Neuenburg am Rhein (anl). Nicht leicht gemacht hat es sich der Neuenburger Gemeinderat mit der Einrichtung einer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in der Robert-Koch-Straße, die sich im Gewerbegebiet "Heiligkreuzkopf" befindet. Über zwei Stunden lang haben sich die Ratsmitglieder intensiv damit auseinandergesetzt, auch weil im Rahmen der Bürgerfragen doch einige Ängste und Sorgen von Anwohnern vorgetragen worden waren. Zum Einstieg zeigte Bürgermeister Joachim Schuster eine eindrückliche Reportage des "ZDF heute journals" über eine Flüchtlingsunterkunft in einem bürgerlichen Wohnviertel von Bremen, wo sich die Anwohner um Flüchtlinge aus Syrien kümmern und sagen "Das sind unsere Nachbarn". Hintergrund ist der wachsende Zustrom von Flüchlingen, so dass im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald noch in diesem Jahr 150 neue Unterbringungsplätze geschaffen werden müssen. 40 davon sollen nun in Neuenburg entstehen. Allein im August hätten rund 9500 Personen in Deutschland einen Asylantrag gestellt, die nach einem festgelegten Schlüssel auf die Bundesländer verteilt wurden, erläuterte die Sozialdezernentin des Landkreises, Eva-Maria Münzer, die Situation. Baden-Württemberg muss knapp 13 Prozent dieser Personen aufnehmen, die zunächst zentral in der Landesaufnahmestelle in Karlsruhe landen und dann auf die Stadt- und Landkreise verteilt würden. Dort würden die Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, die von den Landkreisen finanziert und betreut werden. Bei den Gemeinschaftsunterkünften ist der Kreis jedoch auf die Kooperation mit den Gemeinden angewiesen, weil diese die entsprechenden Liegenschaften zur Verfügung stellen. Das Konzept des Landkreises sieht vor, die Flüchtlinge in den größeren Städten unterzubringen. Wobei allerdings nicht mehr als 100 Menschen in einer Unterkunft untergebracht werden, ergänzte Münzer. Bereits im Februar sei der Landkreis mit der Bitte an die Stadt herangetreten, ob diese ein Grundstück für den Bau einer Gemeinschaftsunterkunft zur Verfügung stellen könnte, berichtete Bürgermeister Schuster. Der Gemeinderat habe daraufhin grundsätzlich die Bereitschaft signalisiert und die Verwaltung beauftragt, weitere Gespräche zu führen und ein entsprechendes Konzept vorzustellen. Deutlich machten Bürgermeister und Gemeinderat ihre Forderungen an den Landkreis. "Wir erwarten, dass sich der Landkreis bei uns engagiert und nicht nur Gebäude gebaut und die Menschen abgeladen werden", brachte es Stadtrat Gerhard Speck auf den Punkt, und Bürgermeister Schuster war die Frage wichtig: "Wie kann man die Bevölkerung und Nachbarschaft mit einbinden"" Dass die Stadt Neuenburg hilft, stand für Bürgermeister und Gemeinderat außer Frage. "Das ist auch der Tatsache geschuldet, dass Neuenburg nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg evakuiert wurde", erklärte Schuster und erinnerte daran, dass viele Neuenburger damals selbst Flüchtlinge waren. "Dass wir das machen, ist auch der Tatsache geschuldet, dass wir als größere Stadt im Landkreis dazu verpflichtet sind, wenn wir zentrale Aufgaben übernehmen wollen", ergänzte er. Letztlich fasste der Gemeinderat bei einer Gegenstimme von Andreas Hirsch " er hält eine Einzelunterbringung für sinnvoller " und einer Enthaltung von Egbert Studer, der in der Nachbarschaft wohnt, mit großer Mehrheit einen Grundsatzbeschluss für die Errichtung einer Gemeinschaftsunterkunft.