Rheinfelden Bei ihr ist der Kunde wirklich König

Die Oberbadische
Sabine Schütz-Baumgartner arbeitet seit vier Jahrzehnten im Tante-Emma-Laden ihrer Mutter in Minseln. Foto: Petra Wunderle Foto: Die Oberbadische

Arbeitsjubiläum: Sabine Schütz-Baumgartner arbeitet seit 40 Jahren im Tante-Emma-Laden ihrer Mutter

Ihr 40jähriges Arbeitsjubiläum feiert Sabine Schütz-Baumgartner – und zwar im Edeka-Markt „Nah und Gut“ ihrer Mutter Helga Schütz. Weil es für sie von Anfang an eine Berufung war, hat die heute 56 Jahre alte Einzelhandelskauffrau, Fleischfachverkäuferin und Fachfrau für Beratung im Partyservice diesen Berufe gewählt.

Von Petra Wunderle

Rheinfelden-Minseln. Sie kann sich noch ganz genau an den ersten August im Jahre 1977 erinnern und erzählt humorvoll: „All meine Schulkameraden, die ebenfalls mit einer Ausbildung starteten, hatten sozusagen Schonfrist bis zum ersten September. Meine Mutter aber sagte: Du hast jetzt genug Sommerferien gehabt, Deine Ausbildung beginnt schon im August“.

Sie liebt und lebt ihren Beruf

Die Arbeit im Lebensmittelgeschäft der Mutter ist für sie „Liebe zum Beruf“. Die Kunden und all jene, die Schütz-Baumgartner näher kennen, wissen, dass sie ihren Beruf seit Beginn lebt und liebt. Sie ist einer jener Menschen, welche die Kundschaft schätzt, wo der Kunde wirklich noch „König“ ist. „Ich kenne unsere Kunden mit Namen. Ich weiß, welche Wurst und welchen Käse sie bevorzugen, ob sie ihr Schweineschnitzel oder Rinderfilet dünn oder dick geschnitten haben wollen“, erzählt sie lächelnd aus ihrem Leben hinter der Wurst- und Fleischtheke. Ein Lächeln, das sie übrigens auch gerne den Kunden schenkt und wenn es die Zeit erlaubt, kommt auch noch ein kleines persönliches Schwätzchen hinzu – so wie es eben im Tante-Emma-Laden auf dem Land noch an der Tagesordnung ist. Ebenso ist sie behilflich beim Beladen des Autos mit schweren Getränkekisten.

Mit so viel Herzblut und Energie kann sie ihren Job nur deshalb machen, weil es für sie nicht nur irgend ein Job ist, sondern eine Leidenschaft. Dabei geht ihre Arbeitszeit weit über die üblichen acht Stunden hinaus: Grillspezialitäten, Partyservice und Festlieferungen sind weitere Stärken des Edeka-Ladens der Familie Schütz.

Würde sich Schütz-Baumgartner heute erneut für das kleine Lebensmittelgeschäft im Dinkelbergdorf Minseln entscheiden und wie sieht es mit der Zukunft aus? „Ja“ sagt sie sofort, räumt aber ein, dass es um die Zukunft des Familienunternehmens nicht rosig aussieht. „Zukunft hat der Tante-Emma-Laden keine, die großen Discounter machen die kleinen Läden kaputt“, sagt sie unverblümt und fährt weiter: „Und auch die Direktvermarkter und Vor-dem-Haus-Verkaufsstände machen uns das Leben schwer, nehmen uns ein Stück Angebot weg. Und das, obwohl wir auch Waren aus der Region unserer Heimat einkaufen, wir unterstützen praktisch die Bauern.

Das Geschäft lebt von treuen Stammkunden

Edeka-Schütz lebt vorwiegend von treuen Stammkunden aus dem eigenen Dorf und den umliegenden Dörfern, sogar aus Rheinfelden gibt es Leute, die gerne nach Minseln fahren um einzukaufen. Nicht unerwähnt lässt Sabine Schütz-Baumgartner den für sie so notwendigen Durchgangsverkehr – viele Lasterfahrer holen sich werktags täglich ein Vesper. Auch die Bausstellenarbeiter kennen die Adresse längst.

Fast ihr ganzes Leben hat die Jubilarin im Geschäft der Mutter verbracht. Dreimal wurde das Geschäft schon um und angebaut und wuchs so zu der heutigen Größe an. Mit ihrem Vater Erwin Schütz schleppte Sabine Schütz-Baumgartner sogar die Steine für den Neubau, wo sich heute die Fleischabteilung befindet. Ihre Mutter hätte sie gerne schon in den wohlverdienten Ruhestand geschickt, doch alleine schafft sie die ganze Arbeit vor und hinter der Theke nicht: immer mehr Auflagen, Bürokratie und Personalkosten.

Für Sabine Schütz-Baumgartner steht fest: „Ich würde gerne weitermachen, aber ich kann nicht von dem leben, was die Kunden beim Großeinkauf in der Stadt vergessen haben“. Dennoch steht fest: „Ich will den Tante Emma Laden weiterführen, aber der Tag wird kommen, an dem unser kleiner Laden leider schließen muss.“

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