^ Maulburg: „Wir wollen ein Zeichen setzen“ - Maulburg - Verlagshaus Jaumann

Maulburg „Wir wollen ein Zeichen setzen“

Markgräfler Tagblatt

Kita-Streik: Kommunale Kindergärten in Steinen und Maulburg bleiben geschlossen

Betroffen vom Kita-Streik sind alle kommunalen Einrichtungen in Steinen (Köchlin-Kita Steinen, Dora-Merian-Kindergarten Höllstein, „Berghüsli“ Hägelberg, „Sonnenblume“ Hüsingen) und in Maulburg (Kita Neue Straße, Steegmatt-Kindergarten) geschlossen. In Maulburg wird ab heute gleich drei Tage lang gestreikt.

Steinen/Maulburg (sat). Die Gewerkschaft Verdi hält den Druck auf die kommunalen Arbeitgeber in Südbaden weiter hoch und ruft diese Woche erneut zum Kita-Streik auf. Am heutigen Mittwoch bleiben alle kommunalen Einrichtungen in Steinen und in Maulburg geschlossen. In Maulburg wird ab heute gleich drei Tage lang gestreikt.

„Wir haben keine andere Möglichkeit“, so Barbara Huber-Kramer, Leiterin der Kita Neue Straße und Verdi-Bezirksvorstandsmitglied. Wie alle Erzieher, deren Einrichtungen heute geschlossen sind, wird auch Barbara Huber-Kramer an der großen Kundgebung in Lörrach (12 Uhr, Marktplatz) teilnehmen. Unter anderem wird Verdi-Landesvorsitzende Leni Breymaier vor mehreren hundert Teilnehmern sprechen. Zuvor gibt es eine Demonstration der Streikenden. „Wir wollen ein Zeichen setzen“, so Regina Doppstadt, Leiterin des Dora-Merian-Kindergartens.

Von Anfang an im Dialog mit den Eltern

Die Erzieher sind enttäuscht, dass nach fünf Verhandlungsrunden zwischen Verdi und der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) zur Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes kein Angebot vorliegt. „Die Arbeitgeber haben in fünf Verhandlungsrunden jeden generellen Handlungsbedarf zur tariflichen Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe geleugnet. Sie haben kein Angebot vorgelegt, sondern lediglich punktuelle Verbesserungen für einen sehr kleinen Teil der Beschäftigten vage in Aussicht gestellt. Damit haben sie die Eskalation der Tarifauseinandersetzung provoziert“, so Verdi-Fachsekretär Roland Blanke.

Dennoch sollen die Auseinandersetzungen nicht auf dem Rücken der Eltern oder Kinder ausgetragen werden, betonten die Kita-Leiter aus Steinen und Maulburg. Daher habe man von Anfang an einen „engen Dialog“ mit den Eltern geführt, erklärte Julian Kracht. Der Leiter des Steegmatt-Kindergartens berichtete von zahlreichen Elternabenden, Informationsblättern und Gesprächen, die in den vergangenen Monaten geführt und verteilt wurden.

Verständnis und Engagement hätten die Eltern den Erziehern entgegengebracht. „Die sehen unsere Bedürfnisse“, so Regina Doppstadt. In Maulburg und Steinen wurden von den Eltern Netzwerke gebildet, so dass die Betreuung der Kinder auch bei geschlossenen Einrichtungen gewährleistet ist. „Die Eltern haben die Tragweite der Tarifverhandlungen verstanden. Was ist, wenn es künftig noch mehr Personalmangel gibt und weitere Gruppen geschlossen werden müssen?“, so Barbara Huber-Kramer.

Nicht streiken dürfen die Erzieher in Kitas mit kirchlichem Träger, da dies im Arbeitsrecht der Kirche verankert ist. Doch da ihr Gehalt ebenfalls vom Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst abhängig ist, möchten sich auch die Erzieher aus den kirchlichen Einrichtungen an den aktuellen Geschehnissen beteiligen. Streiken dürfen sie nicht, aber demonstrieren. „In Absprache mit unserem Arbeitgeber haben wir den Dienstplan geändert“, so Thomas Seubert, Leiter des evangelischen Fröbel-Kindergartens in Steinen. Etwas dünner besetzt kann der Kindergartenbetrieb heute weiterlaufen und gleichzeitig können sich einige Mitarbeiter frei nehmen, um an der Kundgebung in Lörrach teilnehmen zu können.

Eine weitere Form der Unterstützung wurde von Angela Heinssen, Landesvorsitzende der Kita-Landeselternvertretung in Niedersachsen, ins Leben gerufen. Mit einer Unterschriftenaktion wolle man den Druck auf die kommunalen Verhandlungspartner erhöhen und diese zu konstruktiven Verhandlungen zwingen. „Wir Eltern solidarisieren uns mit den ErzieherInnen, denn wir sind PartnerInnen in der Erziehung unserer Kinder“, heißt es in der Petition. 50 000 Unterschriften sollen erreicht werden und diese dann an die Verhandlungsführer des Verbands der kommunalen Arbeitgeber (VkA) übergeben werden. Aktuell liegt die Zahl der Unterstützer bei 44 272.

Die Akzeptanz der Eltern spielt auch für Maulburgs Bürgermeister Jürgen Multner eine große Rolle. Es sei das gute Recht der Erzieher zu streiken, doch beruhige es ihn, dass auch der Rückhalt aus der Elternschaft gegeben sei. Eine Rückzahlung der Kita-Beiträge sei von den Maulburger Eltern noch nicht gefordert worden, so Multner. Auch Stefanie Hofer, in Steinens Hauptamt zuständig für die Kindergärten der Gemeinde, ist diesbezüglich noch nichts zu Ohren gekommen. „Das wäre aber auch aufgrund der unterschiedlichen Betreuungsformen ein riesiger Verwaltungsaufwand“, so Hofer.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading