^ Rheinfelden: Ein Best-of-Beethoven-Recital - Rheinfelden - Verlagshaus Jaumann

Rheinfelden Ein Best-of-Beethoven-Recital

Die Oberbadische
Best-of-Beethoven mit der Pianistin Miao Huang beim Abschlusskonzert der „Meisterkonzerte“-Reihe in Rheinfelden Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Miao Huang zum Abschluss der „Meisterkonzerte“-Saison zu Gast in Rheinfelden

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Die „Hitparade“ der Beethoven-Klaviersonaten spielte Miao Huang zum Abschluss der „Meisterkonzerte“-Saison in Rheinfelden vor zahlreichen Beethoven-Freunden im Bürgersaal. Die 30-jährige deutsch-chinesische Pianistin, ganz in Weiß am schwarzen Flügel, ist innerhalb der jüngeren Generation eine der besten.

„Nur“ Klavierspielen ist ihr zu wenig; Huang hat in Berlin Mathematik studiert – und die Klarheit im Denken und Handeln überträgt sich auf ihre Interpretationen. Sie spielt plastisch beeindruckend, um nicht zu sagen objektiv, vier Meisterwerke aus dem 32 Klaviersonaten, allesamt Ausnahmewerke abendländischer Sonatenkunst, wie die grandios pantheistische „Waldsteinsonate“ und den leidenschaftlichen Jahrhundertriesen, die „Appassionata“.

Natürlich muss ein solches Best-of-Beethoven-Recital mit der populärsten aller Beethovensonaten beginnen, der beliebten „Mondscheinsonate“. Im ersten Satz sollte ein Interpret hier poetisch zaubern können. Huang liegt mehr das Virtuose, Dramatische und Brillante als das Lyrische und so versteht sie diese Sonate eher konzertant, als dass sie den Mondschein mit silbernem Ton herbeizaubert und in mitternächtlicher Romantik schwelgt.

Nicht die Wärme persönlicher Bekenntnisse (wie bei Barenboim) steht bei ihr im Vordergrund, sondern strukturelle Transparenz, Präzision und exaktes Timing. Mit ihrem dynamisch höchst beweglichen Spiel kann sie die unbequemen Stellen sehr gut bewältigen. Das Allegretto und das Presto-Finale kommen unter ihren gestählten Fingern schlank und rhythmisch daher – eine unverbraucht klingende Mitternachtssonate.

Interpretatorische Frische und Formsinn bestimmen auch die naturselige „Waldsteinsonate“. Da ist bei Miao Huang eine schöne Dynamik der Hände zu bewundern. Einmal mehr gelingt der intellektuellen Musikerin eine beglückende Synthese von Temperament und Analyse.

Ein Blick auf den Programmzettel zeigt, dass die „Pathetique“ nicht draufsteht. Die Pianistin wollte zwischen Dur- und Moll-Sonaten abwechseln. Und so erklingt nach der Pause die F-Dur-Sonate (Nr. 30), ein Werk, das sich mit seiner noblen, „gesangvoll“ überschriebenen Kontemplation gleichwohl neben den Gipfelwerken aus diesem (nach Bülow) „Neuen Testament für Pianisten“ behaupten kann.

Kam sie bei der Mondscheinsonate noch nicht so gut in die lyrischen Stellen hinein, so ist Miao Huang jetzt hier mit „innigster Empfindung“ (die Beethoven einfordert) zugange, überzeugt mit schönster Legatokultur und in den sechs diffizilen Variationen durch beeindruckendes Cantabile- und Espressivo-Spiel.

Es war absehbar, dass diese hervorragende Beethoven-Spielerin die vielgespielte „Appassionata“ ebenso imponierend klar, ausgewogen und mit so souveränem pianistischem Zugriff technisch perfekt darbieten würde.

„Wir haben heute Abend genug Beethoven gehört“, sagt die Pianistin, die eigentlich gerne Chopin spielt und ein sehr breites Repertoire hat, etwas selbstironisch nach dem Applaus und den Blumen, und gibt einen virtuosen, wilden Ginastera zum Besten – eine höchst willkommene Zugabe nach dem Beethoven-Marathon.

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