.

Die historische Aufarbeitung hatte Hansjörg Noe im September des vergangenen Jahres begonnen. „Der Bestand des Maulburger Ortsarchivs ist mit rund 100 Akten eher mager“, berichtete der Historiker. Der Grund hierfür liege mit aller Wahrscheinlichkeit darin, dass ein Großteil der Akten bei einem Hochwasser schwer beschädigt oder vernichtet wurde, so Hansjörg Noe. Denn ein Teil der vorhandenen Akten weise Wasserschäden und Schimmelbefall auf. Eine absichtliche „Bereinigung“ des Aktenbestandes sei wenig wahrscheinlich, denn im Bestand befinde sich noch die Entnazifizierungsakte Maulburgs, die sonst wohl sicher als erste entfernt worden wäre. Als großen Glücksfall bezeichnete es Hansjörg Noe, dass ihm das Privatarchiv von Friedrich Dreher zur Verfügung gestanden hatte, das deutlich umfangreicher als das Ortsarchiv ist. Des Weiteren hatten die Mitglieder des Maulburger Geschichts- und Kulturvereins wichtige zusätzliche Materialien zur Verfügung gestellt.

Neben den Recherchen in Archiven hat Hansjörg Noe 30 Gespräche mit 17 Maulburger Bürgern geführt, die aus eigenem Erleben aus der Zeit berichteten. Zusätzlich wurden alle Ausgaben des Markgräfler Tagblatts von 1928 bis 1947 ausgewertet. Das Buch ist jetzt zu 90 Prozent fertig und wird die Maulburger Geschichte der NS-Zeit von vor 1933 bis in die 1950er Jahre beschreiben. Die einzelnen Kapitel werden Maulburg vor 1933 beschreiben, Machtübernahme und Gleichschaltung in Gemeinde und Vereinen, Feiern im Jahreslauf, die „Inbesitznahme“ der Menschen - vor allem der Kinder und Jugendlichen - , besondere Einrichtungen und Ereignisse, Maulburg im Krieg und Neubeginn nach 1945. Ein eigenes Kapitel von rund 40 Seiten wird dem Thema „Hermann Burte“ gewidmet sein.

„Der Text wird bis Ende des Jahres komplett fertig sein“, informierte Hansjörg Noe. Ab September werden die Bilder eingefügt und kommentiert, so dass ein Erscheinen des Buches im März des kommenden Jahres möglich ist. „Das Maulburger Buch wird ganz anders sein als die Veröffentlichung über Steinen“, betonte der Historiker. Es sei sehr persönlich gehalten, eher beschreibend und sehr gut zu lesen. Hans-jörg Noe bedankte sich bei den Mitarbeitern der Verwaltung, bei Friedrich Dreher, den Mitgliedern des Geschichts- und Kulturvereins und vielen Maulburger Bürgern, die seine Arbeit ganz erheblich unterstützt haben.

Bürgermeister Jürgen Multner zeigte sich positiv überrascht, dass nun doch ein Buch und nicht nur eine Broschüre entstehen wird und dankte Hansjörg Noe und seinen Helfern für die große Arbeit. „Es ist für alle Beteiligten toll, dass das Buch deutlich schneller als erwartet vorgelegt werden kann“, erklärte Jürgen Multner. Gemeinderat und Bürgermeister waren sich einig, dass die Gemeinde ihren Beitrag leisten wird, damit das Buch im kommenden März erscheinen kann.