Rümmingen Charmeur des schwarzen Humors

Weiler Zeitung

Kulturo: Brillantes Kabarettvergnügen mit Konstantin Schmidt in der Rümminger Friedhofskapelle

Von Walter Bronner

Das passiert wohl höchst selten, dass es in der Rümminger Friedhofskapelle so lustig zugeht wie am Sonntag beim Gastspiel des Kabarettisten Konstantin Schmidt. Dabei erwies sich der von der örtlichen Kulturo-Initiative okkupierte Veranstaltungsort keineswegs als unpassend für derlei Vergnügen.

Rümmingen. Denn im teilweise mit rabenschwarzem Humor angefütterten Programm „Schmidternacht II – Mit den Waffen meiner Frau“ wurden auch dutzendweise Leichen vergraben. Im melodisch anmutsvollen Song „Ich schick‘ dir Rosen aus Paris“ teilt er quasi „durch die Blumen“ mit, wer da alles im Schatten des Gartenbaumes unter der humusreichen Krume verbuddelt ist.

Bereits vor diesem Song enttarnte sich der Waldkircher Charmeur mit dem Hang zum Morbiden als vorbehaltloser Verehrer und legitimer Nachfolger Georg Kreislers, wobei er sich erst ganz zum Schluss direkt zu seinem Idol bekannte und dessen unverwüstliches Frühlings- und Erkennungslied vom „Tauben vergiften im Park“ als Zugabe nachreichte. Denn auch die weiteren kabarettistischen Gestaltungsmittel des legendären Wieners hat Schmidt voll drauf: schöner kräftiger Bariton, perfekt-elegantes bis virtuoses Klavierspiel, frappierende Reimkunst und herrlich-kuriose Boshaftigkeiten. Letztere vor allem auf das Dasein im digitalen Zeitalter, mit dem Kreisler noch nichts zu tun hatte. Das wird übrigens programmdurchgängig als One-Man-Szenerie aufbereitet am Beispiel eines gestandenen Ingenieurs (Schmidt ist tatsächlich einer) im Spannungsfeld zwischen Berufs- und Privatleben.

In beiden Fällen auch in der Rolle des Loosers, der in der Firma von Chef und einer Controlling-Tussi mit „Time, Budget and Quality“-Forderungen gemobbt und daheim bei haustechnischer Reparaturarbeit von der Gattin schon mal als „Ungenieur“ betitelt wird. Auch in den dazwischen gelagerten Chansons und Songs geht es um die Alltagskämpfe mit der Tücke des Objekts, die Meeting-Manie im Büro und mordlüsterne Tagträume, wie die des „Küchenjungen im Atlantic“. Spätestens die Parodie von der magischen Sogwirkung eines Schuhladens auf die Frauen macht auch dem begriffsstutzigsten Zuschauer klar, was es mit dem stachelbestückten, knallig pinken High Heel als dauerpräsentes Requisit auf sich hat.

Boshafte verbale Attacken enthalten auch der Beschwerdesong „Es gibt zu viele Schwalben in Berlin“, bei dem sich das Vogel-L leicht wegdenken lässt, oder die Hasstirade auf „Guido“, den King aus der „Shopping-Queen“ und die Parodie vom gescheiterten Selbstversuch des „Zeltverkäufers“, quasi das Schmidt’sche Pendant zu Kreislers „Sport ist gesund“.

Und dann sind da noch etliche einsichtsvolle (nicht nur chinesische) Weisheiten wie „Auch der höchste Turm fängt ganz unten an“ oder zum Positiven Eigenschaften-Turbo, kurz PET genannt, und nicht zuletzt die Erkenntnis, „wichtig für die Harmonie ist ja nur das gute Gefühl bei den anderen“.

Übrigens: Wie der Wiener Taubenvergifter hat auch der Waldkircher Scherzbold Konstantin Schmidt sein Erkennungsglied – eine Ballade auf die Rollatorstreifen entlang der Hauptstraße seiner Heimatstadt.

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