Von Dorothee Philipp Neuenburg am Rhein. Seit seiner Wahl zum Bürgermeister von Neuenburg im Jahr 1991 hat Joachim Schuster bei den Wiederwahlen 1999 und 2007 keine Gegenkandidaten gehabt. Das ist in diesem Jahr, wo er sich um eine vierte Amtszeit bewirbt, anders. Auch die 41-jährige Kripo-Beamtin Beate Wörlein und der 51-jährige Erzieher Peter Gutzweiler wollen als Verwaltungschef ins Neuenburger Rathaus einziehen. Alle drei Kandidaten stellten sich am Freitagabend im Neuenburger Stadthaus den Wählern vor. Obwohl das Interesse an der Kommunalpolitik in Neuenburg sonst eher spärlich ausgeprägt ist, hatten die drei Bewerber ein volles Haus vor sich. Die für alle eingeräumte Viertelstunde Redezeit nutzte der Amtsinhaber Joachim Schuster , um in einem großen Bogen die Entwicklung der Stadt seit seinem Amtsantritt darzustellen, wobei er darauf hinwies, dass diese Dynamik von außen mit Anerkennung und auch einem bisschen Neid verfolgt werde. Dynamische Entwicklung der Stadt Neuenburg Schuster verwies auf das vielfältige Betreuungs- und Bildungsangebot, das wiederum auch Firmen veranlasse, sich in Neuenburg niederzulassen, streifte die Attraktivität Neuenburgs als Einkaufsstadt und als Stadt mit einem vielseitigen Vereinsleben, nannte Angebote für Senioren und wies auf die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung hin, die unter anderem in bisher elf Zukunftswerkstätten zu verschiedenen Themen genutzt wurde. Mit einem Ausblick auf die 850-Jahrfeier der Stadtgründung 2025 und auf die Gartenschau 2022 umriss Schuster die kommunalpolitischen Aufgaben der Zukunft, für die die Weichen bereits gestellt wurden. Schuster verwies auf den städtischen Haushalt, der trotz großer Investitionen eine Rücklage von sechs Millionen Euro verzeichne. Beate Wörlein erläuterte zunächst ihre Verbundenheit mit Neuenburg: ihre Schwiegereltern hatten hier 30 Jahre lang eine Apotheke, ihr Mann stamme von hier. Sie kritisierte die vielen Baulücken und das Erscheinungsbild von Müllheimer und Schlüsselstraße und versprach, als Bürgermeisterin die Stadt mit Augenmaß zu entwickeln und alte Bausubstanz zu erhalten. Versteckte Juwelen wie das Cusenier-Areal müssten zum Glänzen gebracht werden. Angesichts des starken Kundenzustroms aus Frankreich mit den damit verbundenen Verkehrsproblemen will sich Wörlein für ein besseres Verkehrsleitsystem und einen intensiveren Ordnungsdienst einsetzen. Zweifel am Sinn der Gartenschau Aufhorchen ließen ihre Zweifel am Sinn der Gartenschau, die sie als Projekt für zu ambitioniert hält. Man müsse alles nochmals überdenken und über den Umfang reden. Dass im Zusammenhang der Grundstückskäufe im Gartenschaugelände von Zwangsenteignungen die Rede sei, habe nichts mehr mit Demokratie und Rechtsstaat zu tun. Auch Peter Gutzweiler, der als Angestellter der Stadt zwei Kindertagesstätten leitet, kritisierte den Einkaufstourismus aus Frankreich. Kritik an vielen Baustellen und Einkaufstourismus Zudem stört er sich an den vielen Baustellen in der Stadt, hier verliere man ja inzwischen den Überblick, sagte er. Das Unser-Areal liege brach, ebenso gebe es etliche leer stehende Gebäude wie das Glashaus am östlichen Ortseingang. Er möchte „bestehende und neue Ideen umsetzen“, laufende Projekte weiterführen und beenden und mit Hilfe des Teams im Rathaus eine größere Transparenz des kommunalen Handelns einführen.