Rheinfelden Evonik überschreitet Grenzen

Die Oberbadische

Ausbildung: Kooperation mit dem Elsass

Fast jeder vierte Jugendliche in Frankreich ist arbeitslos; in Deutschland hingegen blieben 2015 zehntausende Lehrstellen unbesetzt. Evonik am Standort Rheinfelden geht deshalb grenzüberschreitende Wege bei der Lehrlingsausbildung.

Rheinfelden. „Die Zeit der geburtenstarken Jahrgänge ist schon lange vorbei und die Welt wächst immer mehr zusammen.“, sagt Thomas Pietrek, Ausbildungskoordinator des Spezialchemieunternehmens. „Jeder spricht von Globalisierung, aber wir schauen fast nie zum direkten Nachbarn. Gerade hier im Dreiländereck haben wir uns daher entschlossen, neue Wege zu gehen.“ Die Idee: Eine grenzüberschreitende Ausbildung zwischen Deutschland und Frankreich. Dafür hat Evonik sich mit dem Lycée Jean Mermoz in Saint-Louis zusammengetan.

Im September begannen die beiden ersten Auszubildenden aus Frankreich ihre Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik bei Evonik in Rheinfelden. Wenn sie nicht in den Ausbildungswerkstätten sind, nehmen Nbimby Rasoamana (18) und Yannik Predieri (17) am Unterricht in Frankreich teil. „Wir fühlen uns hier beide sehr wohl“, erzählt Yannik in gutem Deutsch mit französischem Einschlag. „Der Zusammenhalt in unserem Jahrgang ist gut – wenn einer aus der Gruppe mit etwas nicht klar kommt, springen die anderen sofort ein“. Anfangs gab es Zweifel bei den Ausbildern. Klappt das mit der Sprache? Lassen sich die beiden Bildungssysteme überhaupt vereinbaren? „Die Antwort ist in beiden Fällen ein klares Ja“, sagt Pietrek. „Gemeinsam mit dem Lycée haben wir viel Zeit in die Bewerberauswahl investiert und darauf geachtet, Kandidaten mit guten Deutschkenntnissen auszusuchen. Und damit es noch besser klappt, macht Yannik nebenbei auch noch einen Sprachkurs.“ Am Ende werden beide nicht nur einen IHK-anerkannten Abschluss in Deutschland haben, sondern auch das französische Fachabitur Bac Pro (baccalauréat professionnel).

„Die Lehrinhalte bei Evonik und bei uns sind eng aufeinander abgestimmt“, erläutert Bernard Kempf, Leiter des Ausbildungszweigs Industriemechanik am Lycée. „Evonik bietet die Ausbildung an großen Anlagen und wir unterrichten unsere Schüler als Ergänzung auch an automatisierten Maschinen, die in der chemischen Industrie nicht vorhanden sind“.

In der Theorie ist es also eine gute Sache. Und in der Praxis? „Ich muss sagen, unsere Erwartungen wurden übertroffen“, sagt Pietrek. „Die bürokratischen Hürden am Anfang waren hoch, aber insgesamt hätten wir mit weitaus mehr Problemen gerechnet“, ergänzt Ausbilder Marc Kaiser. „Nbimby und Yannik haben sich bestens integriert – und das direkt von Anfang an.“

Für die Evonik-Ausbilder bedeutet die Kooperation jedoch nicht nur noch mehr Diversität unter den Azubis, sondern aber auch zusätzliche Arbeit.

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