Müllheim Ein Schritt weiter – trotz Widerständen

Weiler Zeitung
Das Hauptgebäude der Christophorusgemeinschaft an der Lindenstraße in Niederweiler soll abgerissen und durch einen um 90 Grad gedrehten Baukörper mit Giebel zur Straße ersetzt werden. Anstelle des Tores gibt es eine kleine Stichstraße, die den Innenbereich des Areals mit den beiden Mehrfamilienhäusern erschließt. Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Gemeinderat: Neubau der Christophorusgemeinschaft in Niederweiler / Gremium gibt grünes Licht

Von Dorothee Philipp

Die Christophorusgemeinschaft ist mit ihrem Vorhaben, auf dem Areal zwischen der Lindenstraße und der Ölbergstraße in Niederweiler neu zu bauen, einen Schritt weiter. Der Gemeinderat Müllheim stimmte einer erneuten Offenlage des Bebauungsplans mit 19 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung zu.

Müllheim. Eigentlich ging es in dieser erneuten Offenlage nur darum, die Typologie des Baugebiets neu zu definieren, statt „dörfliches Mischgebiet“ wurden nun zwei „Sondergebiete“ im Plan eingetragen. Dörfliches Mischgebiet gilt nur dann, wenn sich auf dem betreffenden Areal auch ein landwirtschaftlicher Betrieb befindet, erklärte Peter Egi von der Planungsgruppe Südwest, die den Bebauungsplan ausgearbeitet hat.

Doch der erneute Verfahrensschritt zeigte, dass es in Niederweiler immer noch Widerstand gegen die Pläne gibt, die neben dem Neubau der Gebäude für die Christophorusgemeinschaft auch zwei seniorengerechte Mehrfamilienhäuser mit zusammen 24 Wohnungen für den freien Markt vorsieht, was auch der Finanzierung des Vorhabens dienen soll.

Die Christophorusgemeinschaft selbst betreibt Werksiedlungen in Müllheim, Kandern und Niederweiler, wo Menschen mit Handicap Arbeitsplätze finden. Etliche wohnen auch in der Gemeinschaft, die jeder einzelnen Person die optimalen, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Entwicklungsmöglichkeiten biete (www.werksiedlung.de).

Der Ortschaftsrat hatte das Vorhaben mit zwei zu einer Stimme abgelehnt – das Votum ist offenbar ein Kuriosum in der kommunalen Abstimmungslandschaft, wie Hauptamtsleiter Dominik Fröhlin feststellte. Von den acht Mitgliedern des Ortschaftsrats waren vier befangen, darunter auch Ortsvorsteher Michael Fischer.

In den Zuschauerreihen machte sich Unruhe breit, man bezichtigte die Stadt, den Ortschaftsrat schlichtweg zu übergehen und den Bürgern ein Großprojekt aufzuzwingen, das diese nicht haben wollten. Schließlich sah sich Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich dazu gezwungen, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen, da eine Gemeinderatsdebatte Wortbeiträge der Zuschauer nicht zulässt. Sie musste eine Frau bitten, den Saal jetzt „kommentarlos zu verlassen“. Ebenfalls ein Novum in der jüngeren Chronik der Müllheimer Kommunalpolitik.

In einer grundsätzlichen Stellungnahme hatte Egi zuvor ausgeführt, dass man sich langfristig bei der Entwicklung der Dörfer vom Einfamilienhaus mit Gärtchen verabschieden müsse. Dies zum einen wegen des Verbrauchs an Grund und Boden, zum anderen aber weil eine intakte Dorfgemeinschaft bei dieser Siedlungsstruktur nicht entstehen könne. Das von der Christophorusgemeinschaft geplante Projekt mit Wohnen, Arbeiten und einem Café dagegen sei ein offenes Modellprojekt, das in die Zukunft weise, betonte Egi.

Die neuen Gebäude werden nicht höher als die alten und es wird trotz der Verdichtung nur unwesentlich mehr Fläche bebaut als jetzt schon.

Ein großer Stein fiel Joachim Walter, Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender der Christophorusgemeinschaft, vom Herzen, nachdem der Gemeinderat votiert hatte. „Wenn wir die neuen Vorgaben der Heimstättenverordnung nicht realisieren können, müssten wir andere Regionen finden, wo wir bauen können. Das wäre der Knockout für die seit 50 Jahren bestehende Einrichtung gewesen“, sagte er.

Bürgermeisterin Siemes-Knoblich legte vor der Abstimmung dem Ratsrund ans Herz, im Sinne des Vorhabens zu votieren: „Wenn ich dagegen stimmen würde, wäre das in meinen Augen moralisch nicht vertretbar“, sagte sie.

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