Ringen „Sascha“ zieht es auf den Berg

Die Oberbadische
Thomas Kestenholz (v.l.), Florian Philipp und Mike Hofmann freuen sich über die Verpflichtung von Alexander Semisorow, der nach seiner Verletzung wieder durchstarten möchte. Foto: Mirko Bähr Foto: Die Oberbadische

Ringen 1. Bundesliga: Alexander Semisorow unterschreibt beim TuS Adelhausen

Von Mirko Bähr

„Sascha“ ist zurück: Alexander Semisorow ist wieder in der Heimat und wird in der kommenden Saison für den TuS Adelhausen in der 1. Bundesliga auf die Matte gehen. „Wir sind sehr happy“, macht Mike Hofmann von der Sportlichen Leistung deutlich. „Ich freue mich nun auf diese neue Aufgabe“, strahlt der Freistil-Spezialist. Diesmal hat es also geklappt. Der TuS und Semisorow haben zusammengefunden.

Rheinfelden-Adelhausen. Für Semisorow ist der Wechsel vom ASV Nendingen auf den Dinkelberg ein Tapetenwechsel nicht nur in sportlicher Hinsicht. „Ich kehre auch wieder zu meiner Familie zurück, damit ich für sie da sein kann.“ Mit 14 zog der heute 23-Jährige aus, um die Ringerwelt zu erobern. Erst nach Schifferstadt ins Internat, dann nach Freiburg in den Olympiastützpunkt.

Nach sechs Jahren wird er wieder in Weil bei seiner Mutter wohnen, auf dem Dinkelberg trainieren und in Bad Säckingen arbeiten. „Ich habe nun alles vor Ort. Der Wohlfühlfaktor ist nicht unwichtig. Wenn das Umfeld stimmt, dann schlägt sich das auch auf der Matte nieder“, sagt Semisorow.

Den Deal mit eingefädelt hat auch ein Sponsor des Vereins. Die Kestenholz GmbH in Lörrach wird den ausgelernten KFZ-Mechatroniker in Bad Säckingen ab April beschäftigen. „Das war mitunter der entscheidende Pluspunkt gegenüber Nendingen. Nur so konnten wir diesen deutschen Spitzensportler vom aktuellen Deutschen Mannschaftsmeister loseisen“, weiß Hofmann.

„Wir erhoffen uns in erster Linie natürlich einen guten Mitarbeiter. Wenn wir das damit verbinden können, dem TuS unter die Arme zu greifen und so die Unterschrift zustande kam, freut uns das umso mehr“, erklärt Geschäftsführer Thomas Kestenholz.

Es ist nicht zum ersten Mal, dass die Kestenholzgruppe Leistungssportler ins Boot holt. Fußballer waren dabei, ja sogar Eishockey-Profis. So wie David Aebischer, der früher als Keeper in der NHL aktiv war. „Wir haben gute Erfahrungen gemacht. „Leistungssportler sind sehr ehrgeizig, fokussiert, nehmen ihre Aufgabe ernst und sind exakt und motiviert“, weiß Kestenholz.

Vor zwei Jahren verließ Semisorow die WKG Weitenau-Wieslet in Richtung Nendingen. Dort wurde er im ersten Jahr auf Anhieb Deutscher Meister mit dem Team. Und auch in diesem Jahr wurde es wieder der ASV. Allerdings: Zwei positive Dopingproben (siehe Extraartikel) erschüttern die Schwaben, aber vor allem Ringer-Deutschland. Die Gefahr ist groß, dass Nendingen den Titel wieder abgeben muss.

Semisorow durfte über weite Strecken der Saison nur zuschauen. Gleich zu Beginn der Runde riss er sich das Außenband. „Es war im Kampf gegen Vasyl Shuptar. Ich wollte Revanche nehmen für die Niederlage bei der EM 2014, und dann ist es kurz vor Schluss passiert“, erinnert sich Semisorow nur ungern. Nach der OP im Saarland ging es in die Reha. Und auch die Prüfung am Ende seiner Ausbildung stand an. Die Verletzung hat er nun überwunden und die Prüfung bestanden.

Neuer Verein, neue Umgebung, neuer Job. Alles neu? Nein. Der 66 kg-Freistil-Mann will wieder das hohe Niveau vor seiner Verletzung erreichen, als er Welt- und Europameister auf der Matte vor Probleme stellte. „Im ersten Jahr in der 1. Liga war ich dabei, im zweiten Jahr habe ich gemerkt, dass etwas geht, dabei aber auch unglücklich agiert. Im dritten Jahr werde ich nun Zeit brauchen, um wieder richtig reinzufinden, mir fehlt etwas die Erfahrung“, erklärt Semisorow.

Die soll er sich auch wieder in der Bundesliga holen. „Wir haben eine hohe Anzahl an Kämpfen vereinbart“, sagt Hofmann. Auf den „spektakulären“ Ahkmed Chakaev dürfen sich die Fans aber auch weiterhin freuen.

Im März steht in Russland ein erster internationaler Test an. „Das ist der erste Schritt, um mich zu beweisen. Gelingt mir das, dann steht die U23-EM auf dem Programm“, sagt der Weiler, der dieser Tage wieder voll eingestiegen ist. „Wir beginnen mit den Grundlagen. Ziel und Höhepunkt sind die Deutschen Meisterschaften Anfang Juni in Freiburg“, meint TuS-Coach Florian Philipp, der seinem neuen Schützling eine „unheimliche Beweglichkeit“ attestiert. Schön sei es, dass er als Trainer seinen Schützling vor Ort und damit „unter seinen Fittichen“ habe. Wichtig sei, dass nun ein gewisse Konstanz Einzug erhält.

Saisonauftakt ist am 3. September

„Das Angebot kam zur rechten Zeit, um wieder erfolgreich zu sein“, lässt Alexander Semisorow wissen, der mit seinem neuen Klub am 3. September in der Dinkelberghalle gegen den KSV Aalen in die neue Saison der dann eingleisigen 1. Bundesliga starten wird.

Eine Woche später ist der TuS dann schon in Nendingen zu Gast. Dann wird Semisorow nicht das rote Heimtrikot tragen, sondern in blau ein Griff-Feuerwerk abbrennen.

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