In der „Kunstküche“ des St Josefshaus hat der erste Willkommenskurs für Flüchtlinge stattgefunden. Das Projekt erfolgt in Kooperation mit der Volkshochschule Rheinfelden. Rheinfelden-Herten. Abdul Rahim malt immer wieder Fische. Ob er in seiner Heimat ein Fischer gewesen sei, fragt die Kunstpädagogin Christina Kuhn den 85-jährigen Syrer. „Ja“, gibt er zu verstehen und strahlt. Für die Leiterin der „Kunstküche“ im Sankt Josefshaus war der Willkommenskurs der VHS Rheinfelden die erste Zusammenarbeit mit Flüchtlingen. „So praxisorientiert wie möglich“ sollen die Neuankömmlinge in 320 Stunden Deutsch lernen. Was gibt es Deutsch lernen so praxisorientiert wie möglich Praktischeres als die Arbeit mit den eigenen Händen" Zwei künstlerische Aufgaben hat Kuhn für das Pilotprojekt zwischen Kunstküche und VHS vorbereitet. VHS-Leiterin Gaby Dolabdjian und Kursdozentin Lena Gertjes hoffen, dass es nicht der letzte Willkommenskurs in der Kunstküche gewesen sein wird. „Das hängt in erster Linie vom Geld ab“, sagt Dolabdjian zunächst. Aber nur einige Minuten später fragt sie Kuhn bereits, ob sie noch einen Termin freihabe. Die Willkommenskurse für neuangekommene Flüchtlinge werden von der Agentur für Arbeit gefördert. Die 18 Flüchtlinge bilden den ersten Kurs unter der Leitung von Gertjes, den die VHS Rheinfelden vor zwei Wochen startete. Ein zweiter Kurs nimmt dieser Tag den Unterricht auf. Für einen dritten muss VHS-Leiterin Dolabdjian noch Dozenten in den Weihnachtsferien finden; finanziell unterstützt werden vorerst nur Kurse, die bis zum 31. Dezember begonnen haben. Zum einen dekorieren die Flüchtlinge unter dem Motto „Finde einen Platz in einer neuen Welt“ Stühle mit Ausschnitten aus Zeitschriften. Dabei fällt auf – und um den Abbau von Vorurteilen geht es bei diesen Kursen ja gerade – mit welchem Eifer und ernsthafter Konzentration auch die jungen muslimischen Männer bei der Sache sind. „Sie haben die Stühle richtig tapeziert“, lacht Kuhn. Die Stühle will sie für eine bessere Haltbarkeit lackieren und dann den Kursteilnehmern schenken oder der VHS übergeben. Um zum anderen die Vielfalt ihrer Heimatländer darzustellen, bemalen sie Kartonstücke, die später um einen Globus herum aufgebaut werden. „Die Installation symbolisiert die Herkunft aus verschiedenen Ländern, die in Deutschland zusammenfinden“, erklärt Kuhn. Das Globus-Kunstwerk soll vorerst einen Ehrenplatz im Eingangsbereich der Kunstküche erhalten. Während sich dabei das eine oder andere Zeichentalent hervortut, verarbeiten andere Zeichnungen in Rot und Braun und Schwarz offensichtlich die erlittenen Traumata, mit Landkarten und Kalaschnikows „verziert“. Die Teilnehmer des ersten Willkommenskurses sind aus Syrien, Irak, Iran, Afghanistan und Eritrea geflohen. „Um Kunst zu machen, braucht es nicht viel Sprache“, ist Kuhns Fazit. Sie sei etwas aufgeregt gewesen vor der Arbeit mit den Flüchtlingen, sagt sie: „Es war für mich Neuland. Mit welchem Kunstprojekt hole ich die Um Kunst zu machen, braucht es nicht viel Sprache Menschen ab, dass es sie weder überfordert noch Kinderkram dünkt"“ Doch ihre Aufregung hat sich nach drei Stunden Willkommenskurs in vollster Zufriedenheit aufgelöst: „Das war bisher unser schönster Tag in Deutschland“, sagt Ranin Huntaya, die Tochter des syrischen Fischers.