Müllheim Wer nur sich sieht, übersieht das Wichtige

Weiler Zeitung
Viel Applaus gab es für die zwölf talentierten Nachwuchs-Schauspielerinnen der Oberstufen-Theater-AG. Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Theater: Oberstufen-AG glänzt mit Molière

Müllheim (ek). Wie der Hang zur Hypochondrie schnell zur Abhängigkeit von Ärzten, Arzneimitteln und Pflegekräften, vor allem aber auch zu Manipulierbarkeit führen kann, zeigten die zwölf talentierten Nachwuchs-Schauspielerinnen der Oberstufen-Theater-AG mit ihrer Aufführung von Molières berühmter Komödie „Der eingebildete Kranke“ am Markgräfler Gymnasium.

Dass dieses Phänomen keineswegs an Aktualität eingebüßt hat, machte die junge Truppe unter der Leitung von Anna Seglitz-Baierl und Hannes Kliewer gleich zu Beginn deutlich, indem sie das Lied „Aber sonst gesund“ von den Wise Guys geschickt für eine turbulente Eröffnungsszene nutzte.

Auch Bühnenbild und Requisiten führten den Zuschauern das beherrschende Thema sofort und jederzeit vor Augen: Medikamente in rauen Mengen, selbst gebastelte überdimensionierte Spritzen und ein riesig wirkender Garderobenständer für einen knallroten Morgenmantel, eingerahmt von Ärztekitteln, dominieren das Bild. In der Mitte der Bühne thront das Sofa, das Argan (hervorragend gespielt von Katharina Rißler), dem vermeintlichen, schwer kranken Familienoberhaupt als Mittelpunkt und Rückzugsort seiner Welt dient.

Um ihn herum dreht sich alles. Dort leidet er, erholt sich, schimpft oder stöhnt und empfängt seine Besucher: seine Tochter, die Ehefrau, den Notar (elegant: Hiran Yusuf) und natürlich die Ärzte, ohne die er verloren wäre. Deshalb will er auch seine Tochter Angelika (mitreißend: Katharina Jost / schwärmerisch: Maren Oestringer) mit einem jungen Arzt (strahlend: Jenny Lietz) und Arzt-Sohn verheiraten, ohne Rücksicht auf deren Gefühle – vor allem die, die sie für Cléante (poetisch: Jill Huber) hegt.

Wer nur sich selbst sieht, übersieht jedoch alles Wichtige. Das muss Argan am Ende schmerzhaft erkennen. Seine Frau Beline (überzeugend als bezauberndes Biest: Nicola Härlin) liebt nicht ihn, sondern sein Geld, und seine überaus geschätzte Leibärztin Dr. Purgon (furios: Lara Cuda) nutzt seine Abhängigkeit schamlos aus, wird zum Racheengel und lässt ihn grausam im Stich. Echte Liebe empfinden nur seine Tochter Angelika und deren Liebster Cléante – nicht nur füreinander, sondern auch für den Vater, dem zuliebe der zukünftige Schwiegersohn sogar Medizin oder Pharmazie studieren wird.

Möglich wird dieses glückliche Ende aber nur dank Toinette, dem gewieften Dienstmädchen (hervorragend verkörpert von Kristina Winetsdorfer). Ohne ihre Tipps und Tricks hätte es Argans Schwester Beralde (Charlot Engelmann) nicht geschafft, ihrem verblendeten Bruder die Augen zu öffnen und das Familienglück dadurch zu retten. Toinette durchschaut alle und alles – mit einer Ausnahme. Der strahlende Arztsohn und dessen Vater (professionell: Anabell Kessler) beeindrucken sie durch ihre akademische Bildung und Sprachgewandtheit so sehr, dass sie Angelika zunächst den Falschen als Ehemann anpreist. Doch am Ende siegen, wie die Zuschauer mit Recht erwarten durften, Wahrhaftigkeit und Liebe.

Begeistert beglückwünschte Schulleiter Andreas Gorgas die talentierte Schauspieltruppe zu einer rundum gelungenen Aufführung, zu der auch die Mitglieder der Technik-AG unter der Leitung von Marcel Fischer maßgeblich beitrugen. Das Publikum dankte den Akteuren an beiden Abenden mit stürmischem Applaus.

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