Rheinfelden Mit Timbre und Belcanto

Die Oberbadische

Konzert: Neujahrskonzert der Jungen Philharmonie der Ukraine bei den „Meisterkonzerten“ Rheinfelden

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Es wird schon richtige Tradition: das Neujahrskonzert der Jungen Philharmonie der Ukraine aus der ehemaligen habsburgischen Kulturmetropole Lemberg bei den „Meisterkonzerten“ Rheinfelden. Bereits zum zweiten Mal kam das junge Orchester, das zu den wichtigsten Kulturträgern im Westen der Ukraine gehört, auf seiner kleinen Tournee zwischen den Jahren in den vollbesetzten Bürgersaal.

Dieses Jahr ergab sich auf der Bühne kein so buntes Bild wie im Vorjahr. Denn auch die Musikerinnen reisten wie ihre Kollegen in schwarzer Konzertkleidung an. Für Farbtupfer sorgte dafür wieder die Sopranistin Anastasia Kornutyak vom Solistenensemble des Staatsopernhauses Lemberg in zwei wechselnden Roben. Zuerst kam sie festlich in rot-goldenem Abendkleid auf die Bühne, um zwei berühmte Arien zu singen, die Arie des Cherubino „Voi Che Sapete“ aus Mozarts „Hochzeit des Figaro“ sowie von Bellini eine Arie aus „La Sonnambula“. Ihr Auftritt machte schon richtiges Belcanto-Vergnügen.

Kornutyak singt auch Bellini mit mozartischer Kultur und schönem Timbre. Gerade in der Arie der Amina „Ah! Non credea Mirarti“ präsentiert sich die ukrainische Sängerin mit einer substanzreichen und gut geführten Stimme. Sie singt diese Arie mit koloraturhaft kolorierten Bellini- und Belcanto-Linien.

Im zweiten Teil kommt sie in glitzernder ausladender Operetten-Galarobe, schön anzusehen, dass im Publikum gleich ein „Ah!“ durch die Reihen im Parkett geht. Zu hören war ihr Koloratursopran im Frühlingsstimmenwalzer und natürlich war sie wieder die Adele vom letzten Jahr.

In der Arie „Spiel ich die Unschuld vom Lande“ konnte der Operetten-Champagner vom Spitzenjahrgang der Straußschen „Fledermaus“ moussieren. Dieses Mal kam die Sängerin in dieser klassischen Silvester-Operette allerdings unmaskiert und auch ohne Mimikry aus.

Das Orchester unter Leitung von Volodymir Syvokhip, dem Direktor der Nationalen Philharmonie der Ukraine, brauchte bei diesem Nachmittagskonzert allerdings etwas Zeit, bis es richtig in Schwung kam. Es war zwar nicht so launig wie im Vorjahr, dafür aber präziser und sehr durchgearbeitet im Klanglichen.

Hilfreich war da schon mal Rossinis berühmte Ouvertüre zum „Barbier von Sevilla“ mit ihrer Crescendo-Dramaturgie. In der Wiedergabe zeigte sich der ganze Charme und die spritzige Anlage durch den genialen Ouvertüren-Komponisten Rossini. Zwischendurch gab es noch zwei slawische Tänze von Dvorak, die durchaus etwas temperamentvoller hätten ausfallen dürfen, aber mit viel Wärme und Genuss gespielt waren, sowie Carl Maria von Webers gern gehörte „Aufforderung zum Tanz“ in einer elegant-flüssigen Interpretation.

Wie es sich gehört, folgte dann das Wunschkonzert mit Walzerkönig Johann Strauß, wobei schon die „Zigeunerbaron“-Ouvertüre (mit einem schönen lyrischen Oboensolo) gefallen konnte. Überhaupt waren die Bläser der Jungen Philharmonie tadellos, man konnte sie sehr differenziert heraushören.

Kleine Späßchen erlaubt man sich bei einem solchen Konzert, das natürlich mit dem traditionellen Wiener Neujahrskonzert kokettiert, in der Polka „Im Krapfenwaldl“ (mit Kuckucksruf und Vogelgezwitscher) und in der Neuen Pizzicato Polka mit einer humorigen Mini-Xylophon-Einlage. Im Kaiserwalzer konnte sich nicht zum ersten Mal das Cello in einem Thema melodisch profilieren.

Was Moses fürs Alte Testament, bedeutet Johann Strauß Vater für den Wiener Walzer. Und kein Neujahrskonzert ohne Radetzky-Marsch, der als Schlussstück zum Mitklatschen animierte – ganz wie in Wien.

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