„Dieses Buch kann man nicht mehr als Blätter bezeichnen“, hielt Wolfgang Bocks bei der Vorstellung des 16. Bandes der „Rheinfelder Geschichtsblätter“ fest. In der Tat, der Vorsitzende des Arbeitskreises Geschichte im „Verein Haus Salmegg“ hat recht, es sind schließlich 464 Seiten. Von Ulf Körbs Rheinfelden. Oberbürgermeister Klaus Eberhardt, zugleich Vorsitzender des Vereins, lobte in seiner Laudatio das vielköpfige Autorenteam: „Ein Rekord für einen noch nicht dagewesenen Aufwand in der Frage der erforderlichen Recherche und ein bisher ungeahntes Maß an Vielschichtigkeit bei der Identifikation und Beschaffung von Quellenmaterialien und Zeitzeugenberichten. Und dies unter den Voraussetzungen, dass die Unauffindbarkeit von wichtigen Grundlagen oder das nicht Herausrücken von bestimmten Dokumenten ein stetig wiederkehrendes Moment in der Vorbereitungsphase dargestellt hat.“ Gerade diese Problematik der teilweise nicht zugänglichen Quellen, insbesondere der französischen (wir berichteten), hatte denn auch zur Folge, dass es vier Jahre gedauert hat, bis das Werk fertiggestellt werden konnte. Eberhardt, der gestern seinen 60. Geburtstag feierte, ging in seiner Rede auch auf das Thema selbst ein, das für manchen auch ein Tabuthema sei wegen der mittlerweile tief verankerten deutsch-französischen Freundschaft. Aber er forderte: Eine Auseinandersetzung mit der Geschichte dürfe durch kein Tabu gehemmt werden, verwies er auf die Äußerungen des deutschen Politikwissenschaftlers Theodor Eschenburg, der die Südwestzone während der Besatzungszeit schlichtweg als eine „Ausbeutungszone der Franzosen“ beschrieb. Ein gewisses Verständnis brachte das Stadtoberhaupt für die „Demontagewut der Besatzungszone“, die jeder Beschreibung spottete, jedoch auch auf. Schließlich sei das besetzte Frankreich auch durch die Deutschen ausgeplündert worden. Dennoch bezeichnete der Oberbürgermeister die französische Besatzungszeit als gescheitert, wenngleich auch als Grundstein für die Europäische Union. Dabei erinnerte er an den historischen Schulterschluss von Helmut Kohl und François Mitterrand bei dem gemeinsamen symbolträchtigen Besuch der Schlachtfelder von Verdun im Jahre 1984. Arbeitskreisvorsitzender Bocks erklärte den zahlreichen Zuhörern im trotz Feiertag voll besetzten Dietschy-Saal des „Salmeggs“, dass die neuen „Geschichtsblätter“ gleichsam drei Ebenen umfasse: Dabei werden die wissenschaftlichen Grundsatzartikel zu den einzelnen Themen ergänzt durch Aussagen von Zeitzeugen und die Darstellung der jeweiligen Rheinfelder Aspekte. Auf diese Weise versuchten die Autoren, die Geschichte nachvollziehbar zu machen. Was ihnen auch sehr eindrücklich gelungen ist, wie man schon beim „Anlesen“ des Bandes feststellen kann. n Der 16. Band der Rheinfelder Geschichtsblätter „Leben unter der Tricolore“ erscheint in der „Edition Isele“ (ISBN 978-3-932889-16-9) und ist im Buchhandel für 19,95 Euro erhältlich.