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Rheinfelden Schüler gedenken Opfern

Die Oberbadische
Pastoralreferent Kassian Burster und Schüler der Theresia-Scherer-Schule vor dem Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer der Euthanasie-Morde. Die Tafeln zeigen die Namen der Opfer aus dem St. Josefshaus. Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Euthanasie: Thema an der Theresia-Scherer-Schule

Rheinfelden-Herten. Welche Bedeutung haben die Euthanasie-Morde der Nazi-Zeit für junge Menschen? Besonders sensibilisiert sind Jugendliche, die sich für einen Pflegeberuf entschieden haben. Das zeigen die Schüler der Theresia-Scherer-Schule, die sich das Thema auf den Stundenplan wünschten.

„Welche Ausmaße die sogenannten planwirtschaftlichen Maßnahmen hatten, wurde uns erst klar, als wir uns mittendrin befanden“, sagt eine Ordensschwester in einem fiktiven Interview. Geschrieben hat es der Heilerziehungspflege-Schüler Thomas Sänger in seinem letzten Ausbildungsjahr.

Sein Lehrer im Fach „Religion und Ethik“, Pastoralreferent Kassian Burster, ist begeistert von den Beiträgen der Schüler. Als Vorbereitung auf den jährlichen Gedenkgottesdienst für die Ereignisse im Sommer und Herbst 1940, bei dem 345 körperlich und geistig behinderte Bewohner des St. Josefshauses von den Nazis abgeholt und ermordet wurden, hatte Burster seiner Klasse Informationen zur „Aktion T4“, dem „Euthanasie“ genannten Vernichtungsprogramm, gegeben.

Die Beschäftigung mit diesem Thema wurde von den Schülern selbst erbeten; und Burster freut sich sehr über dieses Interesse. Andere Schüler schrieben Ich-Erzählungen oder Zusammenfassungen der Ereignisse.

„Es war für mich wichtig, dass sich die Schüler tatsächlich mit dem Thema auseinandersetzen und nicht nur die Fakten gehört haben“, erklärt der Pastoralreferent. Die Fakten: Zwischen dem 26. Juli und dem 2. Dezember 1940 wurden in Herten an fünf Terminen insgesamt 184 männliche und 161 weibliche Bewohner des St. Josefshauses im Alter zwischen zwei und 29 Jahren abgeholt und in der Vernichtungsanstalt Grafeneck ermordet. Seit 1999 erinnert daran ein Mahnmal vor der St. Josefskirche. In verschiedenen Reliefs sind Hände, Füße und Gesichter der Opfer zu sehen. Ein Relief wird am Sonntag Thema des Gottesdienstes sein.

Burster konnte unter seinen Schülern emotionale Szenen beobachten: „Das ging vielen sehr nahe.“ Denn manch einer der Schüler habe dort den Namen von Verwandten entdeckt, erzählt Burster. Dann war das jahrzehntealte grausame Schicksal auf einmal ganz präsent.

„Zumindest ist eine Tendenz dazu zu beobachten, menschliches Leben zu kategorisieren“, schreibt Sänger in seinem fiktiven Interview in Bezug auf die heutige Situation. Die Gesellschaft sei „gewiss nicht kurz davor, eine zweite NS-Zeit zu erleben“; aber die zunehmende Wichtigkeit der Pränataldiagnostik und die Dimension der Sterbehilfe führten dazu, „dass man über ’gutes’ und ’schlechtes’ Leben urteilt“. Auch das Vokabular, mit dem über Flüchtlinge gesprochen werde, beunruhige ihn.

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