Von Mirko Bähr Rheinfelden-Adelhausen. In der gut 8000 Zuschauer fassenden Arena im Orleans-Hotel in Las Vegas gehen ab Montag die Weltmeisterschaften der Ringer über die Bühne. Mit dabei sind sage und schreibe 16 Akteure des Bundesligisten TuS Adelhausen. „Das spricht für die Qualität unseres Kaders“, freut sich der Sportliche Leiter Mike Hofmann. Nach einem saftigen Rumpsteak verabschiedete sich Pascal Eisele in Richtung Spieleparadis. Der deutsche Spitzenringer in Diensten des TuS Adelhausen stattete während eines Lehrgangs in Freiburg dem Sportlichen Leiter, Mike Hofmann, einen Besuch ab. Bei einem gemeinsamen Abendessen wurde deutlich, dass Eiseles größter Respekt nicht so sehr der Konkurrenz in der Klasse bis 75 Kilogramm gilt, sondern eher der Hitze in der Wüstenstadt und den Klimaanlagen. „Da ist das Immunsystem am Limit“, weiß der 22-Jährige. Der Fünfte der European-Games in Baku muss abspecken. Und zwar gute acht bis neun Kilogramm. Das Starterfeld in seiner Konkurrenz ist „bärenstark“, weiß Mike Hofmann. Es wird schwer für den Neuzugang aus Mainz. „Es braucht ein verdammt gutes Los und natürlich eine gute Tagesform, um einen Top-Ten-Platz zu erreichen.“ Von einem Platz auf dem Treppchen möchte Hofmann erst gar nicht sprechen. „Das ist bei dieser Konkurrenz eigentlich utopisch.“ Für Eisele spricht sein Kämpferherz und das er sich immer wieder aufs Neue motivieren kann. Das wäre dann sehr wichtig, falls es über die Hoffnungsrunde geht. Außerdem ist Eisele voller Freude in den Flieger gestiegen. Denn: Ringen ist in den USA sehr beliebt. Die Halle wird proppevoll sein. „Darauf freue ich mich extrem“, meint Eisele. Nach zwölf Jahren kommen die Spitzenringer aus aller Welt wieder in den USA zusammen. Zuletzt kämpften 2003 in New York die Griffkünstler um Titel und Medaillen. Diese Weltmeisterschaft in Las Vegas ist gleichzeitig auch die erste Möglichkeit, sich einen Startplatz für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro zu erkämpfen. Dafür braucht es eine Platzierung unter den Top-Fünf. „Seit drei Jahren redet man davon, jetzt stehen die Titelkämpfe vor der Tür“, so Eisele. Neben Eisele wird auch sein Kumpel Stefan Kehrer für den Deutschen Ringer-Bund das Nationaltrikot überstreifen. Auch er ist seit dieser Saison für den TuS startberechtigt. Mit einem Sieg beim Vorbereitungsturnier in Bukarest schaffte es der Routinier in die engere Auswahl in Sachen WM-Nominierung. Eigentlich war der Zug nach einer enttäuschenden Deutschen Meisterschaft abgefahren. Ein angestrebtes internes Duell zwischen Stefan Kehrer und Erik Thiele um das WM-Ticket wurde abgesagt. Nun also geht der Mannheimer in der 97 Kilogramm-Freistil-Klasse an den Start und hat nichts zu verlieren. „Aber auch für ihn wird es sehr schwer“, weiß Hofmann. Für ihn, der zusammen mit Nicole Oswald die sportlichen Fäden beim TuS zieht, sei es das Wichtigste, dass sich beide nicht verletzen. „Für unsere Ziele sind sie elementar wichtig“, so Hofmann. Dass der TuS über eine äußerst starke Ausländerachse verfügt, das überrascht niemand mehr. Überraschend ist dann schon eher, dass gleich 14 ausländische Kräfte den TuS Adelhausen in Las Vegas vertreten. Eine stattliche Zahl, vor allem, wenn man die beiden Deutschen noch dazu zählt – 16. „Von der Quantität her stehen wir sogar vor Nendingen, die entsenden 13 Starter“, weiß Hofmann. Die Kehrseite der Medaille: Die Gefahr ist groß, dass der eine oder andere verletzt die Heimreise antritt oder auch, weil er das Olympia-Ticket noch nicht sicher hat, nicht von Anfang an für Adelhausen auf die Matte gehen darf. Die größten Chancen auf eine Medaille, ja sogar auf einen Titel hat der Bulgare Ivo Angelov (59 kg-Greco). Der Weltmeister von 2013 befindet sich in diesem Jahr einmal mehr in glänzender Verfassung. Siege bei den prestigeträchtigen „Dan Kolow“- und „Dave-Schultz“-Memorials unterstreichen das. „Die Goldmedaille führt nur über ihn“, weiß Mike Hofmann. Der Serbe Davor Stefanek (66 kg-Greco) ist noch amtierender Weltmeister. Allerdings wird es für ihn schwer, diesen Triumph in Las Vegas zu wiederholen. Ausgerechnet ein Akteur aus den eigenen Reihen wird als aussichtsreichster Titelanwärter gehandelt. Die Rede ist vom Ungarn Tamas Loerincz. „Der hat die Nase vorn“, sagt Hofmann. Alle WM-Starter des TuS Adelhausen im Überblick: Zoheir El Quarraque (Frankreich), Virgil Munteanu (Rumänien), Sezer Akgül (Türkei), Ivo Angelov (Bulgarien), Michal Tracz (Polen), Davor Stefanek (Serbien), Edgaras Venckaitis (Litauen), Danijel Janecic (Kroatien), Krystian Brzozowski (Polen), Tamas Loerincz (Ungarn), Bozo Starcevic (Kroatien), Radoslaw Marcinkiewicz (Polen), Viktor Loerincz (Ungarn), Pascal Eisele, Stefan Kehrer, Lyubomir Dimitrov (Bulgarien).