Von Mirko Bähr Rheinfelden-Adelhausen. „Geile Kämpfe, super Stimmung“, so fällt das Fazit von Michael Tilly, dem Vorsitzenden des TuS Adelhausen, aus. Über 2000 Zuschauer fieberten am Samstag am Mattenrand mit, als sich der SV Germania Weingarten und der KSV Köllerbach im ersten Halbfinale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft gegenüberstanden. Auch in Mainz tobte der Bär. Der hat vielleicht aber schon bald ausgetobt. So steht ein dickes Fragezeichen hinter der Saison 2015/2016. Im Ringer-Oberhaus gibt es derzeit ein echtes Säbelrasseln. Die große Mehrzahl der Vereine und der Deutsche Ringer-Bund (DRB) liegen im Clinch. 13 der 14 Vereine aus der 1. Bundesliga werden nur dann in der Saison 2015/2016 an den Start gehen, wenn der Verband ihnen ein Mitspracherecht zugesteht. Die Vereine ziehen – bis auf den ASV Mainz – an einem Strang. Der DRB seinerseits reagiert mit eiserner Härte. Auf Unverständnis stoßen die Forderungen bei den Verantwortlichen um den Präsidenten Manfred Werner. Der DRB stellt auf seiner Internetseite klar, dass auch in der Saison 2015/2016 ein Ligabetrieb mit rund 30 Vereinen stattfinden werde. „Der DRB hat damit eine Bundesliga.“ Sprich: Die bisherigen Zweitligisten und Mainz werden nun den Platz der Vereine einnehmen, die mit der aktuellen Situation nicht mehr einverstanden sind. Neben dem TuS Adelhausen sind das: KSV Köllerbach, RWG Mömbris-Königshofen, 1.Luckenwalder SC, KAV Mansfelder Land, AC Lichtenfels, TV Aachen-Walheim, ASV Nendingen, SV Germania Weingarten, KSV Aalen 05, VfK 07 Schifferstadt, KSV Schriesheim und der KSV Ispringen. „Das ist einmalig. Wir sind uns alle untereinander einig. Der Zusammenhalt, diese Geschlossenheit zeigt, dass wir es Ernst meinen. Und alle wollen es auch durchziehen“, macht Michael Tilly klar. Den Vereinen geht es um die Mitbestimmung bei den Punkten, die einzig und allein die 1. Bundesliga betreffen. So zum Beispiel Gebührenerhöhungen, Deutschquote oder Ligastruktur beziehungsweise Ligaeinteilung. Der Verband weist auf das Mitspracherecht bei den Bundesligatagungen hin. Zu wenig finden die Vereine. „Wir dürfen unsere Meinung kund tun, entscheiden wird aber das Präsidium beziehungsweise die Delegiertenversammlung“, sagt Tilly, der sich von dieser Entscheidung der DRB-Verantwortlichen doch etwas überrascht zeigt. Gesprächsbereit „Natürlich muss man mit so etwas rechnen. Es gab ja mehrere Varianten. Aber das der DRB ohne ein Gespräch mit uns, solch ein Statement abgibt, das hätte ich nicht gedacht“, so Tilly. Die aufmüpfigen Vereine wurden von DRB-Seite noch nicht informiert. „Es gibt kein offizielles Schreiben, wir haben das alles nur aus der Presse erfahren.“ Die Fronten sind verhärtet. Allerdings: Beide Seiten stehen jedoch für Gespräche zur Verfügung. „Wenn und soweit die Betroffenen daran noch Interesse haben. Gespräche mit dem Ziel, einvernehmlicher Änderungen der Regeln, funktionieren nach unserem Verständnis aber nicht einseitig, sondern nur durch einen echten Dialog“, lässt Günther Maienschein, DRB-Vize für Sport, wissen. Die Vereine werden einen Schritt auf den Verband zu gehen. Das haben sie am Rande der Halbfinalkämpfe nach kurzer Debatte beschlossen. „Aus den Zeilen der Pressemitteilung des DRB ist eine klare Gesprächsbereitschaft zu erkennen. Das Eingeständnis, dass die bisherigen Werkzeuge der Zusammenarbeit nicht funktioniert haben, können wir nur bestätigen.Wir werden kurzfristig auf den DRB zugehen,um zukunftsgerichtete Gespräche zu führen. Wir sind uns sicher,dass der DRB ebenfalls an der Erhaltung und Fortführung eines hochkarätigen Ringkampfsports in Deutschland Interesse und Bereitschaft zeigt“, heißt es in einer gestern veröffentlichten Mitteilung der Vereine, die bei einem Scheitern der Gespräche in der kommenden Runde in der höchsten Liga ihres Landes antreten müssten. Für den TuS Adelhausen würde das ein Abrutschen in die Regionalliga Baden-Württemberg bedeuten. „Es ist alles in der Schwebe“, meint Michael Tilly. Allerdings wolle man eine „einvernehmliche Lösung finden“. Am Ende müssten beide Seiten zu Zugeständnissen bereit sein und sich in der Mitte treffen. „Es gilt ein Konsens zu finden, mit dem alle Leben können.“ Mit Notfall Plan B Bleibe der DRB aber stur, dann würden sich die 13 Vereine („wir ziehen das durch“) überlegen, ob es eine andere Lösung gebe. „Wir haben im Notfall einen Plan B“, macht Tilly deutlich. Und der beinhalte eine eigenständige Liga. „Das wollen wir aber nicht. Wir wollen unter dem Dach des DRB fungieren und den Zuschauern so weiterhin Weltklasse-Sport anbieten“, sagt Tilly, der TuS-Vorsitzende, im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch in der kommenden Runde gibt es also Ringen der Extraklasse in Deutschland. Der TuS Adelhausen jedenfalls wird die Gespräche mit seinen Ringern und Sponsoren weiterführen. „Wir werden ihnen eine Plattform geben und Top-Sport anbieten“, erklärt er. Dazu passt, dass Carsten Kopp, der unermüdliche Kämpfer im Team des TuS, seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert hat und damit in seine vierte Saison auf dem Dinkelberg geht.