Das Selbstportrait eines jungen Soldaten, der aus dem Krieg nicht mehr ins Markgräflerland zurückkehrte, das Bildnis einer Baronin und das Portrait eines Müllheimer Straßenfegers: Die neue Sonderausstellung im Markgräfler Museum zeigt eine eindrucksvolle Auswahl der zahlreichen Portraits aus der eigenen Sammlung. Von Claudia Bötsch Müllheim. Ebenso vielfältig wie die Gesichter, Personen und deren Geschichten sind die Techniken und Stile der Werke, die in einer erweiterten Foyer-Ausstellung noch bis 26. Juni zu sehen sind. Die Zeichnungen, Aquarelle und Ölgemälde stammen aus der Zeit zwischen dem 18. und 21. Jahrhundert. Kunst kann auch entschleunigen Der Sammlungskurator Peter R. Stoppel hat die Sonderausstellung anlässlich des 25-jährigen Bestehens der städtischen Kunstsammlung zusammengestellt. Die aktuelle Ausstellung sieht er auch als Einladung an die Bürger, sich mal eine Auszeit vom Alltag zu nehmen und zu entschleunigen. Denn gerade in Zeiten, in denen wir täglich hunderte Bilder auf dem Tablet (weg-)wischen, könne es eine besonders wertvolle Erfahrung sein, Kunst bewusst und mit Muße auf sich wirken zu lassen. Zur Geschichte der Sammlung: 1974 wurde das heutige Markgräfler Museum als Wein- und Heimatmuseum gegründet. Seit dem Umbau 1991 und der Umbenennung zählt auch die Bildende Kunst zu den Arbeitsschwerpunkten des Hauses. „In den vergangenen 25 Jahren ist eine hochkarätige Kunstsammlung entstanden“, blickt die Stadt zurück. Getragen wurde diese zunächst allein von Stadt und Museumsverein, zunehmend wurde sie aber auch gefördert durch Sponsoren sowie durch großzügige Schenkungen und Dauerleihgaben. Diese Arbeit habe das Markgräfler Museum über die Jahre hinweg „zu einem der herausragenden Kunstorte in Südbaden gemacht“. Rund 6000 Werke finden sich laut Museumsleiter Jan Merk in der städtischen Kunstsammlung, alle Zeichnungen und Skizzen miteingerechnet. Darunter sind auch noch viele ungerahmte Blätter und Mappen. Etwa die Hälfte der Sammlung sei bereits inventarisiert. Neben Gemälden des 19. Jahrhunderts, die in der hiesigen Region selten sind, bewahrt das Markgräfler Museum Werke der klassischen Moderne aus der 1927 gegründeten Künstlergruppe „Badische Secession“ mit Mitgliedern wie Emil Bizer, Adolf Strübe, Otto Laible oder Adolf Riedlin. Darüber hinaus gehören Malerei und Skulpturen von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern am südlichen Oberrhein zur Sammlung. „Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt bei der Landschaftsdarstellung, die in gegenständlicher oder abstrakter Form alle Künstlergenerationen als Motiv herausgefordert hat“, teilt die Stadt weiter mit. Zur Sammlung des Museums gehören wiederum auch zahlreiche Portaits – aus diesem Fundus wurde für die aktuelle Ausstellung geschöpft. Politischer Auftrag zur kulturellen Versorgung Mit der städtischen Kunstsammlung erfülle Müllheim auch einen „politischen Auftrag“, erläuterte Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich Gründe und Bedeutung dieses Engagements. Schließlich sei es in der Verfassung des Landes verankert, dass eine Stadt die kulturelle Grundversorgung ihrer Bürger zu gewährleisten habe. In seiner Rolle als Mittelzentrum komme Müllheim hierbei eine besondere Verantwortung zu, so die Bürgermeisterin, die auf einen „Versorgungsauftrag für die Region“ verwies. „Zentrum der Bildenden Kunst“ Mit seiner Kunstsammlung positioniere sich Müllheim auch als „Zentrum der Bildenden Kunst“, meinte Siemes-Knoblich. Damit verknüpft sei auch die Verpflichtung zu sammeln, zu bewahren und die Werke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen – sei es etwa in Form von Ausstellungen oder der Präsentation in städtischen Gebäuden. Regelmäßig finden auch Ausleihen an andere Museen statt. Museumsleiter Merk und Sammlungskurator Stoppel seien derzeit dabei, ein schriftliches Sammlungskonzept zu erstellen. Wichtige Kriterien seien hierbei Qualitätsmaßstäbe und eine gewisse Repräsentation. Man folge dem Anspruch, „Kompetenzzentrum fürs Markgräflerland zu sein – auch im Bereich Kunst“. Gesammelt werden Werke von Künstlern mit Bezug zur Region, aber auch von Künstlern der „Badischen Secession“, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter dem Nazi-Regime zu leiden hatten. Dazu kommt moderne, zeitgenössische Kunst, darunter finden sich auch Werke junger Talente. Eingang in die Sammlung finden indes auch unbekannte Maler, „auch aus dokumentarischen Zwecken“, so Museumsleiter Merk. Aufgabe sei es, dem Sammlungskonzept folgend eine gewisse Auswahl repräsentativer Werke zu treffen. Verbunden mit der Sammlung seien eine Vermittler- und Zeige- sowie eine Dokumenatations- und Archivfunktion.