Müllheim Schüler und Dozenten lernen

Weiler Zeitung

Flüchtlinge: Junge Gambier haben an einem Sprachkurs in Müllheim teilgenommen / Zertifikate erhalten

Auf dem hübsch gedeckten Tisch stehen Teller mit Plätzchen, Nüssen und Mandarinen, es gibt Orangensaft, Cola und alkoholfreien Sekt: „Es gibt heute richtig was zu feiern“, sagt Anna de Jonghe, Dozentin an der Volkshochschule Markgräflerland und Expertin für die Konzeption von Sprachlehrbüchern – den erfolgreichen Abschluss eines Sprachkurses.

Müllheim. Dieser sei bisher einzigartig im Land, habe aber bereits viele andere Volkshochschulen neugierig gemacht: Dabei haben nämlich nicht nur die Schüler, sondern auch die Dozenten etwas gelernt.

Rund 15 junge Gambier, die als Flüchtlinge nach Müllheim kamen, haben an dem Kurs teilgenommen und sind jetzt stolze Besitzer des entsprechenden Zertifikats, das ihnen bescheinigt, dass sie das erste Sprachniveau des Europäischen Referenzrahmens, A1, beherrschen.

Ebrima sitzt still da und glättet das Papier immer wieder mit der Hand. Die jungen Leute aus Gambia hätten aufgrund ihres Herkunftslands über die üblichen 90 Unterrichtseinheiten, die Geflüchteten generell angeboten werden, keine Chance an weitere geförderte Kurse zu kommen, sagt De Jonghe. Sie seien hier zwar geduldet, hätten aber vom Amts wegen eine geringe Bleibe-Perspektive.

Das von ihr entwickelte Kursmodell nennt sich „Huckepack“, es basiert auf Unterricht in Kleinstgruppen, die von Ehrenamtlichen betreut werden.

Da diese im Regelfall keine didaktische Ausbildung für Sprachunterricht haben, werden sie unter der Anleitung der professionellen Dozentin in einer Art „learning by doing“ mit der Sprachvermittlung an Ausländer vertraut gemacht. Ein wichtiger Partner dabei ist die Volkshochschule. VHS-Leiterin Stefanie Heuberger sei eine tolle Arbeitgeberin gewesen, lobt De Jonghe.

Das Konzept ist so viel versprechend, dass es auch von der Landeszentrale für politische Bildung bezuschusst wurde. Einen kleinen Eigenanteil von 30 Euro bezahlten die Geflüchteten selbst aus ihrem Budget. Die Gesamtfinanzierung übernahm der Müllheimer Helferkreis „Zuflucht“. Die Stadt stellte für den Unterricht den Tagungsraum im leer stehenden Hotel „Bauer“ zur Verfügung.

Eine Außenwirkung hatte der neue Kurs schon: Als ein Zeitungsartikel über Drogenhandel erschien, der in gambischer Hand ist, verfassten die Afrikaner gemeinsam einen Leserbrief, der dann zu ihrer Freude vollständig abgedruckt wurde. „Es macht uns traurig, dass viele unserer gambischen Brüder mit Drogen handeln und so kriminell geworden sind“, schreiben sie.

„Wir möchten einfach in Frieden leben und ein gutes Verhältnis zur deutschen Bevölkerung haben.“ Einige von ihnen haben bereits Arbeit gefunden, wie Ebrima, der in einer Restaurantküche arbeitet. Ceesay will Maler und Lackierer werden, er hat eine Lehre angefangen und besucht die Berufsschule in Freiburg.

„Dieser Kurs war eines der besten Projekte bisher in der Müllheimer Flüchtlingshilfe“, freut sich Samuel Gebert, der zwei Jahre lang Vorsitzender des Helferkreises war und sich auch jetzt noch täglich um die jungen Leute im ehemaligen Gästehaus „Bauer“ kümmert. Er ermunterte sie, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Das Bleiberecht gelte nicht nur für die, die mit einem Asylantrag Erfolg hatten. „Wenn Sie Deutsch können, können Sie eine Ausbildung beginnen.“ Und auch die Lehrer sind stolz: Sie erhielten von der Volkshochschule ein Zertifikat für die Weiterbildung zum „Sprachlotsen Markgräflerland“.

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