Neue Bürgermeisterin in Maulburg Bis zum Wahlabend noch gebangt

mh
Der Moment, in dem Jessica Lang (vorne) in der Maulburger Alemannenhalle von ihrem Wahlsieg erfährt. Foto: Gerald Nill

Jessica Lang ist am Sonntag mit 54,2 Prozent in der Stichwahl zur neuen Bürgermeisterin von Maulburg gewählt worden. Im Gespräch verrät Lang unter anderem, wie sie den Wahlabend erlebt hat und worauf sie sich nun freut.

Am Tag nach ihrer Wahl spricht die künftige Maulburger Bürgermeisterin Jessica Lang mit unserer Zeitung.

Wie haben Sie den gestrigen Wahlsonntag und die Wahlparty in der Alemannenhalle erlebt?

Mich hat es natürlich gefreut, dass nach wie vor die Bürgerinnen und Bürger gekommen sind, obwohl es eine Stichwahl war. Es war eine positive Stimmung, und ich habe das wirklich positiv wahrgenommen. Freunde und Familie waren da, ich konnte viele Gespräche führen im Nachgang, und es wurde ja auch noch ausgiebig gefeiert bis zum Ende – das war schön.

Wann stand für Sie fest, dass Sie neue Bürgermeisterin von Maulburg werden, und was bedeutet Ihnen die Wahl?

Fest stand nichts, auch in Stichwahlen ist alles möglich. Für mich war es einfach wichtig, dass ich weiterhin das Vertrauen bekomme von den Wählern, die mir auch schon im ersten Wahlgang ihre Stimme geschenkt haben. Das Ergebnis konnte ich halten und ausbauen, das hat mich natürlich unwahrscheinlich gefreut. Ich habe genauso bis gestern Abend mit den Bürgerinnen und Bürgern gebangt, ob es reicht am Ende oder nicht. Die Freude war dann natürlich groß. Für mich bedeutet das viel, weil ich mich ganz bewusst für Maulburg entschieden habe. Ich hätte dieses Amt nirgendwo anders angestrebt, weil ich weiß, was mich in Maulburg erwartet. Ich bin mit der Verwaltung ein eingespieltes Team. Auch die bisherige Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat lief immer sachlich-konstruktiv sehr gut – und ich hoffe, dass ich das auch mit dem neuen Gemeinderat nach den Kommunalwahlen so weiterführen kann.

Sie haben in den vergangenen drei Wochen versucht, die Nichtwähler des ersten Wahlgangs für eine Wahl bei der Stichwahl zu gewinnen. Nun lag die Wahlbeteiligung mit rund 53 Prozent sogar etwa drei Prozent darunter. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Es ist natürlich schade, dass die Wahlbeteiligung noch einmal nach unten gegangen ist, tendenziell ist das aber meistens so bei Stichwahlen. Ich hoffe, dass das nicht für ein Nichtinteresse am politischen Geschehen in Maulburg steht. Woran es lag, kann ich nicht beurteilen. Bei dieser Bürgermeisterwahl hatten die Maulburgerinnen und Maulburger die Wahl mit sechs Kandidaten. Deswegen wäre es natürlich wünschenswert gewesen, es hätten sich ein paar mehr beteiligt und man hätte zumindest die Wahlbeteiligung aus dem ersten Wahlgang halten können.

Was waren die anstrengendsten und schönsten Momente Ihres Wahlkampfs?

Am anstrengenden war mit Sicherheit, dass es zeitlich für mich schon Anfang Oktober begonnen hat, und bis ich mich öffentlich erklären konnte, war es dann Dezember. Dieser gesamte Zeitraum, jetzt auch noch einmal drei Wochen Stichwahl, das bewegt einen natürlich, und es ist viel Aufregung mit dabei.

Der schönste Teil für mich war, dass ich Maulburg noch einmal ganz anders kennenlernen konnte. Ich habe an vielen Vereinssitzungen und Veranstaltungen teilgenommen. Ich konnte wirklich auch die Bürgerinnen und Bürger kennenlernen – und ganz viel Wissenswertes über Maulburg mitnehmen.

Worauf freuen Sie sich in Ihrem neuen Amt besonders?

Dass wir hoffentlich mit einem neugewählten Gemeinderat gemeinsam Prioritäten setzen können und dass ich mein Wissen einbringen kann. Ich freue mich immer, wenn ich neue Aufgaben angehen kann. Ich bin da sehr zuversichtlich mit einer starken Verwaltung und einem guten Gremium. Gestern Abend waren viele meiner zukünftigen Kolleginnen und Kollegen anwesend – die Zusammenarbeit wird in den nächsten Jahren vermehrt zunehmen, und man wird viele Aufgaben interkommunal angehen, da freue ich mich ganz besonders drauf.

Im Rahmen einer Feierstunde wird am 30. April Ihr Vorgänger Jürgen Multner verabschiedet, und Sie werden in Ihr Amt eingeführt. Wie geht es in den kommenden Wochen bis zur Ihrer Amtseinführung für Sie weiter?

Natürlich muss ich weiterhin auch meine Aufgabe im Hauptamt ausführen. Aber ich werde alles daran setzen, dass ich noch so viel wie möglich von den Aufgaben und Wissen, die jetzt aktuell noch bei Herrn Multner platziert sind, mitnehmen kann – damit ich eine Art Übergabe habe. Ich werde mich natürlich auch vorbereiten auf den 2. Mai, mache mir aber keine Gedanken. Das ist der Vorteil, den ich habe: Ich bin in den Themen ein Stück weit drin, muss mich nicht einarbeiten und kann direkt durchstarten.

Sie haben angekündigt, dass Sie im Falle Ihrer Wahl Ihren Wohnsitz von Neuenburg nach Maulburg verlegen werden. Wie weit ist dieser Plan fortgeschritten?

Ich wurde tatsächlich während meines Wahlkampfs auf viele Wohnungsangebote in Maulburg aufmerksam gemacht. Das ist ein Vorhaben, das ich relativ zeitnah umsetzen möchte. Ich habe mich in den letzten Wochen aber wirklich nur mit dem Wahlkampf beschäftigt und nicht mit der Wohnungssuche. Aber jetzt, wo das ganze konkret ist, steht für mich fest: Ich möchte in jedem Fall nach Maulburg ziehen, und sobald sich da etwas passendes ergibt, werde ich den Schritt auch vornehmen.

Welche Themen wollen Sie als erstes als Bürgermeisterin von Maulburg angehen?

Es gibt natürlich Pflichtaufgaben für die Kommunen, die weiterhin umgesetzt werden müssen – unabhängig von einer Prioritätenliste. Dann möchte ich mit dem Gemeinderat ein gemeinschaftliches Gemeindeentwicklungskonzept auf den Weg bringen. Dass man festlegt: Welche Aufgaben haben in welcher Reihenfolge Priorität und können auch personell und finanziell gestemmt werden.

In dieser Woche findet ein sogenannter „Bürgerdialog“ der AfD-Landtagsfraktion in Maulburg statt. Eine Gegendemonstration ist bereits angekündigt. Wie stehen Sie als künftige Bürgermeisterin zu derartigen Veranstaltungen in Ihrer Gemeinde?

Grundsätzlich muss man sagen, dass diese Veranstaltung zulässig ist, da die Partei nicht verboten ist. Ich hoffe, dass sich die Demonstrationen in der Art und Weise im Rahmen halten, dass alles friedlich abläuft und dass es eine friedliche Veranstaltung wird. Hier in Maulburg haben sich Demonstrationen für Vielfalt und Demokratie angekündigt – das finde ich grundsätzlich immer gut.

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