Die restlichen zweieinhalb Stunden führt Schroeder seine Zuhörer in rasendem Sprech- und Gedanken-Tempo tief hinunter in die Irrsinns-Untiefen der heutigen Zeit, die unterm Deckmäntelchen von Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit den vollendeten Optimierungszwang in allen Lebensbereichen einführt. Mit feinem Gespür für sprachliche (Aber)witzigkeiten, mit nüchternem Blick auf gesellschaftliche Dynamiken und politische Fehlentwicklungen setzt Schroeder an zum atemlosen Ritt durchs Zeitgeschehen, und zeigt dabei Mut zur klaren Kante. „Selbstoptimierung ist Bürgerpflicht“, skandiert er, und berichtet aus eigener leidvoller Erfahrung vom allgegenwärtigen Entscheidungszwang inmitten einer Endlosauswahl an Endlosoptionen: „Von der Zeugung bis zur Leiche – vergleiche, vergleiche, vergleiche!“ Perfekt also muss es sein – egal ob Pflegeshampoo, Pizza oder Partner.
Kehrseite von so viel Entscheidungsfreiheit aber sind Unsicherheit und Angst als bestimmendes Lebensgefühl, diagnostiziert Schroeder mit besorgt-sezierendem Blick auf die Gesellschaft („Die Angst – ein Must-Have der aktuellen Saison“) und nutzt die Gelegenheit, die Dinge ein wenig gerade zu rücken: Tote durch Islamistenterror (650 insgesamt – in ganz Europa und USA) vs. Tod durch Fischgräte (500 im Jahr – in Deutschland), Autounfälle vs. Flugzeugabstürze durch Hochhaus-Kollisionen…. Die Verhältnisse sind klar – eigentlich.