Die Stadt Neuenburg kann jetzt mit eigenem Wein aufwarten: Seit kurzem ist sie stolze Pächterin eines 20 Ar großen Rebstücks im Gewann Sonnenstück zwischen Auggen und Schliengen und reguläres Mitglied in der Genossenschaft Winzerkeller Auggener Schäf. Von Dorothee Philipp Neuenburg am Rhein. Rund 2600 Flaschen weißer Gutedel sollen in zwei bis drei Jahren, wenn die jungen, neu gepflanzten Reben anfangen zu tragen, jährlich als stadteigenes Gewächs zur Verfügung stehen für Präsente und offizielle Anlässe. Mit einem Gläschen Gutedel direkt vor Ort begossen Bürgermeister Joachim Schuster, WG-Geschäftsführer Thomas Basler, Verpächter Martin Weber und Stadtrat Egbert Studer, der als Landwirt, Winzer und Mitglied im Aufsichtsrat der Genossenschaft die Anlage betreut, das neue Geschäftsverhältnis. Schon bei seinem Amtsantritt 1991 habe er sich gewünscht, dass die Stadt Neuenburg eigenen Wein hat, berichtete Schuster. Doch schon 1984 hatte die damalige Neuenburger Genossenschaft mit Auggen fusioniert. Der Zuwachs betrug für die Auggener damals 25 Hektar. Gutedel für Präsente und offizielle Anlässe Etliche Winzer aus Neuenburg bewirtschaften nun ihre Weinberge an der sonnigen Westlage zwischen Auggen und Schliengen und liefern ihre Trauben im Winzerkeller Auggener Schäf ab. Da jetzt ein Pachtvertrag mit den Webers ausgelaufen war, nutzte die Stadt die Gelegenheit und griff zu. Die Info hatte sie aus erster Hand, denn Martin Weber ist als Fachbereichsleiter in der Neuenburger Stadtverwaltung tätig, und er wusste schon länger von den önologischen Ambitionen des Bürgermeisters. Adrett steht die neu gepflanzte Anlage da, 875 junge Rebstöckchen in Reih und Glied, zwischen den Reihen sprießt eine bunte Mischung von Wildkräutern für die Nützlinge. Das gesamte Gewann liegt im Wasserschutzgebiet und wird deshalb mit umweltschonenden Methoden bearbeitet, betont Studer. Das passt auch ins grüne Image der Stadt, die unter anderem stolz ist auf zwei Silbermedaillen im European Energy Award, eine Auszeichnung, die man sich hart verdienen muss. „Unsere Stadt ist sehr regio-bewusst“, sagt Bürgermeister Schuster. Wo es möglich sei, stelle man die regionalen Produzenten und Dienstleister in den Mittelpunkt, sei es auf dem Wochenmarkt, beim Nepomukfest oder bei den offiziellen Veranstaltungen. So ist der Winzerkeller Auggener Schäf schon lange der Hauslieferant der Stadt, sei es bei Empfängen, beim Weinbrunnen auf dem Rathausplatz oder vielen anderen Anlässen. Jetzt kann die Stadt bald mit einem „eigenen Gewächs“ aufwarten. Eigenes Gebinde und eigene Etiketten Die Anlieferung aus dem Neuenburger Rebberg werde natürlich als eigenes Gebinde ausgebaut und mit eigenen Etiketten versehen, sagt Thomas Basler. Vielleicht gibt es schon bald eine Weinprobe im städtischen Rebberg" Interessant ist auch noch, dass das Rebstückchen auf Steinenstadter Gemarkung liegt, also auf kommunalem Neuenburger Boden. „Wenige wissen, dass die Gemarkung Steinenstadt bis dort hinauf geht“, sagt Studer und zeigt auf den Kamm des Hügels, wo ein paar Bäume wachsen.