Von Alexander Anlicker Neuenburg am Rhein. „Naturschutz zum Anfassen“ gab es für die Neuenburger Gemeinderäte bei der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik. Zwei junge Schleiereulen, die in diesem Frühjahr in einer Nisthilfe in Grißheim zur Welt gekommen sind, hatte Stadtgärtner Norbert Selz mitgebracht, als er dem Gremium die vielfältigen Naturschutzmaßnahmen der Stadt vorstellte. Vor fast 40 Jahren wurden seitens der Stadt die ersten Nistkästen für Vögel aufgehängt. Intensiviert wurden die Aktivitäten seit 1995, nachdem der Gemeinderat beschlossen hatte, die Biotopvernetzung in Zusammenarbeit mit der Biologin Juliane Prinz voranzutreiben. Neben Nisthilfen für Vögel kamen auch solche für Insekten, wie die wichtigen Wildbienen, hinzu. In der Kernstadt übernehmen die Mitarbeiter des städtischen Betriebshofs die Betreuung der Nisthilfen, in den Ortsteilen haben die Jugendfeuerwehren diese Aufgabe übernommen. Die Betreuung umfasst unter anderem die jährliche Reinigung der Nisthilfen und die Erfassung der Belegung. Auf der Gemarkung gibt es insgesamt 200 Nistkästen für Singvögel. Die Einflugslöcher haben einen Durchmesser von 26 oder 32 Millimetern, wobei die kleineren überwiegend von Blaumeisen und die größeren von Kohlmeisen genutzt werden. Hinzu kommen 50 Nisthilfen für Mehlschwalben und zehn für Rauchschwalben. Letztere hätten es laut Selz immer schwerer, da immer mehr Stallungen geschlossen werden. Beim Umbau der alten Grundschule zum Bildungshaus wurden dort zwölf Nisthilfen für Mauersegler angebracht. Im Rahmen des grenzüberschreitenden Gerplan (Plan de Gestion de l‘Espace rural et périurbain, einem Landschaftsentwicklungsplan für den ländlichen Raum) wurden an der Eisenbahnbrücke bei der Fischerstraße vier weitere Kästen mit je drei Nisthilfen angebracht. Insgesamt gibt es für Mauersegler 36 Nistkästen auf der Gemarkung. Des Weiteren gibt es drei Nisthilfen für Dohlen. Auch Greifvögel wie Turmfalken, Schleiereulen und Steinkäuze haben in der Zähringerstadt eine Heimat. Dafür sorgen sechs Falkenkästen, unter anderem am Feuerwehrgerätehaus, neun Nistkästen für Schleiereulen an den Kirchtürmen sowie spezielle Nisthilfen für Steinkäuze auf Streuobstwiesen. Für Weißstörche gibt es drei Brutstätten in der Stadt. In diesem Frühjahr kamen jeweils drei Jungstörche auf den Türmen der evangelischen Kirche in Neuenburg sowie der St. Barbara-Kirche in Steinenstadt zur Welt, berichtete Selz. Auch die schwimmende Insel auf dem Wuhrloch zählt zu den Maßnahmen für den Naturschutz. Diese bietet Schwänen, Krückenten und dem Eisvogel eine Heimat. Auch Fledermäuse lassen sich nachts unter den Neuenburger Straßenlaternen entdecken, die dort Jagd auf Insekten machen. Auch für diese wurde das „Wohnungsangebot“ im Rahmen von Gerplan von zehn auf jetzt 16 Fledermauskästen ausgeweitet. Seit 1976 hat die Stadt Neuenburg (ohne die geförderten Maßnahmen aus dem Gerplan) 17 061 Euro für alle diese Maßnahmen ausgegeben, berichtete Selz. „Es ist gelungen, gefährdete und vom Aussterben bedrohte Arten zu schützen“, zieht Selz eine positive Bilanz.