Rheinfelden Virtuoses Duo zeigt technische Bravour

Die Oberbadische
Natalia Lomeiko und Yuri Zhislin aus Großbritannien brillierten beim Schlosskonzert in Beuggen. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: Hochkarätiges und spannendes Programm bei Schlosskonzert

Von Jürgen Scharf

Beuggen. Nach den tiefen Instrumenten beim vorigen Konzert standen beim letzten Beuggener Schlosskonzert in diesem Jahr die hohen Instrumente im Rampenlicht: Violine und Bratsche – und das noch als Duo.

Von der Themse an den Rhein kamen die mit zahlreichen Preisen dekorierten Geiger Natalia Lomeiko und Yuri Zhislin, die am Royal College of Music in London unterrichten. Sie präsentierten ein hochkarätiges und inhaltlich weit gespannten Programm.

Von dem aus Moskau stammenden Zhislin, der schon einmal als Solist bei den Schlosskonzerten gastierte, kannte man seine vollgriffigen und klanglich faszinierenden Interpretationen. Ein Klasse-Spieler, der so ganz dem Bild entspricht, das man sich von einem russischen Geiger macht: instinktive Musikalität, kräftige Muskulatur, starke Tonsubstanz, trainierte Technik. Er wechselt auch auf die wärmer timbrierte Bratsche.

Seine Frau Natalia Lomeiko ist ebenfalls eine Künstlerin der virtuosen Geigen-Rasse mit Super-Virtuosität, Intonationssicherheit und Phrasierungsintelligenz, der es hörbar Freude macht, die akrobatischen Seiten des Geigenspiels auszuleben und zu zeigen, was sie „drauf“ hat.

Im Mittelpunkt des Konzerts stand, umrahmt von Barock und Klassik, Sergei Prokofjews Sonaten-Rarität für zwei Violinen aus dem Jahr 1932. Ein Werk, in dem beide Interpreten in den rhythmisch markant akzentuierten Sätzen ihre schier unglaubliche Spieltechnik, klangfarbliche Ausdruckspalette und virtuose Bogenführung vorführen können.

Geradezu atemberaubend, diese technische Bravour. Vor allem im vierten Satz bei Prokofjew, dem Allegro con brio: zuerst ein wahres Gezwitscher hoher Violinstimmen, dann ein Schlussspurt, wie man ihn sich furioser nicht vorstellen kann. Man hat das Gefühl, so und nur so muss man dieses Werk spielen.

Da braucht das Duo Lomeiko-Zhislin auch keine Vergleiche mit David und Igor Oistrach zu scheuen.

Vater und Sohn Oistrach hatten auch das Duo für Violine und Bratsche KV 423 von Mozart im Repertoire – genau wie Lomeiko/Zhislin. Das russisch-britische Duo spielte sich hier die Bälle zu: ein einvernehmliches Dialogisieren mit einer Frische des musikalischen Tonfalls, die Mozart gut anstand.

Die gute Kommunikation setzte sich fort in einer Auswahl der zweistimmigen Inventionen für Violine und Viola von Bach, die dank der lebendigen Verve der beiden Spieler überraschende Vitalität und Spontaneität besitzen. Dass diese ursprünglich zu didaktischen Zwecken verfassten Stilübungen nicht trocken daherkommen müssen, sondern spontan-mitreißende Züge haben, hing mit dem sprechenden, ja sportiven Duettieren und den pieksauberen Lagewechseln zusammen.

Schlicht phänomenal auch, wie in der Passacaglia des Norwegers und Grieg-Zeitgenossen Johan Halvorsen über ein Thema von Händel – ein gar nicht so selten gespieltes barockisierend-romantisches Bravourstück – die Behandlung des Geigen- und Bratschenparts absolute tonliche und technische Souveränität hat.

Das Publikum, das dieses Mal nicht so vollzählig im Bagnato-Saal erschien wie sonst bei den erfolgsverwöhnten Schlosskonzerten, war von der brillanten und energiegeladenen Darstellung dieses Virtuosen-Reißers durch die beiden Vollblutmusiker hin und weg.

Weitere Informationen: Am 24. Januar, 17 Uhr, ist das erste Mal „New Tango“ im Schloss zu hören.

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