Rheinfelden Schubert in den besten Händen

Die Oberbadische
Das Bartholdy-Ensemble mit Christian Sikorski, Sören Bindemann, Axel Breuch und Joachim Hess (von links)     Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Bartholdy-Ensemble beim Sparkassen-Konzert in St. Josef

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Das Bartholdy-Ensemble, das vor noch nicht allzu langer Zeit vor dem Aus stand, prägt seit Jahrzehnten das musikalische Gesicht der Stadt Rheinfelden mit. Das Ensemble um Primarius Christian Sikorski hat seine Meriten und Verdienste.

Beim jüngsten Sparkassen-Konzert im sehr gut gefüllten Gemeindesaal St. Josef tritt das Quartett in veränderter Besetzung an. Kurzfristig am Pult der zweiten Geige eingesprungen ist Sören Bindemann. Er war schon mal als Solist in Vivaldis „Winter“ in Rheinfelden zu hören und gliedert sich hörbar sicher in das Ensemble mit der eingeschworenen Stammbesetzung Christian Sikorski (erste Violine), Axel Breuch (Bratsche) und Joachim Hess (Cello) ein.

Dass man sich in Haydns Streichquartett op. 76, Nr.2 einem gar nicht leichten, sondern vergleichsweise schweren Stück, erst mal einspielen muss, hört man der erfreulich unroutinierten und gediegenen Spielweise zwar schon an. Wobei das Orchestrale in den Ecksätzen und die ungarischen Elemente im Finalsatz deutlich herausgearbeitet werden.

Bei Schubert, schon immer ein Schwerpunkt in ihrem Programm, treten die Bartholdys zum wiederholten Mal den Beweis dafür an, dass er bei ihnen in besten Händen liegt. Sie nehmen sich gern der späten Schubert-Quartette an, die in ihrer überzeugenden Lesart sehr unmittelbar, körperhaft-natürlich und, wenn es sein muss, dramatisch oder lyrisch, rüberkommen.

Beim „Rosamunde“-Streichquartett a-Moll spürt man den guten Zugang, den sie zu Schubert haben. Der Zugriff ist zupackend, nervig, kraftvoll, und gerade von der ersten Geige her immer sehr dynamisch in der Artikulation und im Kontrast. Der von weitbögigen Melodien geprägte zweite Satz Andante ist mithin ein Lehrstück in Innigkeit. Die Bartholdys können hier auf ihre ausgereifte Klangkultur zurückgreifen. Erstaunlich, wie das Feintuning, also die Abstimmung der einzelnen Instrumente gelingt, wenn man an die spontane Umbesetzung denkt.

Erfreulich für die treuen Besucher, dass zwischen dem klassisch-romantischen Standardrepertoire mit Ravels Streichquartett etwas Modernes gewagt wird. Der Mut wird mit einer ausgesprochen glutvollen Interpretation belohnt. Die Artikulation ist präzis gesetzt, der Klang wirkt schlank und transparent; die impressionistischen Farben, der französische Esprit sowie das spanische Kolorit, das auch in dieser Musik vorhanden ist, werden unter einen Hut gebracht. Besonders der letzte Satz „Vif et agité“ kommt dem Charakter des Bartholdy-Ensembles sehr entgegen, vor allem was die Hervorhebung der rhythmischen Akzente betrifft.

In der freudig vom Publikum aufgenommenen Zugabe, einem humorvollen Satz aus Haydns op.77, Nr.1, zeigt das Bartholdy-Ensemble einmal mehr, welche Ausstrahlung von ihm ausgehen kann.

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