^ Mittelalterliche Funde in Neuenburg am Rhein: Wachturm, Weinkeller und Lichtnischen - Nachrichten - Verlagshaus Jaumann

Mittelalterliche Funde in Neuenburg am Rhein Wachturm, Weinkeller und Lichtnischen

Alexander Anlicker
Die Besucher konnten einen Blick in mittelalterliche Weinkeller und Gerbergruben werfen. Foto: Alexander Anlicker

Großes Interesse an den archäologischen Ausgrabungen auf dem Zipperplatz in Neuenburg. Provisorische Stadtmauer, Wachturm, doppelstöckige Keller, Gerbergruben, Backofen und Ofenkacheln schlummerten Jahrhunderte nur wenige Zentimeter im Boden.

Nieselregen und eine schlammige Baugrube erforderten Gummistiefel oder robustes Schuhwerk, dennoch nutzten zahlreiche Neuenburger die Gelegenheit einen Einblick in das spätmittelalterliche Neuenburg des 15. und 16. Jahrhunderts zu erhaschen.

Die Freiburger Grabungsfirma e&b excav führt im Auftrag der Stadt Neuenburg Rettungsgrabungen auf dem Zipperplatz durch. Dort soll – so die Pläne der Stadt – eine Bebauung mit einer Tiefgarage entstehen. Am Donnerstag haben Stadt, Grabungsfirma und Landesdenkmalamt zu einer Besichtigung der archäologischen Ausgrabungen eingeladen.

Immer wieder führte Bertram Jenisch (rechts) kleine Gruppen über das Ausgrabungsgelände. Foto: Alexander Anlicker

Auf dem rund 2000 Quadratmeter großen Areal wurden Parzellenmauern, Nebengebäude, Reste von Gerbergruben und ein Backofen aus dem Spätmittelalter erfasst. Das Areal grenzt an seiner Südseite direkt an den Standort des ehemaligen Münsters an, erläuterte der Archäologe Bertram Jenisch vom Landesdenkmalamt beim Regierungspräsidium Stuttgart. Es gehörte damit zu den besseren Wohnlagen.

Davon zeugen unter anderem die zweigeschossigen Keller sowie die Böden mit Fliesen oder im Fischgrätmuster verlegten Backsteinen. An einer Kellerwand sind bogenförmige Nischen zu sehen. Dabei handelt es sich laut Jenisch um so genannte Lichtnischen. Hier sorgten Kerzen oder Öllampen für Licht. Bei den zweigeschossigen Kellern könnte es sich laut Jenisch um Weinkeller gehandelt haben. Die Lichtnischen erfüllten damit auch den Zweck vor dem bei der Gärung entstehenden Kohlendioxid zu warnen. Wenn das Licht anfing zu flackern, hieß es den Keller zu verlassen.

Bertram Jenisch erklärt die deutlich zu sehenden Lichtnischen im mittelalterlichen (Wein-) Keller. Foto: Alexander Anlicker

Mit dem Geländeverlust an den Rhein im Zuge des Hochwassers der Hochwasser im 15. und 16. Jahrhundert wurde auch die westliche Stadtmauer zerstört. Bei den Ausgrabungen wurde die Mitte des 16. Jahrhunderts errichtete Stadtmauer entdeckt. Dass es sich um ein Provisorium handelt, sei daraus ersichtlich, dass die Mauern weit weniger dick seien, wie die bei der Ausgrabung an der Ölstraße entdeckte alte Stadtmauer. Darüber hinaus wurden die Überreste eines kleinen Wehrturms entdeckt, der – so die Spurenlage – wohl bei späteren Kriegen durch ein Feuer zerstört wurde.

Der mittelalterliche Wehrturm, der auch auf dem Kupferstich von Merian zu sehen ist. Foto: Alexander Anlicker
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