^ Rheinfelden: Melodischer Kirchenjazz: Von der Freiheit eines Christen - Rheinfelden - Verlagshaus Jaumann

Rheinfelden Melodischer Kirchenjazz: Von der Freiheit eines Christen

Die Oberbadische
Lutherlieder frei interpretiert: das Christoph Georgii-Trio und die Sängerin Tine Wiechmann bei ihrem Jazzkonzert zum Luther-Jahr in Rheinfelden Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: „Kulturplatz Kirche“: Christoph Georgii-Trio mit Lutherliedern – frei interpretiert

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Popmusik im Gottesdienst, Rock- und Popsongs von Abba, Queen und den Beatles als Kirchenlieder, Volkslied-Interpretationen, Adventschoräle als Jazz: Alles schon da gewesen! In der Reihe „Kulturplatz Kirche“, die sich dem Reformationsjubiläum widmet, stand jetzt sogar Martin Luther auf der Songliste des Christoph Georgii-Trios, das unter dem Motto: „Von der Freiheit: Lutherlieder frei interpretiert“ in der Christuskirche Texte und Melodien des Reformators verjazzte.

Luther trifft Jazz – ein raffiniertes und spannendes Projekt im Lutherjahr. Martin Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ wird auf den Jazz übertragen, was einigen Überraschungs-Bonus bringt. Jazz lebt von der Freiheit der Improvisation, der Spontaneität. Altbekannte Luther-Texte wie der Reformations-Kulthit „Ein feste Burg“ oder „Vater unser im Himmelreich“ erschließen sich in neuem Licht, in einem anderen musikalischen Kontext – und das wäre sicher in Luthers Sinne.

Der Pianist und Komponist Christoph Georgii hat sich lange mit Chorälen beschäftigt, er kommt sowohl aus der Jazz- als auch aus der Kirchenmusikecke, und in seinen Kompositionen verschmelzen Jazz und Klassik mit Kirchenlied. Da werden beide Improvisationswelten verknüpft, so dass man von melodischem Kirchenjazz reden könnte. Mit Jazz über Themen von Luther frei zu improvisieren, funktioniert tatsächlich, und passt gut zusammen, angefangen von den Kirchentonleitern, die auch Basis für den Jazz sind, bis hin zu zeitlosen Choralthemen.

So ist das Lutherlied „Verleih uns Frieden gnädiglich“ als alte Melodie noch erkennbar, wird aber mit moderner Jazz-Interaktion ins Hier und Jetzt geholt. Bei der Umsetzung des Lutherliedguts ins Jazzidiom kann sich Georgii auf die beiden Mitstreiter seines Trios verlassen.

In „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ lässt Tobias Stolz, dieser soundbetonte Schlagzeuger an Besen und Becken, ein dramatisches Perkussionsgewitter los, als ginge es um den Jüngsten Tag oder zumindest um die Inquisition. Den Bass zupft und streicht Torsten Steudinger groovig und druckvoll und muss sich hinter einem Spitzen-Bassisten wie Dieter Ilg nicht verstecken.

Die Instrumentalstücke stammen alle von Christoph Georgii, der seine Intros meist sehr lyrisch und meditativ beginnt, dann spannungsvoll steigert und, wenn das Trio einsetzt, richtig ekstatisch werden kann. Im Vorspiel und Nachspiel zu seiner Eigenkomposition „Die Erkenntnis der Liebe“ merkt man seine Orgel-Affinität in Anklängen an französische Orgelmusik.

Georgii spielte übrigens an einem 100 Jahre alten Blüthner-Flügel, einem Zuwachs der Kirchengemeinde, der bei diesem Jazzkonzert erstmals erklang: ein historisches Instrument mit schönem Diskant, aber etwas dumpfer Mitte.

Naheliegend ist bei den bekannten Gesangbuch-Liedern von Luther, dass man auch den Jazzgesang hinzunimmt, um die Texte und Melodien neu und frisch auszuhören. Die Sängerin und Pop-Kirchenmusikerin Tine Wiechmann bringt Elemente aus dem Jazz- und Popgesang ein, beeindruckt mit freien Vokal-Improvisationen über „Lamm Gottes“, das die Sünden der Welt trägt, und schwingt sich in stimmlichen Höhenflügen zu „Amen“- und „Kyrie“-Verzierungen auf.

Am Schluss kommt in Wiechmanns Gesang und Ansage noch eine spirituelle Botschaft rein, und der Abend klingt ein bisschen wie ein Pop-Gottesdienst aus.

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