Oldtimer-Drive-in Kandern Ein American LaFrance ist der Star des Tages

Jutta Schütz
Der riesige American LaFrance (ALF) ein ehemaliges Feuerwehrauto aus den USA, war mit 101 Jahren das älteste Fahrzeug beim Oldtimer-Drive-in. Foto: Jutta Schütz

Der Blumenplatz wurde zum Showroom für Old- und Youngtimer – für Autos, Motorräder, Mopeds.

Mit einem derartigen Ansturm auf seine Einladung zum ersten Oldtimer-Drive-in in Kandern hatte Felix Winkler, Kfz-Sachverständiger aus Sitzenkirch, nicht gerechnet. Der Vorsitzende des MC Sitzenkirch hatte angeboten, für Old- und Youngtimer Wertgutachten zu erstellen.

Porsche, Mercedes, Lotus

In Old- und Youngtimer vernarrte Fans aller Altersgruppen versammelten sich, um die zu bewertenden Auto- und Motorradmodelle zu betrachten. Von 13 bis 17 Uhr ging der rege Fahrbetrieb. Ständig fuhren alte und „neuere“ Autos und auch Motorräder vor. Dazu gehörten verschiedene Modelle von Porsche, Mercedes, Ford, Simca, Audi, VW, Opel und ein futuristischer Lotus, dazu Miele-, Victoria und Simson-Mopeds – alle Fahrzeuge zwischen 30 und 101 Jahre alt.

Fahrerinnen und Fahrer beantworteten geduldig Fragen von neugierigen Auto- und Mopedfans. „Schön, dass es hier mal nicht um Politik geht – sondern um Fahrspaß, Autoerinnerungen, Ersatzteile und Fahrzeugrestaurationen“, fand ein Youngtimer-Besitzer.

Viele Gutachten erstellt

Felix Winkler steckte derweil ständig mit Kopf und Kamera unter einer Motorhaube, in einem Kofferraum oder kniete vor Türrahmen und Felgen. Kurz nach 15 Uhr hatte er mehr als 30 Fahrzeuge fachmännisch gecheckt, darunter einen Käfer, der mittlerweile bei Autoliebhabern gut 50 000 Euro Wert ist. Ein Wertgutachten ist für Oldtimer im Fall eines Verkaufs eine gute Preisbasis. Und: Die Versicherung zahlt nur den vollen Preis bei Diebstahl oder bei einem Unfall, wenn ein Wertgutachten vorliegt.

Ein Aufkleber auf einem älteren Ford-Modell sagte viel über die Motivation aus, sich ein ganz altes Auto oder einen immer noch täglich brauchbaren Youngtimer zu kaufen: „Ich fahre kein altes Auto, weil ich muss, sondern weil ich will“, stand da. Fragte man in die Runde der Fahrzeugfans, hörte man immer gleiche Antworten. „Vor 30 Jahren hatten Autos noch was und sahen unterschiedlich aus – jetzt ist es mehr oder weniger ein Designbrei.“ „Man kann die älteren Autos noch selbst reparieren, für VWs und Audis zum Beispiel ist die Ersatzteillage ganz gut“, fand Jonas Biersack aus Marzell, der mit einem schönen Audi Coupé aus den 1980er-Jahren vorfuhr. Die Argumentationsliste der anwesenden jüngeren Fahrer für einen Youngtimerkauf liest sich so: „Nicht viel elektronischer Schnickschnack, der sowieso kaputtgeht.“ „Tacho, Drehzahlmesser, Tankanzeige, Temperaturanzeige, Warnleuchte – mehr braucht man nicht im Dashboard.“ „Bei alten Autos ist viel mehr Fahrspaß.“ „Mein Opa hatte so ein Auto, das will ich jetzt auch.“

Autos zu kaufen

Nicht alle Anwesenden wollten ihr Auto bewerten lassen, sie waren zum Austausch über Technik, Reparaturen, Motorumbauten, Ersatzteilversandhandel gekommen oder weil sie überlegten, ihren „Oldie“ zu verkaufen. Ahmad und Elisabeth Painda aus Steinen wollten ihren silber-schwarz lackierten Käfer aus den 1950er-Jahren verkaufen. „Wir fahren ihn mittlerweile viel zu wenig. Das ist schade, denn ein altes Auto muss auch regelmäßig bewegt werden“, stellte Ahmad Painda fest. Ebenfalls zu kaufen war ein weißer Mercedes-Benz Klassiker, ein MB 230, W123, mit neuem TÜV, von 1978 – mittlerweile kostet ein so gut erhaltener Benz rund 12 000 Euro.

Hans-Joachim Heckendorn aus Steinen war mit seinem Renault aus den 1930er-Jahren vorgefahren und ließ ein Gutachten erstellen. „Das Auto hat gerade einmal 30 PS, es ist recht robust und macht wenig Probleme, obwohl es fast 90 Jahre alt ist“, erzählte Heckendorn. Heinz Lindemann schwärmte von seinem Opel Kadett C Coupé von 1977, den er auf über 200 PS aufgerüstet hat. „Der Wagen hat eine Straßenzulassung und ich hab viel Spaß damit“, informierte er.

Der „Star“ des Drive-in war ein riesiger weißer American LaFrance (ALF), ein ehemaliges Feuerwehrfahrzeug aus den USA aus dem Jahr 1923, der schon bei der Einfahrt nach Kandern zu hören war.

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